Briedern/Trier

Vom kleinen Motorboot zur stolzen Flotte: Reederei Kolb fährt seit 1921 auf der Mosel

Von Alexander Wittlings
Die Wappen von Cochem auf dem Weg in den Hafen der Kreisstadt: Auf dem 59,92 Meter langen Schiff haben bis zu 800 Passagiere Platz. Von Briedern aus führt die Familie Kolb das Personenschifffahrtsunternehmen.  Foto: Rühle
Die Wappen von Cochem auf dem Weg in den Hafen der Kreisstadt: Auf dem 59,92 Meter langen Schiff haben bis zu 800 Passagiere Platz. Von Briedern aus führt die Familie Kolb das Personenschifffahrtsunternehmen. Foto: Rühle

Die Personenschifffahrt Gebrüder Kolb fährt seit 1921 Passagiere auf der Mosel. Doch seit der Gründung hat sich vieles geändert. Wer als Tourist an die Mosel kommt oder Verwandte zu Besuch hat, kommt an ihr kaum vorbei: einer Schiffsrundfahrt auf der Mosel mit der weißen Flotte.

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Bei gemütlichem Tempo und einer Tasse Kaffee auf dem Fluss zu entspannen, ist für viele der perfekte Ausklang eines Ausflugs in der Region. Bis zu 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen dafür, dass bei den Gästen kein Wunsch offen bleibt. Dabei hat vor 100 Jahren alles ganz klein angefangen.

Platzhirsch an der Mosel

Mit einem einzigen kleinen Motorboot, das er nach seiner Frau „Maria“ taufte, startete Peter Kolb 1921 sein Unternehmen. Zunächst auf einen fahrplanmäßigen Linienverkehr zwischen Cochem-Beilstein und Briedern beschränkt, folgten einige Jahre später zwei weitere Motorboote für den Liniendienst, und sein Sohn Michael Kolb stieg in das Familienunternehmen ein. In der Nachkriegszeit wurden die Boote vor allem beim Wiederaufbau als Schlepper eingesetzt. Mit der durchgängigen Schiffbarmachung der Mosel 1964 kam der Ausbau der Flotte schließlich in Fahrt, und die ersten beiden Fahrgastschiffe, wie man sie heute kennt, wurden angeschafft.

Um seinen sechs Söhnen und drei Töchtern eine Zukunft zu bieten, erweiterte Michael Kolb die Flotte im Laufe der Jahre um weitere Schiffe und machte 1980 aus der Reederei die heutige Personenschifffahrt Gebrüder Kolb oHG. Seitdem ging es für die Reederei nur bergauf. 29 Fahrgastschiffe und eine Autofähre machen sie heute zum absoluten Platzhirsch an der Mosel.

Nie langweilig an Bord

Ludwig Vögele ist der Betriebsleiter des Standortes Trier und selbst seit 40 Jahren mit dabei. Für ihn ist das Jubiläum etwas ganz besonderes. „Als ich damals als Schiffsjunge angefangen habe, hatten wir sechs Schiffe“, sagt Vögele. „Seitdem ist viel passiert. Wir haben immer wieder neue Routen und modernere Schiffe dazubekommen. Selbst die Gastronomie hat sich verändert. Vom Image der Fahrt mit Bockwurst im Brötchen sind wir lange weg. Heutzutage bieten wir sowohl Eventfahrten mit 3-Gänge-Menüs, als auch Kaffeefahrten mit Waffeln an. Wir sind inzwischen sehr breit aufgestellt.“

Vor rund zehn Jahren hat die Reederei angefangen, Eventfahrten anzubieten. Egal, ob Oster- oder Muttertagsbrunch auf dem Schiff, Glühwein-, Advents- und Silvesterfahrten oder Konzerte auf der Mosel, das Angebot wird sehr gut angenommen. „Die Eventfahrten sind voll eingeschlagen“, sagt Vögele. „Während wir auf den normalen Fahrten viele Touristen haben, ziehen die Eventfahrten vor allem einheimische Gäste an.“ Dadurch werde das Geschäft auch unabhängiger von Touristen.

An Bord werde es nie langweilig, sagt Vögele. Egal, wann man rausfahre, man wisse nie, was einen erwartet. „Wir hatten auch schon Heiratsanträge an Bord, bei denen die Leute dann ein Mikro gebraucht haben, oder eine Schwangere, bei der mitten auf der Fahrt die Wehen eingesetzt haben“, sagt Vögele. „Einmal war sogar die versteckte Kamera von ‚Verstehen Sie Spaß‘ bei uns“, sagt Vögele. „Da haben Schauspieler einen Stuntman über Bord geworfen, weil er angeblich keine Fahrkarte dabei hatte. Die Gesichter der anderen Passagiere waren großartig.“

Im Laufe der Jahre seien auch die Gäste immer jünger geworden, sagt Vögele. Während früher vor allem Senioren die Fahrten mitgemacht hätten, seien heutzutage auch viele Studenten, Jugendgruppen und Familien an Bord. Auch Betriebs- oder Familienfeiern seien keine Seltenheit.

Coronakrise traf auch die Gebrüder Kolb

Die Coronakrise hat, wie eigentlich alle Unternehmen in der Gastronomie, auch die Schifffahrt Gebrüder Kolb hart getroffen. Große Teile der Flotte wurden in diesem Jahr aus Mangel an Gästen kaum genutzt. „Wir hatten vielleicht 14 Tage im Sommer, an denen wir eine normale Auslastung hatten“, sagt Vögele. „Unser Stammpersonal konnten wir mit Kurzarbeit halten, aber viele Ideen, die wir umsetzen wollen, müssen fürs Erste warten.“

Auf eine Neuerung freut sich Vögele trotzdem ganz besonders: Ab 2022 soll die „Riverdream“ das neue Herzstück der Flotte werden. 68 Meter lang und über elf Meter breit hat die aus den Niederlanden stammende „Riverdream“ Platz für bis zu 600 Gäste. Hier sollen laut Vögele ganz besondere Veranstaltungen stattfinden, wie Hochzeiten, Konzerte und Gala-Abende. Auch am „Mosel Licht und Flammen“ Festival zwischen Wasserbillig und Remich soll die „Riverdream“ im Mai teilnehmen.

Das Angebot des Unternehmens

Die Personenschifffahrt Gebrüder Kolb ist mit 29 Personenschiffen der größte Anbieter von Touren an der Mosel.

Von den Anlegestellen in Bernkastel-Kues, Cochem und Trier aus bietet die Reederei Rundfahrten, Eventfahrten und Tagesfahrten, zum Beispiel zum Deutschen Eck in Koblenz oder nach Saarburg an. Während der Sommerfahrplan von April bis Oktober vor allem für Touristen ausgelegt ist (Rundfahrten oder Tagesfahrten), soll der Winterfahrplan mit vielen verschiedenen Eventfahrten auch etwas für Einheimische bieten.

Dazu gehören Glühwein-, Advents- und Nikolausfahrten, Brunchfahrten, Silvesterfahrten, Heringsessen nach Aschermittwoch oder Galaabende mit Konzerten und Drei-Gänge-Menüs an Bord. Einzelne Schiffe werden zudem auch privat für Hochzeiten, Firmenfeiern oder ähnliches gebucht.

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