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Cochem

Feiern auf dem Balkon statt auf der Wiese: Cochemer lassen sich die Knipp nicht nehmen

Von Daniel Rühle
Am Knippmontag im vergangenen Jahr waren Thomas Heimes (links) und Markus Zenz (rechts) mit ihren Anzügen die Trendsetter. Eigentlich wollten noch einige andere Cochemer in diesem Jahr im feinen Zwirn auf die Knipp gehen. Doch das fällt nun wegen der Virus-Pandemie aus.
Am Knippmontag im vergangenen Jahr waren Thomas Heimes (links) und Markus Zenz (rechts) mit ihren Anzügen die Trendsetter. Eigentlich wollten noch einige andere Cochemer in diesem Jahr im feinen Zwirn auf die Knipp gehen. Doch das fällt nun wegen der Virus-Pandemie aus. Foto: Kevin Rühle

Gefärbte Eier und den Bummes mit der Möhre im Gepäck, so geht's auf die Knipp. Wenn die Kanonen der Reichsburg die Kreisstadt am Montag nach dem Weißen Sonntag um 13 Uhr beschallen, ist allen klar: Der höchste Feiertag in Cochem ist angebrochen. Doch in diesem Jahr ziehen keine Scharen von Menschen zum gemütlichen Beisammensein auf die Wiese am Schlossberg. Schuld ist das Coronavirus, das der Welt neben Leid und Unsicherheit Abstandsregeln und Veranstaltungsabsagen eingebracht hat. In diesen Zeiten erfasst die Cochemer umso mehr die Feierlaune, um dem Schlechten auch etwas Gutes entgegenzusetzen. Kurzum: Die Bürger der Kreisstadt lassen sich den Knippmontag nicht nehmen – und feiern ihn zu Hause auf dem Balkon und teilen die Erlebnisse im kleinsten Kreis in einer WhatsApp-Gruppe und auf Facebook.

Lesezeit: 3 Minuten
Die Idee dazu hatte Markus Zenz. Der Cochemer geht schon seit er ein Kind war auf die Knipp. Regelmäßig wurden seine Besuche auf der Wiese aber dann als Jugendlicher mit seiner Clique. „In all den Jahren habe ich den Knippmontag erst ein Mal verpasst“, gesteht Zenz – wegen eines Lehrgangs. ...
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Der Knippmontag

Die Reichsburg hat für die RZ ihre Archive geöffnet und die Historie des Feiertages wie folgt erklärt:

Über 40.000 Ritterburgen soll es im deutschen Sprachraum gegeben haben. Sie waren Stützpunkte der Mächtigen. Sie sollten Truppenbewegungen im Lande melden und kleine Gefechte selbst führen, bis die Landesherren ausreichend Truppen zum Kampf verfügbar hatten.

So einen Handstreich auf die Burg Cochem entdeckte ein Burgknecht, der an einem Weißen Sonntag auf die Höhe in das Dorf Faid ritt, um seine Liebste zu besuchen. Er entdeckte bewaffnetes fremdes Volk und erfuhr von einem geplanten Angriff auf die Burg Cochem. Der Knecht galoppierte schnurstracks zur Burg zurück und schlug Alarm. Die Burgmannen rüsteten zur Verteidigung. Als am nächsten Morgen der Haufen die Burg angriff, holte er sich blutige Köpfe und zog eiligst ab. Der Burgherr war seinen Mannen dankbar für ihre Wachsamkeit und Tapferkeit, gab dienstfrei und bestimmte den Montag nach dem Weißen Sonntag für Burg und Stadt zu einem Feiertag für alle Zeit.

Seit damals ziehen die Cochemer Bürger mit Körben voller Essen und Krügen voller Wein zu einer Wiese namens „Knipp“ oberhalb der Burg, wo sich die Angreifer bereitgestellt hatten. Sie trinken, essen, singen, sind lustig und das junge Volk holt nach, worauf der Burgknecht und seine Liebste damals in Faid verzichten mussten. Sie feiern fortan den Knippmontag.

Das Knippmontagslied

Die Conder Plattdichterin Inge Baron-Ene hat das alte Knippmontags-Lied in ihren Unterlagen gefunden:

Jeder ächte Cochemer Berjer, ob Geschäftsmann oder Scherjer, Micht Schloßmontag sescher met. Männer, Veywer, alt und groabig, Mädcher, Junge, klog und toabig, und och Frimde fehlen nett.

Morgens freh schuns jiehn see aafe, Wurscht und Schwoardemaage kaffe. Un en decke Bummes Weyn en janz krimenale Broate, Hennerschenke god jeroathe, un en Kiwwel von em Schweyn!

Käse Fritz dä jeht och bloase, mi em Horn dorch alle Stroaße, Dat sesch alles micht parat. Und dorch Schloßstraß und Luzeye kummen se en lange Reye enmarschiert von Land und Stadt!

Vatter fehrt dat lan Mathilche, of em Buckel hot en't Billche, On sey’m Rock hängt de Franziß. Eh Parmit met Ustereier, Brängt dat Klässche, dehr bi'n Reiher met er gähl beschmerte Schniß.

Motter drieht dä Korf met Äße, un bei der, net zu verjäße, jeht dat Lehn, die Prachtfijuar, un de Bummes mit sechs Litter. Of der Schhöller hot de Pitter, en der Zutt do stecht en Muhr.

Of der Knipp es alles monter, of der Kermes kannt net bonter Zujehn an der Ennertsbreek. Un Funks Jusep dä spillt Leder Of der Orjel, und die Breeder Käse bloasen Steck of Steck!

Schneider, Schuster, feyne Häre, setzen da, als wenn se wäre, aan Famillig all beynan, keppen Eier, ähsen Schenke, Broate, Wurscht und dohn och trenke aus em Bummes gruhs und klan.

Wenn de Sunn nou es em senke, kaane Droppe mieh zu trenke, Un kaan aanzig Ei mieh janz, dohn die Ahle ham sech fehre, Un die Junge amusehre bes frehmorjens sech beim Danz!

(Text nach S. Emsbach)

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