Daaden

Schätze und Raritäten aus vielen Jahrhunderten: Das Heimatmuseum in Daaden feiert 100-jähriges Bestehen

Eine alte Schulstube dort erinnert an den Unterricht anno dazumal.
Eine alte Schulstube dort erinnert an den Unterricht anno dazumal. Foto: Westerwaldverein Daaden

Im Jahr 1921 kam der junge Daadener Lehrer Waldemar Lichtenberger auf eine glorreiche Idee: Er legte eine kleine heimatkundliche Sammlung für die Zwecke des Schulunterrichts an. Verschiedene Gegenstände wurden zusammengetragen und in einem alten Schrank aufbewahrt. Für einen weiteren Ausbau fehlte es jedoch vor allem an Raum. Als Lichtenberger zum Ende desselben Jahres Daaden verließ, übergab er die Sammlung an seinen Kollegen und späteren Schulrektor Heinrich Groh. Sie bildet den Grundstock für das Daadener Heimatmuseum, das demnach auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken kann.

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Waldemar Lichtenberger wirkte zehn Jahre lang an der Daadener Volksschule. Anschließend besuchte er die Universität in Gießen und promovierte. Er war heimatkundlich sehr interessiert, arbeitete mit Daadener Heimatfreunden zusammen und gab die Broschüre „Aus der Vergangenheit saynischer Geschichte“ heraus.

Als im September 1926 in Daaden eine große Landwirtschafts- und Gewerbeausstellung stattfand, nahm in deren Rahmen auch die Darstellung der Heimat – einst und jetzt – einen breiten Raum ein. Bei diesem Ereignis trat das Daadener Heimatmuseum erstmals öffentlich in Erscheinung und füllte ein halbes Ausstellungszelt.

Sammlung zog mehrmals um

Doch leider zerfiel die groß angelegte Sammlung nach der Ausstellung wieder in alle Orte der Umgebung, bis die Gemeinde 1929 zwei Räume in der Mühlhofschule zur Verfügung stellte. Weitere Gegenstände wurden gesammelt, sodass sich die Räume schnell füllten. Groß war auch das Interesse der Bevölkerung, was in zahlreichen Besuchen zum Ausdruck kam.

Sieben Jahre später folgte der Umzug in den ehemaligen Zeichensaal der Luisenschule. Von dort ging es in den 1960er-Jahren in die Räume des oberen Stockwerks der „Alten Post“. Hier, an geschichtsträchtiger Stätte, hat das Museum auch heute noch sein Domizil. Im Jahr 1965 übertrug Heinrich Groh das von ihm aufgebaute Museum mit dem gesamten Bestand, der von ihm privat erworben wurde, durch notariellen Vertrag an den Verkehrsverein Daaden (heute Westerwaldverein).

Die Puppenstube der Familie des früheren Hüttendirektors Dr. Thaler aus Niederdreisbach befindet sich heute im Daadener Heimatmuseum.
Die Puppenstube der Familie des früheren Hüttendirektors Dr. Thaler aus Niederdreisbach befindet sich heute im Daadener Heimatmuseum.
Foto: Westerwaldverein Daaden

Als die „Alte Post“ 1979/80 umfänglich renoviert wurde, mussten die Gegenstände des Museums ausgelagert werden. Die Speicher des ehemaligen Amtsgerichts und des früheren Krankenhauses dienten als Zwischenlager. „Doch in jener Zeit sind manche Exponate abhandengekommen, denn die Räume waren nicht verschlossen“, erinnerte sich Artur Oppermann, der die Museumsleitung 1966 übernahm, wehmütig und ärgerlich zugleich.

Dennoch ist das Daadener Heimatmuseum, das 1980 vom Westerwaldverein auf die Ortsgemeinde Daaden überging, natürlich eine wahre Fundgrube für jeden Heimatfreund. In verschiedene Themenbereiche unterteilt, wird hier die Vergangenheit im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar. Ein Bergmann in schmucker Uniform und ein voll funktionsfähiger Nachbau einer Förderanlage erinnern an die jahrhundertelange Bergbautradition. In alten Gerätschaften leben die Landwirtschaft und der Hauberg wieder auf. Eine alte Küche mit offener Feuerstelle lässt eine Ahnung aufkommen, wie unsere Vorfahren lebten.

