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Cochem

Ostern unter besonderen Bedinungen: Die fehlende Gemeinschaft mit anderen schmerzt

Von Dieter Junker
Für Rüdiger Lancelle sind Online-Gottesdienste kein wirklicher Ersatz. Ihm fehlt der Kontakt zu Gemeinde.  Foto: Kevin Rühle
Für Rüdiger Lancelle sind Online-Gottesdienste kein wirklicher Ersatz. Ihm fehlt der Kontakt zu Gemeinde. Foto: Kevin Rühle

Die Karwoche, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern. Für Christinnen und Christen sind dies bedeutende Feste im Kirchenjahr. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Die Kirchen sind geschlossen, es werden keine Osterfeuer in der Osternacht brennen, es gibt kein gemeinsames Frühstück nach dem Gottesdienst in der Osternacht. Für Menschen, denen dies etwas bedeutet, keine leichte Zeit.

Lesezeit: 2 Minuten
„Die Gottesdienste, die Gemeinschaft in den Kirchen mit anderen Menschen, die gemeinsame Feier des Heiligen Abendmahls, das alles wird mir in dieser Karwoche und dann an Ostern sehr fehlen“, meint Rüdiger Lancelle aus Cochem. Gottesdienste, sie gehören zu seinem Leben, betont er. Viele Jahre, ja Jahrzehnte, war er Presbyter in der ...
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Ostereier können versteckt und gesucht werden

Für die Ostertage ist herrliches Wetter angekündigt. An den Feiertagen stehen oft auch Verwandtenbesuche an. Die Kinder suchen Ostereier im Garten. Doch in Zeiten der Corona-Pandemie ist alles etwas anders. Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, die Kontaktbeschränkungen in Deutschland auch über Ostern hinaus zu verlängern. Danach sind die Bundesbürger „angehalten, auch während der Osterfeiertage Kontakte zu anderen Menschen außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstandes gemäß den geltenden Regeln auf ein absolutes Minimum zu reduzieren“. Dabei werden die Bürger aufgefordert, „generell auf private Reisen und Besuche auch von Verwandten zu verzichten“.

Diese Beschränkungen gelten auch über die Osterfeiertage, betont dazu die Kreisverwaltung. Danach ist der Aufenthalt im öffentlichen Raum nur alleine oder mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person und im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstands zulässig. „Einem Osterspaziergang steht daher alleine, mit den im eigenen Haushalt lebenden Familienmitgliedern oder mit einer weiteren Person grundsätzlich nichts entgegen“, heißt es aus dem Kreishaus. Dabei sei jedoch zu beachten, dass im öffentlichen Raum, wo immer möglich, ein Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten ist. Auch bei der Auswahl der Spazier- oder Wanderwege müsse dies beachtet werden, so die Kreisverwaltung. Insbesondere könne bei besonders beliebten Wanderwegen, schmalen Traumpfaden oder Klettersteigen die Einhaltung des gebotenen Abstandes nicht immer gewährleistet werden. Zudem weist die Kreisverwaltung nachdrücklich darauf hin, dass Ansammlungen im öffentlichen Raum ebenso wie Zusammenkünfte in Vereinen oder an sonstigen Sport- und Freizeiteinrichtungen nicht erlaubt sind. „Treffen von mehreren Personen an Grill- und Wanderhütten sind daher nicht zulässig“, so eine Sprecherin des Kreises.

Gerade auch im Blick auf die Osterfeiertage sei zudem zu beachten, dass auch die Durchführung von Veranstaltungen oder Feiern im privaten Raum nicht zulässig ist, macht die Kreisverwaltung deutlich.

Und das Ostereiersuchen? „Beim Eiersuchen im eigenen Garten oder im Garten des Nachbarn handelt es sich nicht um eine Ansammlung im öffentlichen Raum. Daher können die Osternester wie gewohnt versteckt und gesucht werden“, so der Kreis. dj

Trotz Corona wird das Osterlicht brennen

Cochem-Zell. Ostern in Zeiten der Corona-Pandemie. Auch für die Kirchen und die Pfarrerinnen und Pfarrer stellt dies eine große Herausforderung dar. „Ostern wird dieses Jahr tatsächlich ganz anders sein. Keine öffentlichen Gottesdienste, keine großen gemeinsamen Familienfeste“, meint Pfarrer Paul Diederichs, der stellvertretende Dechant des Dekanats Cochem. Doch er fügt auch hinzu: „Trotzdem werden wir Messe feiern, die Glocken werden läuten und auch das Osterlicht wird brennen.“

