Hamm. In der Raiffeisengemeinde Hamm setzten etwa 150 Menschen ein Zeichen der Solidarität mit den Opfern des russischen Angriffs auf die Ukraine. Eingeladen zu der Mahnwache auf dem Synagogenplatz hatten Gewerkschaften, Kirchen und die demokratischen Parteien des Kreistages.
Der heimische CDU-Landtagsabgeordnete Matthias Reuber und die SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, nahmen ebenso an der Veranstaltung teil wie der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hamm, Dietmar Henrich, und Ortsbürgermeister Bernd Niederhausen. Im Vorfeld hatten sich die Parteien darauf geeinigt, auf Redebeiträge zu verzichten und stattdessen ein gemeinsames, überparteiliches Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine zu setzen.
Der katholische Geistliche Augustinus Jünemann (Pastoraler Raum Betzdorf), Pfarrer Stefan Turk (Kreissynodalvorstand des evangelischen Kirchenkreises) und Pfarrer Martin Autschbach (evangelischer Schulreferent der Kirchenkreise Altenkirchen und Wied) erinnerten in einem etwa viertelstündigen gemeinsam Vortrag an die Leiden der Menschen in der Ukraine, aber auch an die der Soldatenangehörigen in Russland: „Der Schmerz einer ukrainischen Mutter um ihren an der Front gefallenen Sohn unterscheidet sich nicht vom Schmerz einer russischen Mutter, die erfährt, dass ihr Sohn irgendwo in der Erde von Bachmut oder Wuhledar verscharrt wurde“, sagte etwa Martin Autschbach, der „Frieden“ als ein Kernthema der Kirchen bezeichnete, während Stefan Turk auf die Bedeutung für die gesamte Weltordnung einging: „Wir müssen heute den Jahrestag dieses leidvollen und tödlichen Konfliktes anerkennen, ohne eine tröstliche Perspektive für sein Ende zu kennen. Der anhaltende Krieg wird zu einer großen Bedrohung. Menschen aller politischen Richtungen machen sich große Sorgen“, sagte Turk.
Und Augustinus Jünemann wünschte sich in einem anschließenden gemeinsamen Gebet die rasche Beendigung des Krieges: „Gib den politisch Handelnden, die den Krieg seit einem Jahr völkerrechtswidrig betreiben, ein Gewissen! Lass sie wahrnehmen, was sie angerichtet haben und täglich anrichten. Gib ihnen Einsicht und den Mut, die Waffen schnellstmöglich ruhen zu lassen“, waren nur drei von vielen an Gott gerichtete Bitten.
Der DGB-Kreisvorsitzende Axel Karger trat für Verhandlungen ein, um den Krieg möglichst schnell zu beenden, wenngleich er anführte, dass dieses Thema innerhalb der Arbeitnehmervertretungen kontrovers diskutiert werde. „So oder so, die Waffen müssen schweigen, wir sind ungebrochen solidarisch“, sagte Karger. Aussagen, die sich auch in den nachdenklichen Liedern widerspiegelten, die Karl-Heinz Dorka und Peter Zöller aus Kirchen sangen. Beispielsweise das Lied „Es brennt“ von dem im Jahre 1942 getöteten Widerstandskämpfer Modechai Gebirtig, das zum Kampflied der Juden im Warschauer Ghetto wurde: „Es brennt, Brüder, es brennt. Und ihr steht und schaut umher mit verschränkten Armen, und ihr steht und schaut umher, unser Städtchen brennt“, heißt es da in einer Liedzeile, die zwar einerseits – auf die heutige Zeit übertragen – treffend auf das Leiden der Bevölkerung in der Ukraine aufmerksam machte, andererseits jedoch zumindest in Hamm deutlich machte, dass die Menschen im osteuropäischen Land nicht vergessen sind, sondern dass sie sich der Solidarität auch hierzulande sicher sein können.
Von Thomas Hoffmann