Seltenes Siegel und Wappenschild

Komplette Münzsätze aus früheren Zeiten, zwei alte Porträts in Öl gemalt, alte Degen und Säbel, eine Brötchenteig-Portioniermaschine, ein Gerät zum Entstauben von Mehlsäcken, eine alte Schulstube und eine Puppenstube sind hier ausgestellt – um nur einige Exponate zu benennen, die die Bandbreite der Ausstellungsstücke vor Augen führen. Ein Bereich des Museums ist dem Skipionier Siegfried Koch aus Neuwied gewidmet, der den Stegskopf als Wintersportgebiet entdeckte und bekannt machte und in unserer Heimat den Skisport einführte. Seine ersten Skier sind hier im Original zu sehen.

Aber auch Raritäten gehören zur Daadener Sammlung, etwa ein großer Schlüssel, der auf dem Hohenseelbachskopf gefunden wurde und wohl in eines der Schlösser der Burg derer von Seelbach gepasst haben dürfte. In diese Kategorie gehören auch ein Siegel des Daadener Gerichts von 1495 sowie ein altes Gerichtsschild der Sayner Grafen aus der Zeit von 1300 bis 1400.

Waldemar Lichtenberger, Begründer des Daadener Heimatmuseums
Waldemar Lichtenberger, Begründer des Daadener Heimatmuseums
Foto: Westerwaldverein Daaden

Von solchen Wappenschilden existieren in ganz Deutschland nur noch ganz wenige. Das Schild ist aus Leder und zeigt das saynische Wappentier, den zweigeschwänzten Löwen. An den Gerichtstagen wurde das Wappenschild an den Tagungsort des Gerichts mitgenommen. Das Daadener Exemplar wurde unter anderem bereits in Trier und Hachenburg ausgestellt. Heinrich Groh erwarb die Rarität 1933 bei einer Versteigerung des Hauses Sayn-Wittgenstein im Schloss Friedewald zusammen mit Ritterhelmen, Säbeln, Gewehren und einer Eichenholzwiege für insgesamt 260 Mark.

Und schließlich ist auch noch der goldene Engel zu erwähnen, der 200 Jahre lang als Wetterfahne auf dem Daadener Kirchturm seinen Dienst tat, bis er 1931 von einem neuen geflügelten Boten abgelöst wurde. Älteste Exponate sind ein keltischer Handmühlstein, der in der Nähe des Hohenseelbachskopfes gefunden wurde, sowie ein sogenannter Eisenkuchen von einem Rennofen (Fundort: Biersdorf) – beide stammen aus der Zeit um 200 vor Christus.

Kleine Feier im nächsten Jahr geplant

Interessant sind auch zwei Kränze aus echtem Haar, dessen Trägerin einst von einem Lehrer erschlagen worden sein soll. Zahlreiche Bilder und alte Urkunden runden die Museumssammlung ab. Erwähnenswert sind die Aufzeichnungen des Pfarrers Perzenius von 1605 bis 1632. Verschiedene Großgeräte waren aus Platzgründen mehrere Jahre ausgelagert. Seit 2015 sind sie in den Räumen der früheren Kegelbahn im Untergeschoss der „Alten Post“ untergebracht.

Nachfolger von Artur Oppermann in der Museumsleitung wurde 2007 Helmut Knauz aus Daaden. 2014 übernahm dieses Amt Reinhard Hirsch aus Friedewald. Seit 2017 steht Dieter Jung aus Daaden dem Museum vor. Bereits seit 2005 fungiert Peter Schäffer aus Daaden als stellvertretender Museumsleiter.

Aufgrund der Corona-Situation konnte das Jubiläum zum 100-jährigen Bestehen leider nicht öffentlich begangen werden. Eine Gedenkveranstaltung in kleinem Rahmen soll jedoch im nächsten Jahr erfolgen.

Öffnungszeiten des Museums

Geöffnet ist das Daadener Heimatmuseum an jedem Mittwoch von 16 bis 18 Uhr sowie an jedem ersten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.