In der Tat haben sich die christlichen Gemeinden im Kreis viel einfallen lassen, um diese Tage zu feiern und trotz aller Einschränkungen besonders zu gestalten. In den katholischen Pfarrgemeinden wird die Eucharistie gefeiert und per Video, Livestream oder in den sozialen Medien übertragen. Auch die evangelischen Gemeinden feiern online Gottesdienste. Traditionell schweigen nach dem Karfreitag in vielen Gemeinden die Glocken bis Ostern. Stattdessen gehen Kinder durch die Straßen und „Kleppern“. Dies geht derzeit nicht. Und dennoch werden an diesen Tagen die Holzinstrumente zu hören sein. Die Pfarreiengemeinschaft Zeller Hamm hat ihre Firmlinge, Kinder und Messdiener dazu aufgerufen, an Karfreitag und Karsamstag für drei Minuten um 12 Uhr vom Balkon aus, oder aus dem Fenster oder von der Terrasse zu kleppern. In Bremm beispielsweise wird dies an Gründonnerstag um 18.45 Uhr, an Karfreitag und Karsamstag jeweils um 6.30 Uhr, 11.45 Uhr und 18.45 Uhr passieren. In anderen Gemeinden sieht dies ähnlich aus.

An Gründonnerstag erinnern die Christen an die Einsetzung des Abendmahls durch Christus am Vorabend seiner Kreuzigung. Traditionell wird an diesem Tag in vielen Gemeinden das Abendmahl gefeiert. In der Kirche ist dies dieses Jahr nicht möglich. Aber die evangelische Kirchengemeinde Cochem wird das Abendmahl diesmal online feiern. Eine Premiere. Pfarrerin Dr. Anke Wiedekind wird vor der Kamera die Einsetzungsworte sprechen, zu Hause werden die Gläubigen Wein und Brot empfangen. „Wir haben vorigen Sonntag schon darauf hingewiesen, dass jeder Wein oder Traubensaft und Brot bereitstellen soll“, so die Pfarrerin. Gemeinde sei die Versammlung der Gläubigen, die sich nun eben virtuell versammelt, betont sie. Daher sei dies nur folgerichtig.

An Ostern werden traditionell in der Osternacht auch die Osterkerzen entzündet. Dies wird auch in diesem Jahr geschehen. In den katholischen Kirchen im Kreis können anschließend Gläubige eigene Kerzen an der Osterkerze anzünden, ab 11 Uhr sind am Ostersonntag hier die Kirchen geöffnet, wobei die Gemeinden darauf hoffen, dass nicht alle zur gleichen Zeit dann in die Kirchen kommen. Auch wird es hier örtlich unterschiedliche Regelungen geben. In der Pfarreiengemeinschaft Zeller Hamm werden zudem kleine Zettel mit Bibelversen für die Menschen bei den Kerzen liegen .

Auch in den evangelischen Kirchen werden Kerzen entzündet. Der Zeller Pfarrer Thomas Werner wird dies in Zell machen, Katechet Willi Müller-Schulte in Blankenrath. „Meine Frau wird dann an der Orgel sitzen und das Osterlied 'Christ ist erstanden' spielen“, so der evangelische Pfarrer. Anschließend wird das Osterlicht von ihm und Katechet Müller-Schulte zu Menschen in der Gemeinde gebracht. In vielen katholischen Pfarrgemeinden bringen Firmlinge das Osterlicht zu den Menschen, die das Haus nicht verlassen können oder möchten.

Im Zeller Raum werden in den Hauskapellen der Seniorenzentren Osterlieder gesungen und in die Zimmer übertragen. „Ich freue mich, dass so vieles doch möglich ist, damit Ostern gefeiert werden kann“, meint Pfarrer Paul Diederichs. Und auch, wenn sich die Menschen derzeit nicht in den Kirchen versammeln könnten, um dort Gottesdienst zu feiern, so sei er gewiss, dass Gott die Menschen nicht alleine lasse. „Christus ist mitten unter uns, auch in dieser schweren Zeit. Und wir sind in dieser Zeit verbunden im Gebet. Und irgendwann werden wir auch wieder alle gemeinsam feiern können“, so der stellvertretende Dechant.

Von unserem Mitarbeiter Dieter Junker
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