Cochem-Zell. Ostern in Zeiten der Corona-Pandemie. Auch für die Kirchen und die Pfarrerinnen und Pfarrer stellt dies eine große Herausforderung dar. „Ostern wird dieses Jahr tatsächlich ganz anders sein. Keine öffentlichen Gottesdienste, keine großen gemeinsamen Familienfeste“, meint Pfarrer Paul Diederichs, der stellvertretende Dechant des Dekanats Cochem. Doch er fügt auch hinzu: „Trotzdem werden wir Messe feiern, die Glocken werden läuten und auch das Osterlicht wird brennen.“
In der Tat haben sich die christlichen Gemeinden im Kreis viel einfallen lassen, um diese Tage zu feiern und trotz aller Einschränkungen besonders zu gestalten. In den katholischen Pfarrgemeinden wird die Eucharistie gefeiert und per Video, Livestream oder in den sozialen Medien übertragen. Auch die evangelischen Gemeinden feiern online Gottesdienste. Traditionell schweigen nach dem Karfreitag in vielen Gemeinden die Glocken bis Ostern. Stattdessen gehen Kinder durch die Straßen und „Kleppern“. Dies geht derzeit nicht. Und dennoch werden an diesen Tagen die Holzinstrumente zu hören sein. Die Pfarreiengemeinschaft Zeller Hamm hat ihre Firmlinge, Kinder und Messdiener dazu aufgerufen, an Karfreitag und Karsamstag für drei Minuten um 12 Uhr vom Balkon aus, oder aus dem Fenster oder von der Terrasse zu kleppern. In Bremm beispielsweise wird dies an Gründonnerstag um 18.45 Uhr, an Karfreitag und Karsamstag jeweils um 6.30 Uhr, 11.45 Uhr und 18.45 Uhr passieren. In anderen Gemeinden sieht dies ähnlich aus.
An Gründonnerstag erinnern die Christen an die Einsetzung des Abendmahls durch Christus am Vorabend seiner Kreuzigung. Traditionell wird an diesem Tag in vielen Gemeinden das Abendmahl gefeiert. In der Kirche ist dies dieses Jahr nicht möglich. Aber die evangelische Kirchengemeinde Cochem wird das Abendmahl diesmal online feiern. Eine Premiere. Pfarrerin Dr. Anke Wiedekind wird vor der Kamera die Einsetzungsworte sprechen, zu Hause werden die Gläubigen Wein und Brot empfangen. „Wir haben vorigen Sonntag schon darauf hingewiesen, dass jeder Wein oder Traubensaft und Brot bereitstellen soll“, so die Pfarrerin. Gemeinde sei die Versammlung der Gläubigen, die sich nun eben virtuell versammelt, betont sie. Daher sei dies nur folgerichtig.
An Ostern werden traditionell in der Osternacht auch die Osterkerzen entzündet. Dies wird auch in diesem Jahr geschehen. In den katholischen Kirchen im Kreis können anschließend Gläubige eigene Kerzen an der Osterkerze anzünden, ab 11 Uhr sind am Ostersonntag hier die Kirchen geöffnet, wobei die Gemeinden darauf hoffen, dass nicht alle zur gleichen Zeit dann in die Kirchen kommen. Auch wird es hier örtlich unterschiedliche Regelungen geben. In der Pfarreiengemeinschaft Zeller Hamm werden zudem kleine Zettel mit Bibelversen für die Menschen bei den Kerzen liegen .
Auch in den evangelischen Kirchen werden Kerzen entzündet. Der Zeller Pfarrer Thomas Werner wird dies in Zell machen, Katechet Willi Müller-Schulte in Blankenrath. „Meine Frau wird dann an der Orgel sitzen und das Osterlied 'Christ ist erstanden' spielen“, so der evangelische Pfarrer. Anschließend wird das Osterlicht von ihm und Katechet Müller-Schulte zu Menschen in der Gemeinde gebracht. In vielen katholischen Pfarrgemeinden bringen Firmlinge das Osterlicht zu den Menschen, die das Haus nicht verlassen können oder möchten.
Im Zeller Raum werden in den Hauskapellen der Seniorenzentren Osterlieder gesungen und in die Zimmer übertragen. „Ich freue mich, dass so vieles doch möglich ist, damit Ostern gefeiert werden kann“, meint Pfarrer Paul Diederichs. Und auch, wenn sich die Menschen derzeit nicht in den Kirchen versammeln könnten, um dort Gottesdienst zu feiern, so sei er gewiss, dass Gott die Menschen nicht alleine lasse. „Christus ist mitten unter uns, auch in dieser schweren Zeit. Und wir sind in dieser Zeit verbunden im Gebet. Und irgendwann werden wir auch wieder alle gemeinsam feiern können“, so der stellvertretende Dechant.
Von unserem Mitarbeiter Dieter Junker