Cochem-Zell. Um die Luft und auch die Emotionalität aus dem Dauerbrennerthema Interkommunales Gewerbegebiet zu nehmen, geht Knut Schneider, Regionalgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz, die Sache pragmatisch an. Die neuesten Zahlen des Statistischen Landesamtes, mit denen die IHK die zentralen Wirtschaftsdaten für den den Landkreis zusammengefasst hat, sprechen eine deutliche Sprache: Von den 1,72 Milliarden Bruttowertschöpfung entfallen im Kreis Cochem-Zell 76,1 Prozent auf den Dienstleistungsbereich, 21,9 Prozent auf das produzierende Gewerbe. Das bedeutet: „Im Bereich Tourismus gibt es alles, aber auch nichts richtig, denn die Saison dauert in der Regel sechs Monate“, betont Schneider, dafür mangelt es an qualifizierten Arbeitsplätzen im Bereich Produzierendes Gewerbe.
Während in der Hotellerie und Gastronomie der Fachkräftemangel eklatant im Kreis ist (wie in vielen anderen Regionen auch), gibt es Unternehmen, die dringend mehr Platz benötigen, um ihre Zukunftspläne in die Tat umzusetzen. Die vier Verbandsgemeinden Cochem, Zell, Ulmen und Kaisersesch benötigen mehr Platz für neue Gewerbeansiedlungen. Dringend.
Was will der Landkreis Cochem-Zell? Tierbeseitigungsanlagen? Ganz sicher nicht. Unternehmen 4.0? Das ist es. „Und hier sind wir an einem Knackpunkt, denn das ist den Menschen im Kreis bei der Diskussion um die Standortfrage für ein Interkommunales Gewerbegebiet meiner Ansicht nach nicht vermittelt worden“, betont IHK-Fachmann Knut Schneider im Gespräch mit der RZ.
Bei der Suche nach einem neuen Standort hält er eine geeignete Größe zwischen 20 und 50 Hektar, geklärte Eigentumsverhältnisse und die Lage an einer Autobahn (A 48 im Idealfall) für unabdingbar, möglichst „nicht weiter als fünf Minuten zum Autobahnanschluss“ entfernt. Das sind Voraussetzungen, sagt der IHK-Regionalgeschäftsführer, die ansiedlungswillige Unternehmen erwarten. „Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass es Standards sind, denn es kann nicht sein, dass bei dem Wunsch einer Firma nach mehr Fläche erst noch einmal neu verhandelt werden muss, weil die Fläche nicht im Eigentum der Kommune ist.
Und von der Autobahn aus gesehen zu werden, ist vielen Firmeninhabern total wichtig – ganz einfach aus Imagegründen. Das Argument, es gebe keine geeignete Fläche, lässt Knut Schneider nicht gelten. „Es muss etwas getan werden, das sollte allen klar sein“, betont Schneider. Unternehmen, die Interesse bekunden, in den Landkreis zu kommen, muss, so der Experte, etwas angeboten werden können. „Wir brauchen ein Zugpferd, einen Anfang.“ Das Unternehmen, das sich für den Standort Kaisersesch interessierte und bis zu 800 Arbeitsplätze gebracht hätte, wäre laut Schneider so eines gewesen. Chance vertan? „Ja, das ist einfach schade, und sollte nicht öfter passieren.“
Bei den anstehenden politischen Entscheidungen setzt Schneider auf Weitsicht – „und das Verständnis in den Köpfen, dass Unternehmen in der Region auch die Kaufkraft erhöhen“. Schwarzmalerei ist Schneiders Ding nicht. „Weitsicht und Mut, sonst werden wir immer auf dem letzten Platz bleiben.“ Denn die Gastronomie, auf die alle immer gebaut haben, ist in der Tat in einer Krise. Petra Mix