Kreis Altenkirchen

Polizei veröffentlicht Kriminalstatistik: Mehr Autodiebstähle und weniger Überfälle im Kreis

Eine Serie von Autodiebstählen unter Überwindung des Keyless-go-Systems hat 2020 die Polizei in Atem gehalten.  Foto: dpa
Eine Serie von Autodiebstählen unter Überwindung des Keyless-go-Systems hat 2020 die Polizei in Atem gehalten. Foto: dpa

Die Kriminalität im Kreis Altenkirchen ist leicht rückläufig. Insgesamt hat die zuständige Polizeidirektion (PD) Neuwied 2020 6387 Straftaten im AK-Land erfasst – 295 oder 4,4 Prozent weniger als im Vorjahr –, wie aus der gestern veröffentlichten Kriminalitätsstatistik hervorgeht.

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Leicht gesunken ist die Aufklärungsquote um 0,2 Prozentpunkte auf 71,2 Prozent, was allerdings ein hohes Aufklärungsniveau bedeutet. Zum Vergleich: Im Kreis Neuwied liegt die Aufklärungsquote bei 65,8 Prozent und für das gesamte PD-Gebiet bei 68 Prozent – der beste erreichte Wert seit 2010.

Höchst unterschiedlich ist die Verteilung der Straftaten auf unterschiedliche Delikte. Einen Anstieg um 10,1 Prozent auf 435 Taten gab es etwa im Bereich des schweren Diebstahls. In diese Kategorie fällt auch die aufsehenerregende Serie an Entwendungen hochwertiger Autos, bei denen die Täter die Keyless-go-Funktion überwanden. 40 solcher Fälle wurden ab November 2019 in den Kreisen Altenkirchen, Westerwald und Neuwied registriert, ein Großteil davon im AK-Land. Die Polizei richtete eine Ermittlungsgruppe ein. „Diese fand ihren erfolgreichen Abschluss im September 2020, als Zugriffs- und Durchsuchungsmaßnahmen zusammen mit einer Dienststelle aus Nordrhein-Westfalen erfolgten“, heißt es im Bericht der PD. Bereits im November wurden drei Angehörige der Autoknackerbande vom Amtsgericht Betzdorf zu Haftstrafen verurteilt (die RZ berichtete). Insgesamt kam es 2020 zu 13 Kfz-Diebstählen, drei mehr als im Vorjahr. Im September gab es darüber hinaus im Raum Wissen eine kleine Serie von Einbrüchen in Transporter von Handwerksbetrieben. Dabei wurde gezielt Werkzeug gestohlen.

Auch die Zahl der Tötungsdelikte nahm im AK-Land von drei auf vier zu. Im gesamten PD-Gebiet wurden sieben solcher Taten erfasst, davon drei Schwangerschaftsabbrüche und vier Totschlagsdelikte. Zu Letzteren zählt auch der tödliche Angriff eines 37-Jährigen auf seine Mutter in Mudersbach. Der geständige Täter wurde zu acht Jahren Haft verurteilt und seine Unterbringung in der Psychiatrie angeordnet.

Bei den Sexualstraftaten ist an Sieg und Wied ebenfalls ein Anstieg zu verzeichnen – um 17 (14,8 Prozent) auf 132. Vorrangig geht das auf den Bereich der Verbreitung kinderpornografischen Materials zurück. Hier hat sich die Fallzahl in den beiden Kreisen Altenkirchen und Neuwied von 37 auf 82 mehr als verdoppelt, weil mehr Straftaten entdeckt werden. Zu der Steigerung beigetragen haben neben der Auswertung von Datenträgern und Handys auch Hinweise einer US-amerikanischen Organisation. Aufhorchen lässt außerdem eine Verzehnfachung der Fälle von Menschenhandel im AK-Land. Konkret handelt es sich bei den zehn Fällen 2020 um eine Serie, die auf einen einzelnen Beschuldigten aus dem Unterkreis zurückgeht. Dieser hatte jeweils via Facebook Jugendlichen Geld im Gegenzug für sexuelle Handlungen angeboten, worauf aber keiner der Angesprochenen einging. Die Zahl der Vergewaltigungen hat sich dagegen direktionsweit fast halbiert von 53 auf 27.

Eine Steigerung um 44,4 Prozent auf 65 registrierte die Polizei bei Brandstiftungen. Hier wirkt sich die Nacherfassung einer Serie aus. In den Ortslagen Grünebach, Herdorf (sieben Fälle) und Daaden (drei) wurden Unterholz, Holzstücke und -stapel sowie eine Wiese in einem Waldstück entzündet. Hinzu kamen im Sommer mehrere Brände im Bereich von Wäldern und Wiesen, die auf erhöhte Brandgefahr aufgrund anhaltender Trockenheit und fahrlässigen Verhaltens von Personen zurückzuführen waren.

Auf eine Intensivierung der Ermittlungsarbeit ist der Anstieg bei der Rauschgiftkriminalität um 125 Fälle (16,4 Prozent) auf 889 zurückzuführen. Bereits 2019 wurde in Altenkirchen die Kontrollaktivität im Bereich der Innenstadt und insbesondere des Bahnhofs sowie des Parc de Tarbes erhöht. Zudem ermittelte die Kriminalinspektion Betzdorf in einem Verfahrenskomplex gegen eine Personengruppe, die in Altenkirchen als Bande gewerbsmäßig und in nicht geringer Menge Drogen an eine Vielzahl von Personen verkauft haben soll.

Insgesamt rückläufig – von 853 auf 803 Taten – sind die Körperverletzungen, allerdings mit einem Anstieg bei den schweren Fällen. Deren Zahl steigerte sich um 26 (15,4 Prozent) auf 195.

Für den Rückgang der Kriminalität insgesamt sind rückläufige Zahlen bei mehreren anderen Delikten verantwortlich. So gab es 2020 23 Raubüberfälle und räuberische Erpressungen – 13 (36,1 Prozent) weniger als 2019. Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten aller Ausprägungen sank die Fallzahl um 298 (22,5 Prozent) auf 1024. Einen Rückgang gab es auch bei den Spielarten des leichten Diebstahls von 960 auf 815 (15,1 Prozent). Noch deutlicher fällt dieser auf, wenn man nur Ladendiebstähle in den Blick nimmt. Deren Zahl sank um 148 (25,3 Prozent) auf 438 – laut Polizei auch eine Folge des Corona-Lockdowns.