Plus
Kreis Cochem-Zell

Diesel-Chaos: Fahrverbote würden viele Firmen und Pendler aus dem Kreis treffen

Von Thomas Brost
Dicke Luft – nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Land: Da wundert sich mancher Dieselfahrer, wie man sich aus der Verantwortung stiehlt. 
Dicke Luft – nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Land: Da wundert sich mancher Dieselfahrer, wie man sich aus der Verantwortung stiehlt.  Foto: dpa

Kaum ein Thema lässt Autofahrer so ratlos zurück wie das jüngste Diesel-Urteil. Wie geht es überhaupt weiter, fragen sich Tausende Dieselfahrer in der Region? „Wollen die uns jetzt den Hahn abdrehen?“ mutmaßt Ronald Frey kleinlaut. Der Betreiber eines Taxiunternehmens in der Koblenzer Altstadt fürchtet um seine Existenz. Denn wenn seine Flotte mit 50 Diesel-Autos die Flughäfen in Köln oder Frankfurt nicht mehr anfahren dürfte, würde ein kräftiges Standbein wegbrechen. Wie bei ihm regiert Unsicherheit in vielen Branchen, die vom Diesel abhängig sind: im Handwerk, beim Transportgewerbe, bei vielen Auspendlern. Die emotionale Bandbreite umfasst Gelassenheit bis hin zur puren Wut. Und – immer häufiger – kommen praktikable Vorschläge. Solche, die bundesweit Erfolg haben könnten, stammen ausgerechnet aus der Region. Und werden heute Abend vorgestellt.

Lesezeit: 4 Minuten
1 In welchen Großstädten um Cochem-Zell herum dürfte es für bestimmte Dieselfahrer schwierig werden? 40 Mikrogramm an Stickoxiden pro Kubikmeter Luft ist der Grenzwert, der nicht überschritten werden darf – die Stadt Koblenz liegt genau auf diesem Wert. Schlimmer trifft es Bonn, Köln, Düsseldorf, Mainz, Frankfurt: Dort wird das Limit ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Kfz-Präsident: Jetzt muss schnell gehandelt werden

Weißenthurm. Für eine sachlichere Debatte in puncto Auswirkungen von Dieselfahrzeugen spricht sich Hans Werner Norren, Obermeister der Kfz-Innung Koblenz und Präsident des Kfz-Landesverbandes aus. Norren legt einen Vorschlag zur Nachrüstung von Autos vor.

Wie gesundheitsgefährdend ist der Diesel?

Jeden Tag wird irgendeine ,Diesel-Sau' durchs Dorf getrieben, das Umweltbundesamt will 6000 Tote jährlich gezählt haben. Dies ist absolut durch nichts bewiesen. Es wird eine Hysterie losgetreten, die auch den Kfz-Handel umtreibt.

Wie tief sind die Wiederverkaufspreise für Diesel abgestürzt?

Aufgrund der Diskussion sind die Euro-5-Fahrzeuge, die noch in hoher Anzahl auf dem Markt sind, nahezu unverkäuflich. Das bedeutet einen hohen Verlust in unseren Büchern und Bilanzen. Zurzeit heißt es, dass wir mindestens 15 Prozent der auf dem Hof stehenden Dieselautos abschreiben müssen. Ich fürchte, das wird für den Kfz-Handel nicht reichen. Für manchen Betrieb kann das existenzbedrohlich werden.

Was schlägt der Handel jetzt vor?

Wir müssen eine sachliche Diskussion führen, mit wirklichen Experten. Wichtig ist die Nachrüstlösung der Hardware, die kann bis zu 80 Prozent der Stickoxide eliminieren. Und die Politik muss den Rahmen vorgeben, zum Beispiel: Umgerüstete Euro-5-Diesel müssen Euro 6 gleichgestellt sein, damit sie in die Umweltzone fahren dürfen. Ganz klar ist: Natur und Umwelt brauchen eine saubere Luft. Wir können und wir wollen es, dass der Ausstoß von Schadstoffen minimiert wird. Wir brauchen aber keine neuen Plaketten. Die grüne Plakette muss signalisieren: Diese Autos sind sauber.

Wer soll die Zeche für die Umrüstung zahlen?

Jürgen Karpinski, der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes, propagiert die Lösung, dass sich Hersteller und Staat die im Schnitt 2000 Euro teure Umrüstung teilen. Aber der Einzige, der vorsätzlich betrogen hat, war VW. Wir brauchen jetzt eine schnelle Lösung, die kann nur pragmatisch sein. Ich schlage vor, dass sich Handel, Hersteller, Staat und die Kunden mit jeweils 25 Prozent an den Kosten beteiligen. Diesen Vorschlag unterbreite ich am Dienstag in Mainz.

Wieso soll der Kunde blechen?

Er hat einen Vorteil dank Nachrüstung: Sein Auto steigt im Wert.

Mit Norren sprach Thomas Brost.

HwK-Chef Krautscheid: Autobauer müssen zahlen

20.000 Dieselfahrzeuge von Handwerkern aus der Region könnten von einem Fahrverbot betroffen sein. Das schätzt die Handwerkskammer Koblenz. Grundsätzlich alle im Bau- und Ausbauhandwerk aktiven Betriebe müssten sich ernsthaft Gedanken machen.

Die HwK lehnt „enteignungsgleiche Fahrverbote entschieden ab“, wie HwK-Präsident Kurt Krautscheid betont. Er appelliert an die Kommunen, „alles zu tun, um sie zu vermeiden“. Es gebeviele Lösungswege, mit denen sich Schadstoffe spürbar reduzieren ließen, sodass sie unter die Grenzwerte „in absehbarer Zeit“ liegen. Krautscheid: „Das Handwerk wird sich an diesen Anstrengungen weiter aktiv beteiligen.“ Es sei überdies nicht einzusehen, dass die Betriebe „für die Fehler von Herstellern und Politik haftbar“ gemacht würden. Die Autobauer seien in der Pflicht, Software-Updates und technische Neuerungen zu implementieren, und zwar auf eigene Kosten.

Meistgelesene Artikel