Plus
Zell

Marienburg: Widerstand im Hamm wächst

Von David Ditzer
Immer wieder hat die Jugendbildungsstätte Marienburg mit kreativen Aktionen überrascht, und vor allen Dingen junge Menschen begeistert. Dies alles ist dem Bistum Trier sehr gut bekannt, doch offensichtlich nicht ausschlaggebend. Foto (Archiv): Ulrike Platten-Wirtz
Immer wieder hat die Jugendbildungsstätte Marienburg mit kreativen Aktionen überrascht, und vor allen Dingen junge Menschen begeistert. Dies alles ist dem Bistum Trier sehr gut bekannt, doch offensichtlich nicht ausschlaggebend. Foto (Archiv): Ulrike Platten-Wirtz Foto: Ulrike Platten-Wirtz

Der Kampf um die Jugendbildungsstätte auf der Marienburg ist voll entbrannt. In diesem Kampf stellt sich der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Zell geschlossen hinter die Menschen im Zeller Hamm und darüber hinaus, denen die Marienburg – nicht zuletzt religiös und emotional – weitaus mehr bedeutet, als sich in monetären Kategorien messen lässt. Während seiner jüngsten Sitzung in der Zeller Schwarze-Katz-Halle hat der Rat einstimmig eine Resolution verabschiedet, die zwar moderat in der Wortwahl, aber klar in der Sache ist. Die am 4. März bekannt gegebene Schließung der Marienburg bis Ende des Jahres 2023 hält der Rat „für eine falsche Entscheidung“. Weiter: „Er bittet die Verantwortlichen des Bistums Trier, von diesen Plänen abzurücken.“ Die heftige Kritik am Bistum, die unter anderem die Fraktionsvorsitzenden während der Sitzung artikulierten, verdeutlicht: Es ist mehr als nur eine Bitte.

Lesezeit: 3 Minuten
Derart scharfe Verbalattacken hört man in der Mitte des Zeller VG-Rats selten bis nie: „Ist man da zu einer Krämervereinigung heruntergesunken?“, fragt beispielsweise der FWG-Fraktionsvorsitzende Matthias Müller laut. Mit bebender Stimme fügt er hinzu: „Jesus hat doch einmal, glaube ich, die Krämer aus dem Tempel gejagt.“ Müllers Anspielung wird vor ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Bistum zerschlägt sein wertvollstes Porzellan

Die Verantwortlichen des Bistums Trier begehen einen gewaltigen Fehler, wenn sie den Wert des Porzellans unterschätzen, das sie im Zeller Hamm zerschlagen, sollte das letzte Wort in Sachen Marienburg-Schließung schon gesprochen sein. Die kirchliche Jugendarbeit mag sich rein räumlich tatsächlich relativ kostengünstig im ehemaligen Kloster Himmerod unterbringen und zentralisieren lassen. Doch die Zeller Resolution bringt es auf den Punkt: „Dieser besondere ,Spirit' der Marienburg kann nach Auffassung des Verbandsgemeinderates nicht von einem Gebäude in ein anderes übertragen werden.“ Nicht nur im wörtlichen Sinne weithin sichtbar werden in der Jugendbildungsstätte Glauben und Kirche gerade für Jugendliche noch nahe und erlebbar. Dort entstehen immer wieder kreative Angebote, die dazu geeignet sind, (nicht nur junge) Menschen noch mit Religiös-Spirituellem „hinter dem Ofen hervorzulocken“. Dies einfach aufzugeben, ist grundfalsch.

Klar, wenn Kirche so katastrophale Fehlentscheidungen trifft wie die, homosexuellen Menschen, die sich lieben, den Segen zu verweigern, lässt sich der Schwarze Peter leicht nach Rom schieben. Und der Vatikan hat ihn dafür verdient. Die Marienburg-Entscheidung hat selbstverständlich keine solche Tragweite, aber die Verantwortung dafür liegt in Trier, 59 Autokilometer von der Marienburg entfernt. Dort klingt es bestimmt ketzerisch zu sagen: Der Glaube an Jesus Christus lässt sich auch ohne Kirche leben. Aber kommt Kirche ohne ihr treue Gläubige aus? Björn Butzen (SPD) unterstrich in der Ratssitzung: „Die katholische Kirche hat gerade keinen Lauf.“ Hätte er es wörtlich und nicht sarkastisch gemeint, müsste man ihm zwingend widersprechen. Der Negativlauf ist mindestens so weithin wie die Marienburg.

E-Mail: david.ditzer@rhein-zeitung.net

VG-Bürgermeister Simon: „Eine besondere Beziehung“

Karl Heinz Simon ist nicht nur Zeller VG-Bürgermeister, sondern auch Pündericher. Sein Heimatdorf liegt am Fuße der Marienburg und ist eng mit ihr verbunden. Deshalb sei hier eine Passage aus seiner Rede zur Marienburg-Resolution wörtlich wiedergegeben: „Die Marienburg ist nicht nur eine von vielen kirchlichen Stätten in unserer Region.

Sie hat über 1000 Jahre eine verbindende Funktion zwischen den Gemeinden im Zeller Hamm, war Jahrhunderte die gemeinsame Pfarrkirche, die Menschen bei uns haben eine besondere Beziehung zur Marienburg und diese ist seit Wiedereröffnung als Jugendbildungsstätte im Jahr 1957 nochmals intensiviert worden. Ich denke, viele von uns im Rat oder bei den Bürgermeisterkollegen verbinden die Marienburg auch mit vielen persönlichen, oftmals prägenden Erlebnissen in ihrer Jugend. Von daher schmerzt eine solche Entscheidung sehr, und wir sollten nach meiner Auffassung deutlich machen, dass wir dies nicht für die richtige Entscheidung halten.“ dad
Meistgelesene Artikel