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Gieleroth

Rednerin bei Beerdigungen – und in der Bütt

Von Julia Hilgeroth-Buchner
Carmen Neuls macht sich viel Mühe mit der Vorbereitung der Trauerfeiern. An ihrem Arbeitsplatz findet sie die nötige Ruhe.  Foto: Julia Hilgeroth-Buchner
Carmen Neuls macht sich viel Mühe mit der Vorbereitung der Trauerfeiern. An ihrem Arbeitsplatz findet sie die nötige Ruhe. Foto: Julia Hilgeroth-Buchner

Auf den ersten Blick wirkt das Büro von Carmen Neuls so, wie man es sich bei einer ausgebildeten Trauerrednerin vorstellt: Fachliteratur auf dem Schreibtisch, ein Laptop, Notizen und eine dicke Kerze. Am Schrank hängt die Berufskleidung, ein schwarzer Mantel, dazu ein dezentes Tuch. Doch direkt daneben hängt ein Rotkäppchenkostüm. Was zunächst irritiert, erklärt sich durch Neuls' zweite „Bestimmung“: Sie ist die Stimmungskanone des Gielerother Karnevals – der Westerwälder Wirbelwind mit den vielen humoristischen Gesichtern. Auf wenigen Quadratmetern treffen im Büro der Trauerrednerin Freud und Leid zusammen – zwei Welten, die näher als erwartet beieinanderliegen.

Lesezeit: 3 Minuten
Doch was bringt die Frau aus dem Kreis Altenkirchen dazu, sich zwischen diesen beiden Extremen zu bewegen? Neuls beginnt ihre Geschichte mit der Narretei. Als Kind bereits stets zu Scherzen aufgelegt, fasste sie 1994 so richtig im Karneval Fuß. 20 Jahre lang feierte sie Erfolge und wurde 2015 sogar in ...
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Der Wunsch nach ganz individuellen Trauerfeiern nimmt zu

Die Nachfrage nach Trauerrednern wächst. Das sagt der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerfeier, Uwe Cayler. Im einst sozialistischen Osten Deutschlands sind auch aufgrund der historischen Entwicklung rund 80 Prozent der Beerdigungen weltliche Feiern. Auch im Norden Deutschlands tritt bereits bei sechs oder sieben von zehn Abschieden ein Trauerredner auf. Im Westen der Republik liegt der Anteil bei 50 Prozent, schätzt Cayler. Nur im katholisch geprägten Bayern ist es noch umgekehrt: Hier sind acht von zehn Beerdigungen kirchlich.

„Wir stellen fest, dass bundesweit der Anspruch wächst, individuell von der Welt gehen zu dürfen“, sagt Cayler. „Es soll ein Abschied sein, der gerecht wird – und er muss passen.“ Dazu gehöre neben einer persönlichen Rede auch Musik, wenn das gewünscht wird. „Ich habe schon mal für einen jungen Menschen, der AC/DC-Fan war, ,Highway to Hell‘ gespielt.“ Eine Trauerfeier sei jedes Mal eine Premiere. „Und wir haben nur eine Chance. Wir können ja nicht sagen, ,Oh, das war komplett schief, das machen wir morgen noch mal‘.“

Cayler berichtet auch von Fällen, „die einem in die Seele gebrannt bleiben“. Nach einem Zugunglück habe er eine ganze Familie verabschieden müssen: „Zwei große Särge, zwei kleine Särge. Das ist so was, wo man lange braucht, um wieder Luft zu kriegen.“

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