Mit diesem Ergebnis hatte selbst der Wahlsieger nicht gerechnet: Johannes Behner beendet eine SPD-Ära im Betzdorfer Rathaus. Der Amtsinhaber gibt sich versöhnlich und kündigt an, seinen Nachfolger bei der Einarbeitung zu unterstützen.
Erst als gegen 22 Uhr die Ergebnisse des letzten ausgezählten Stimmbezirks verkündet werden, fällt gänzlich die Anspannung von Johannes Behner ab. Schon in den Stunden zuvor hatte sich abgezeichnet, dass der CDU-Bewerber das Rennen um das Stadtbürgermeisteramt machen könnte. Mit diesem Ergebnis – Behner hat 58 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinigen können – habe er nicht gerechnet, sagt er am Rande der Bekanntgabe der Ergebnisse im Betzdorfer Rathaus. Nun falle der Druck der vergangenen Wochen von ihm ab.
In das Ergebnis hätten viele unterschiedliche Gründe hineingespielt. Bei seinen Wahlkampfterminen hätten ihm die Leute gespiegelt, dass er eine positive Ausstrahlung habe. Und genau dies sei ihm auch wichtig, um in Zeiten von Negativ-Schlagzeilen „die Menschen abzuholen“.
Bis er in das Amt eingeführt wird, werden noch einige Monate ins Land ziehen. Voraussichtlich wird sich der Gymnasiallehrer wie der Amtsinhaber seine Stelle um 50 Prozent reduzieren zugunsten des neuen Ehrenamts. Als erstes Ziel seiner Amtszeit habe er sich vorgenommen, eine Bürgersprechstunde einzuführen, entsprechend seinem Wahlkampf-Motto „Transparenz und Kommunikation“.
Kandidaten bestätigen sich gegenseitig fairen Wahlkampf
Geldsetzer spricht der Wahlgewinner seinen Respekt aus. Der Amtsinhaber habe bereits gratuliert und angeboten, ihn in die neue Aufgabe einzuführen. Dass Geldsetzer kein schlechter Verlierer zu sein scheint, zeigt sich auch beim Besuch unserer Zeitung in der Gaststätte Sieglinde, wo er den Wahlabend mit seinen Unterstützern verbringt. Der Sozialdemokrat stellt heraus, dass Behner einen fairen Wahlkampf geführt habe, was dieser im Übrigen seinem Gegenkandidaten ebenfalls attestiert.
„Johannes hat einen fairen Wahlkampf gemacht“, sagt er im Gespräch mit der Rhein-Zeitung über seinen CDU-Kontrahenten. „Wir werden uns auch noch morgen verstehen.“ Wichtig sei es, dass die großen Themen der Stadt weiter vorgeführt werden. Als Beispiele nennt Geldsetzer die Entschuldung, das ehemalige EAW-Gelände und die Innenstadtentwicklung. Da seien die Weichen in die richtige Richtung gestellt.
Geldsetzer bietet da ausdrücklich seine Unterstützung an. „Ich glaube, die Erfahrung, die ich gesammelt habe, wird ihm zugutekommen.“ Der Noch-Stadtbürgermeister bietet seinem Nachfolger an, ihn in den kommenden Monaten schon mal „einzuarbeiten“, sodass er nicht direkt ins kalte Wasser geworfen wird. Benjamin Geldsetzer hat engagierten Wahlkampf geführt.
Eine Webseite mit seinem Programm in mehreren Sprachen, Flyer, Abende in der Linde auf Pläuschchen mit den Bürgern, mehrfach zog er von Tür zu Tür, warb mit seiner Erfahrung als Stadtbürgermeister. Doch am Ende reichte es nicht. „Der Bundestrend spielt mir da nicht in die Hände“, versucht Geldsetzer sich das Ergebnis zu erklären. Die Umfragewerte der Ampel sind seit Langem schlecht. Kanzler Scholz hat an Beliebtheit stark eingebüßt. „Auf dem Wahlzettel stehen nicht nur zwei Namen, sondern auch die Partei“, sagt Geldsetzer. „Das, was die Ampel macht, ist in den Köpfen der Menschen drin.“