Kreis Altenkirchen

Zu wenig Kinderärzte: Situation belastet Pädiatrie am Kirchener Krankenhaus

Wie sieht die Zukunft des DRK-Krankenhauses in Kirchen aus? Gerade die Kinderstation, die derzeit renoviert wird, ist bei Patienten sehr gefragt. Landrat Peter Enders fordert, dass der Standort nicht unter einem Neubau in Müschenbach leiden dürfe.  Foto: Markus Kratzer (Archiv)
Wie sieht die Zukunft des DRK-Krankenhauses in Kirchen aus? Gerade die Kinderstation, die derzeit renoviert wird, ist bei Patienten sehr gefragt. Landrat Peter Enders fordert, dass der Standort nicht unter einem Neubau in Müschenbach leiden dürfe. Foto: Markus Kratzer (Archiv)

Die ambulante kinderärztliche Versorgung im Landkreis Altenkirchen beschäftigt seit Monaten nicht nur viele Eltern, sondern auch die Politik. Dabei wächst auch der Druck auf das DRK-Krankenhaus in Kirchen, das originär für die stationäre Behandlung (junger) Patienten zuständig ist.

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Dennoch stellt man sich in Kirchen den Herausforderungen. Das wurde laut Pressemitteilung der Kreisverwaltung bei einem Austausch zwischen Landrat Peter Enders und der Chefärztin der Pädiatrie, Louisa van den Boom, deutlich. Klar ist aber auch: Patentrezepte oder kurzfristige Lösungen zur Verbesserung der Versorgungslage gibt es nicht.

Es gebe derzeit viele Anrufe von Eltern, die auf der Suche nach einem Kinderarzt seien oder aber einen schnelleren Termin für ihr Kind wollten, berichtete die Chefärztin. Deutlich spüre man in Kirchen den Druck auf die ambulante Versorgung sowie im Bereich der Notaufnahme. „Wir tun wirklich alles für die Kinder, aber es ist eine enormen Arbeitsbelastung für das gesamte Team, das mitunter sogar Anfeindungen ausgesetzt ist“, so die Chefärztin. Hier wäre manchmal etwas mehr Verständnis und Flexibilität aufseiten der Eltern wünschenswert.

„Der Standort Kirchen darf nicht unter einem Neubau in Müschenbach leiden.“

Landrat Peter Enders

Dass in Kirchen eine starke Pädiatrie vorgehalten werde, sei ein „Glücksfall“ für die Region und auch für den Krankenhausstandort, besonders für die Geburtshilfe, betonte Enders. Eine enge Verzahnung beider Abteilungen sei mittlerweile Standard. Louisa van den Boom verfügt über volle Weiterbildungsermächtigungen, was bedeutet, dass Assistenzärzte für ihre Ausbildung nicht an eine andere Klinik wechseln müssen.

Landrat Peter Enders (rechts) besuchte kürzlich die Pädiatrie im DRK-Krankenhaus Kirchen und suchte das Gespräch mit Chefärztin Louisa van den Boom (von links), dem Kaufmännischen Direktor Nicki Billig und Erzieherin Petra Pfeifer.  Foto: Kreisverwaltung/Thorsten Stahl
Landrat Peter Enders (rechts) besuchte kürzlich die Pädiatrie im DRK-Krankenhaus Kirchen und suchte das Gespräch mit Chefärztin Louisa van den Boom (von links), dem Kaufmännischen Direktor Nicki Billig und Erzieherin Petra Pfeifer.
Foto: Kreisverwaltung/Thorsten Stahl

Zudem wird momentan daran gearbeitet, dass die Pädiatrie als Diabetes-Zentrum zertifiziert und anerkannt wird. Klartext ließ der Landrat hinsichtlich der strukturellen Planungen der Trägergesellschaft folgen: „Der Standort Kirchen darf nicht unter einem Neubau in Müschenbach leiden.“ Was die ambulante Versorgung von Kindern im Raum Altenkirchen angehe, so habe man durch die zusätzlichen Angebote in der Praxis von Prof. Fritz Haverkamp etwas Druck aus dem Kessel nehmen können.

Gleichwohl bleibt die Situation angespannt: „Es ist extrem schwierig, sowohl Personal für den stationären als auch den ambulanten Bereich zu bekommen“, erklärte van den Boom. Der ländliche Raum sei für viele Medizinstudenten unattraktiv. „Die Bewerber können sich längst die Stellen aussuchen, und dieser Trend wird sich noch verstärken.“ Wie die Chefärztin weiter mitteilte, liegt ihr momentan keine einzige Bewerbung für eine Assistenzarztstelle vor. Der Landrat wies an dieser Stelle auf die seiner Meinung nach „fatale Entscheidung“ nach der Wiedervereinigung, die Zahl der Studienplätze zu kappen. Auf Kreisebene selbst bemühe man sich, Studenten nach Abschluss ihrer akademischen Ausbildung an die Region zu binden.

Angesichts des Migrationshintergrunds vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann sich Louisa von den Boom auch im ländlichen Raum eine Art „Kümmerer“ oder Lotsen vorstellen, wie es zum Beispiel an der Uniklinik Bonn mit einem „Happiness-Beauftragten“ praktiziert werde. Die deutsche Bürokratie sei für die fachlich sehr gut ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund oft kaum zu durchschauen: „Allein ein Arbeitsvertrag macht schon Angst.“

Zum Abschluss ihres Gesprächs besichtigten der Landrat und die Chefärztin noch die Kinderstation, deren Zimmer momentan grundlegend renoviert werden. Außerdem entsteht eine größere Notaufnahme: „Ich habe größten Respekt vor der Arbeit der Pädiater“, lautete das Fazit des Landrats. Für Chefärztin van den Boom ist es trotz der schwierigen Rahmenbedingungen immer noch „der schönste Beruf überhaupt“. red