Rezension: „Die Eifel und die blinde Wut“
Zuletzt hat die Abschaffung der Biotonne im Landkreis Vulkaneifel große Diskussionen ausgelöst. Statt Papierbeuteln und großer „Madencontainer“ wollen viele Eifeler ihre Biotonne behalten. Doch kann man darüber so in Rage geraten, dass man jemanden umbringt? Fünf Jahre ist es her, dass der Kommunalpolitiker und Vollblutpopulist Timotheus Nippes getötet und zerstückelt wurde. Seine Überreste wurden in Müllcontainern gefunden. Nun rollt der gerade von seinem Burn-out genesene Kriminalkommissar Werner Baltes zusammen mit zwei Kollegen den alten Fall neu auf und stößt dabei auf einige Ungereimtheiten.
Kauzige Charaktere, eine gute Beobachtungsgabe und viel Eifelkolorit sind die Würze für Angelika Kochs Krimi. Nicht nur der Müll, auch Themen wie ökologische Landwirtschaft, soziale Medien oder Kindesmissbrauch spielen darin eine Rolle. Besonders gelungen sind ihr die Beschreibungen der Schauplätze, die sich beim Lesen förmlich vor den Augen materialisieren. Beispiel gefällig? „Ingeborg Schröder führte sie in ein Wohnzimmer mit breiten, den Giebel ausfüllenden Panoramafenstern, welche die Aussicht freigaben auf die Panoramafenster des Nachbarhauses. Dazwischen überlebte eine Ordonnanz schütterer Kirschlorbeersträucher vor grün lackierter Doppelstabmatte aus Metall, die den Grenzübertritt zum Grundstück nebenan verwehrte. Die Einrichtung war spartanisch, so gemütlich wie der Showroom eines kurz vor der Insolvenz stehenden Möbelhändlers.“