1995, in einer Zeit, als sich in Deutschland fremdenfeindliche Übergriffe häuften, schrieb Sevki Uyanik diesen nachdenklich stimmenden Beitrag in der türkischen Zeitung „Hürriyet“:
„Es war Anfang der 1960er-Jahre. Sie sagten, es gäbe Arbeit und Brot in Europa. Wir alle haben losgelegt. Einige von uns sind sieben Stockwerke unter der Erde Bergleute geworden, andere Monteure, fünfzig Meter über dem Boden. Wir haben gearbeitet, wir haben Geld verdient. Wir gingen auf Urlaub. Wir stellten zwei Ochsen vor unseren kaputten Mercedes und ließen ihn ziehen.
Wir wurden in den Augen der Öffentlichkeit zum Deutschländer und in den Augen der Politiker zu Devisen legenden Hühnern. Unsere Heiratsabenteuer mit blonden Mädchen in Europa wurden Gegenstand von Filmen und Romanen. Am Flughafen ließen sie eine Band spielen, sagten „Sie sind der millionste Türke!“ – und haben uns einen Kranz um den Hals gehängt. Dann brachen die Dinge zusammen.
Wir wurden plötzlich gedemütigt: Wir wurden als „nach Knoblauch riechende, schmutzige Türken“ gesehen. Wir wurden als Menschen zweiter oder dritter Klasse eingestuft und beleidigt. Nicht genug damit: Sie fingen an, unsere Häuser in Brand zu setzen. Wir haben Mölln und Solingen erlebt. Sogar unsere Babys waren darunter, wir haben Opfer gebracht. Wir haben das alles gesehen und erlebt. Aber wir wurden nicht entmutigt, wir wurden nicht verängstigt, wir haben keine Angst. Weil wir Deutschland als Heimat sehen, mit ihnen zusammenleben und Deutschland in Zukunft gemeinsam aufbauen wollen.“