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Kaisersesch

700 Jahre Stadtrechte: Verkehrsgünstige Lage ist Kaiserseschs Stärke

Von Brigitte Meier
... ist die Hauptstraße zu sehen.
... ist die Hauptstraße zu sehen. Foto: Archiv Berg

Als Erzbischof Balduin vor 700 Jahren König Ludwig, dem Bayern, vorschlägt, dem damaligen Dorf „Esch“ früher als etwa Cochem und Klotten die Stadt- und Marktrechte zu verleihen, tut er das nicht, weil er eine besondere Vorliebe für den Eifelort gehabt hätte. Das schreibt der Heimatforscher Werner Schumacher (1942-2014) in der Chronik der Stadt Kaisersesch: „Kaisersesch hatte es vielmehr seiner für die Pläne Balduins exponierten Lage zu verdanken, dass es Stadt wurde.“

Lesezeit: 3 Minuten
Denn der Flecken „Esch“ liegt an der wichtigsten Verkehrsverbindung zwischen Koblenz und Trier, die bereits die Römer als Heer- und Nachschubstraße für sich entdeckt haben. Für die zahlreichen Kleinkriege und Fehden mit den Dynastiegeschlechtern und der Ritterschaft benötigt Balduin an strategisch wichtigen Stellen Stützpunkte und Verwaltungsbezirke, wozu ihm Kaisersesch geeignet ...
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Zeitleiste

Das Prison: Nach der Verleihung der Stadtrechte 1321 umgab sich Kaisersesch mit einer Stadtmauer, die auch das alte Gefängnis schützte. Die Zellen des sogenannten Prison befanden sich im Untergeschoss des im 17. Jahrhundert erbauten kurtrierischen Rathauses. Die Franzosen machten das Prison 1795 zum Sitz der „mairie“, des Gemeindehauses. 1868 wurde das Gebäude nicht mehr als Amtsgebäude genutzt, sondern nur noch als Gefängnis und Wohnung für die Wärter. Später diente das Haus als Lehrerwohnung, Wirtschaftsamt, Flüchtlingsunterkunft und Obdachlosenasyl. Heute befindet sich im Obergeschoss des Hauses ein Heimatmuseum.

Die Post: Die Lage Kaiserseschs an der Straße zwischen Koblenz und Trier war nicht nur interessant für das Militär, sondern auch für den zivilen Verkehr. 1725 verpflichtete Kurfürst Franz Ludwig von Neuerburg den Fürsten Thurn und Taxis, zwischen Koblenz und Trier einen Postwagen einzurichten. So entstand in Kaisersersch eine wichtige Postkutschenstation mit der Möglichkeit zum Pferdewechsel. Der bei der Stadtsanierung errichtete Depeschenbrunnen auf dem Alten Postplatz erinnert an die Bedeutung der Poststation in Kaisersesch.

Die Eisenbahn: Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Eifeleisenbahn gebaut, und Kaisersesch bekam 1895 einen Bahnhof. Das Gebäude samt dem Bahnhofsgelände wurde 1944 bei einem Bombenangriff zerstört und Anfang der 1950er-Jahre wieder aufgebaut. In den 1990er-Jahren schien mit der Stilllegung der kompletten Strecke Gerolstein-Andernach das Ende der Eisenbahn besiegelt. Doch seit einigen Jahren ist die Strecke Kaisersesch-Mayen für den Personenverkehr wieder befahrbar.

Schulen: Die ersten Bildungsmöglichkeiten für Kinder in Kaisersesch gab laut der Stadtchronik bereits im 17. Jahrhundert. Der erste vom Erzbischof ernannte Lehrer war Johann Pinger aus Koblenz. 1835 wurde Architekt Johann Claudius von Lassaulx mit der Planung eines Schulneubaus beauftragt. Die Alte Schule hatte ausgedient, als 1956 eine neue Schule „Im Haag“ bezogen wurde. Der Standort entwickelte sich zum Schulzentrum, wo heute eine Schullaufbahn von der Grundschule bis zum Fachabitur möglich ist.

Jüdisches Leben: Es ist nicht bekannt, wann sich Juden in Kaisersesch angesiedelt haben. Es ist jedoch anzunehmen, dass nach der Stadtrechtsverleihung vor 700 Jahren Handel treibende Juden den Marktflecken in der Eifel besuchten und sich auch hier niederließen. Der Handel war einer der wenigen Berufe, die Juden ausüben durften. Die Anfänge der jüdischen Gemeinde sind zwischen 1808 und 1856 anzunehmen, es entstanden eine Synagoge und ein jüdischer Friedhof. Als die Verfolgung der Juden in der Nazizeit ihren schrecklichen Höhepunkt erreichte, war Kaisersesch ein zentraler Sammelplatz zur Deportation in die Konzentrationslager.

Bürgerproteste: Zweimal in den 1980er-Jahren wurde Kaisersesch zum Zentrum für heftigen Widerstand gegen politische Entscheidungen. Die Pläne der Landesregierung, zwischen Kaisersesch und Illerich eine atomare Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) anzusiedeln, und einige Jahre später die Idee, mit dem Bau einer Sondermüllverbrennungsanlage, Arbeitsplätze in die Region zu bringen, scheiterte an den Protesten von starken Bürgerinitiativen. bme

Das Programm

Das vom Festkomitee geplante und ausgearbeitete Festprogramm anlässlich der 700-Jahr-Feier der Stadt, musste der Pandemielage angepasst werden und wird zunächst in abgespeckter Form geboten.

Auftakt ist ein moderierter Festakt im Kaisersescher Wald am Sonntag, 19. September. Dort wird Stadtbürgermeister Gerhard Weber die Festansprache halten und Landrat Manfred Schnur sowie Verbandsgemeindebürgermeister Albert Jung Grußworte an die Bürger und Bürgerinnen richten. Danach wird ein Gedenkstein zur 700-Jahr-Feier enthüllt. Die Stadt beabsichtigt, für jeden Bewohner von Kaisersesch je einen Baum zu pflanzen, was mit der Pflanzung eines Baumes angezeigt wird. Der Musikverein Cochem begleitet den Festakt. Um 10.30 Uhr beginnt eine Liveübertragung der Feierlichkeiten, die Interessierte unter youtu.be/TiaJfm9ed30 verfolgen können.

Vom 17. bis 19. September, werden von 20 bis 24 Uhr verschiedene städtische Gebäude durch den Lichtkünstler Peter Baur farbig illuminiert. Am Pilgerbrunnen steht eine Fotobox, die von 16 bis 22 Uhr genutzt werden kann. Es wird im Rahmen der Feierlichkeiten für alle Interessierten eine Fotorallye und eine digitale Schnitzeljagd mit kurzweiligen Aufgaben geben. Ausgelobt sind drei Hauptpreise in Form von Einkaufsgutscheinen sowie diverse Trostpreise. Überdies haben die Offiziellen ein Festweinpaket unter dem Motto „Zuhause genießen” zusammengestellt. Dieses kann über die Stadt Kaisersesch, E-Mail stadt@kaisersesch.de, auch noch in einigen Wochen nach der Eröffnungsveranstaltung, käuflich erworben werden.

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