Neuartiges Implantat vereinfacht Operation von Aneurysmen
Neue Ära in der Gefäßchirurgie: Jung-Stilling in Siegen an der Spitze des Fortschritts
Diese neuartigen Implantate werden in Siegen verwendet. Foto: Tim Oerter
Tim Oerter

Siegen. Am Diakonie-Klinikum Jung-Stilling in Siegen wird eine neue Ära in der Gefäßchirurgie eingeläutet, wie die Klinik in einer Pressemitteilung bekannt gibt: Das Team um Chefarzt Dr. Ahmed Koshty operiert Aneurysmen des Aortenbogens mit einem neuartigen Implantat. In ganz Deutschland gibt es nur eine Handvoll Kliniken, die in der Lage sind, dieses Verfahren anzuwenden.

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Treten bei einem Patienten krankhafte Aussackungen an einer Schlagader auf, spricht der Mediziner von einem Aneurysma. