Mosel

Moselaner beseitigen Spuren des Hochwassers: Forderung nach besseren Prognosen

Von David Ditzer
Am Fuße des Calmonts bei Ediger-Eller hat die Mosel zwischen ihrem eigentlichen Flussbett und der Bundesstraße einen riesigen Müllberg angehäuft. Gemeindearbeiter Lukas Schauf, Ortsbürgermeister Bernhard Himmen und Peter „Laser“ Krötz inspizieren den Unrat.  Fotos: David Ditzer
Am Fuße des Calmonts bei Ediger-Eller hat die Mosel zwischen ihrem eigentlichen Flussbett und der Bundesstraße einen riesigen Müllberg angehäuft. Gemeindearbeiter Lukas Schauf, Ortsbürgermeister Bernhard Himmen und Peter „Laser“ Krötz inspizieren den Unrat. Fotos: David Ditzer Foto: David Ditzer

Zumindest für die Feuerwehr ist der Einsatz im Elztal am Samstag gegen 17 Uhr beendet. „Die Anspannung löst sich nun etwas, wir sind in den letzten Zügen“, sagt Moselkerns Bürgermeister Peter Mayer und gönnt sich mit den Helfern vor Ort einen Imbiss. Seit Tagen waren die Moselaner im Einsatz, um die Folgen des extremen Hochwassers der Elz zu beseitigen. Doch bereits jetzt macht sich die Gemeinde Gedanken, welche Lehren aus dem Unglück zu ziehen sind.

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Berhard Himmen, Ortsbürgermeister von Ediger-Eller, und Richard Baaré haben sich einen Müllberg, den die Mosel angeschwemmt hat, näher angeschaut.

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Thomas Engler pumpt den Keller der Gaststätte Noss an der Cochemer Moselpromenade aus.

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In ihrer Vinothek an der Pater-Martin-Straße haben Stefanie und Ulrich Ring sowie ihr Team die Aufräum- und Reinigungsarbeiten am Samstag schon weit vorangetrieben. Hochwasser war gestern.

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Gemeindearbeiter Lukas Schauf, Ortsbürgermeister Berhard Himmen und Peter „Laser“ Krötz schauen sich bei Ediger-Eller einen riesigen Müllberg an, den die Mosel am Fuße des steilsten Weinbergs in Europa aufgetürmt hat.

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Aufräumarbeiten nach dem Sommerhochwasser in Ediger-Eller.

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Aufräumarbeiten nach dem Sommerhochwasser in Cochem.

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Aufräumarbeiten nach dem Sommerhochwasser in Cochem. Die Flugplatzfeuerwehr aus Büchel hilft beim Reinigen der Straßen.

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Die ufernahen Straßen in Cochem hat die Mosel am Samstag schon wieder freigegeben.

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Aufräumarbeiten nach dem Sommerhochwasser in Cochem.

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Aufräumarbeiten nach dem Sommerhochwasser in Cochem.

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Aufräumarbeiten nach dem Sommerhochwasser in Cochem. Die Flugplatzfeuerwehr aus Büchel hilft beim Reinigen der Straßen.

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Aufräumarbeiten nach dem Sommerhochwasser in Cochem. Die Flugplatzfeuerwehr aus Büchel hilft beim Reinigen der Straßen.

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Aufräumarbeiten nach dem Sommerhochwasser in Cochem. Die Flugplatzfeuerwehr aus Büchel hilft beim Reinigen der Straßen.

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„Wir brauchen mehr Verlässlichkeit in der Prognose“, sagt Bürgermeister Mayer. In der Unwetternacht wurden die Einsatzkräfte von der Wucht des Wassers überrascht, die Vorlaufzeit am neuen Elzpegel war kurz. Man müsse nun aus den vorhandenen Daten lernen, aber auch darüber nachdenken, ob ein zusätzlicher Pegel helfen würde, sagt Mayer. Dazu hatte der Bürgermeister bereits am Wochenende den Landtagsabgeordneten Benedikt Oster und MdB Peter Bleser eingeladen, um sich ein Bild vor Ort zu machen. Zudem gab es zwischenzeitlich für den Pegel eine Prognose von mehr als drei Metern, „dann wären hier Bauplätze entstanden“, befürchtet Feuerwehrmann Lars Bogdanski. Wegen der Prognose sollen nun Experten an einen Tisch kommen und die Situation im Tal neu beurteilen, fordert Mayer.

"Wenn nur ein privates Fahrzeug den Einsatz stemmen kann, dann muss nachgearbeitet werden.“

Doch auch in Sachen Ausstattung müssen aus der Flutwelle in Moselkern Konsequenzen gezogen werden. So war lange Zeit kein Fahrzeug von Feuerwehr oder THW in der Lage, die Menschen im Elztal in Moselkern zu erreichen. „Die schaffen alle nur einen Wasserstand von 50 Zentimetern“, erklärt der stellvertretende Wehrführer von Moselkern. „Das ist ein Defizit. Wenn nur ein privates Fahrzeug den Einsatz stemmen kann, dann muss nachgearbeitet werden“, fordert Mayer. Ein Forstunternehmen war in Moselkern mit einem Unimog im Einsatz, der wesentlich höhere Wasserstände überwinden konnte. So ein Fahrzeug, ausgestattet für die Bedürfnisse der Feuerwehr, brauche es in Moselkern, sagt der Ortschef. Auch ein Hotel mit 60 Gästen müsse im Fall der Fälle evakuierbar sein, bringt es der Bürgermeister mit Blick auf die nach dem Starkregen im Tal eingeschlossenen Menschen auf den Punkt. Zudem müsse die Gemeinde selbst ihre Hausaufgaben bei der technischen Ausstattung machen – „und die Bevölkerung darauf einstellen, was kommen kann“, sagt Mayer.

An der Mosel sind die Aufräum- und Reinigungsarbeiten am Samstagmittag weit vorangeschritten. Schon in der Nacht hatten Mitarbeiter des stätischen Bauhofs und Feuerwehrleute damit begonnen, sozusagen hinter der abfließenden Mosel herzuräumen. Vor allem zum Teil zig Zentimeter hoher Schlamm, den der Fluss mitgebracht hat, muss schnell aus Ladenlokalen, von Straßen und Gehstegen entfernt werden. Trocknet er erst ein, „wird er hart wie Beton“, konstatiert Jörg Eckerskorn. In einer Wathose säubert er das ufernahe Erdgeschoss im Haus „Zur Linde“ in Cond, das mehrere Ferienwohnungen beherbergt.

Urlaubern, die wegen des Hochwassers hatten abreisen wollen, erläuterte der Cochemer, sie könnten natürlich abreisen, müssten es aber nicht. An der Mosel kehre man nach einem Hochwasser nämlich recht zügig zu relativer Normalität zurück. Die Gäste blieben.

Aufräumarbeiten nach dem Sommerhochwasser in Cochem.
Aufräumarbeiten nach dem Sommerhochwasser in Cochem.
Foto: David Ditzer

Auf der anderen Moselseite sitzen schon wieder recht viele Gäste auf der Terrasse des Hotel-Cafés Germania, trinken Kaffee, verzehren Kleinigkeiten. Dort haben mobile Schutzwände den Fluss weitgehend draußen gehalten. „Nur in Toiletten steht natürlich Wasser“, sagt Geschäftsführer Herbert Budweg. Deshalb laufen im Keller – wie in vielen anderen Restaurants, Hotels, Läden und Privathäusern an der Moselpromenade und an anderen ufernahen Straßen – Pumpen, die über Schläuche Wasser nach oben befördern. Auch in der Gaststätte Noss.

Dort haben Birgit Borschulze, ihr Mann Thomas Engler und ihr Team vieles schon wieder auf Vordermann. „Wir sind guter Dinge“, sagt Borgschulze daher auch. „Wenn man sieht, was im Raum Ahrweiler los ist – da ist es uns doch viel besser ergangen.“ Ahrweiler, Erftstadt und die Vulkaneifel, die Namen dieser Katastrophenschauplätze fallen bei den Aufräumarbeiten an der Cochem-Zeller Mosel nicht nur immer wieder, nein, auch diverse Hilfen aus dem Moseltal sind längst dort oder unterwegs dorthin. Ralf Thielke, Koch in der Gaststätte Noss und fürs DRK aktiv, packt im Katastrophengebiet mit an. „Er fehlt uns hier natürlich, weil er genau weiß, was wo in der Küche steht et cetera“, hält Borgschulze fest. „Aber es ist doch selbstverständlich, dass er in so einer Situation woanders hilft.“

Das Noss-Team will spätestens Anfang der nächsten Woche wieder für Gäste bereitstehen. „Finanziell tut der Ausfall schon weh, wo nach dem Corona-Lockdown der Betrieb doch gerade erst richtig angelaufen war“, räumt Birgit Borgschulze ein.

Räumen, Hochwasser, Reinigen, wieder Räumen – dass das lästig und ärgerlich ist, das sehen auch Stefanie und Ulrich Ring vom Weingut Ring so, die gerade mit Mitarbeitern die Vinothek nahe der Kirche St. Martin säubern. Doch: „Wir können dankbar sein, dass es einfach nur Wasser ist, das kurz reinkommt“, unterstreicht Stefanie Ring. Die Räume werde man wohl zwei, drei Tage trocknen lassen müssen. „Aber spätestens nächste Woche sind wir wieder im Rennen.“ Viele Besucher von außen glaubten, ein Hochwasser im Moseltal lege alles für mehrere Tage oder gar Wochen lahm. Dem ist nicht so. Und das ist etlichen routiniert helfenden Händen zu verdanken. „Feuerwehr und Stadt haben die ganze Nacht gearbeitet, und es sieht schon wieder richtig gut aus“, konstatiert Ring. Dafür könne man gar nicht genug danken.

Aufräumarbeiten nach dem Sommerhochwasser in Cochem. Die Flugplatzfeuerwehr aus Büchel hilft beim Reinigen der Straßen.
Aufräumarbeiten nach dem Sommerhochwasser in Cochem. Die Flugplatzfeuerwehr aus Büchel hilft beim Reinigen der Straßen.
Foto: David Ditzer

Die Cochemer Feuerwehr hat dabei auch Unterstützung von anderen Wehren bekommen, zum Beispiel aus Büchel oder Lutzerath. Unermüdlich – trotz Müdigkeit – gehen alle die Reinigungsarbeiten an. Auf der B 49 spritzen Feuerwehrleute vom Flugplatz Büchel die Fahrbahn sauber. 12.500 Liter Wasser fasst der Tank des gigantischen Fahrzeugs. Die Cochemer Feuerwehr hantiert zwar mit etwas kleinerem Besteck, doch nicht minder effizient.

Auch etwas weiter flussaufwärts, in Ediger-Eller, laufen die Instandsetzungs-, Pump- und Aufräumarbeiten auf Hochtouren. Gemeindearbeiter Lukas Schauf hat mit vielen anderen jungen Leuten aus seiner Clique schon um 2.30 Uhr losgelegt. Auch in ufernahen Restaurants und Läden wird der Morast, den die Mosel mitgebracht hat, fleißig entfernt.

Ein paar Hundert Meter flussaufwärts von der Bahnbrücke entfernt, am Fuße des steilsten Weinbergs in Europa, türmt sich derzeit gewissermaßen einer der steilsten Müllberge an der Mosel. Schauf, Ortsbürgermeister Bernhard Himmen und Peter „Laser“ Krötz inspizieren, was die Mosel da zwischen der Bundesstraße und ihrem eigentlichen Flussbett aufgetürmt hat, von dreckigen Fluten umspült. Viel Treibholz, ein Boot, zwei Kühlschränke, Autoräder mit frisch gewaschenen Alufelgen und jede Menge anderer Müll. Das zu entsorgen, dürfte eine Heidenarbeit werden. Und an der Brücke liegt sicher noch einmal so viel Müll. Zwar sei die Entsorgung selbst für die Gemeinde kostenlos, erläutert Ortschef Himmen. Aber die Arbeit bleibe wohl an der Gemeinde hängen. Klagen will aber auch in Ediger-Eller niemand. Stattdessen hat die Jugendfeuerwehr, unterstützt von anderen, Hilfsgüter für die Ahr-Opfer gesammelt.

Von unseren Redakteuren David Ditzer und Kevin Rühle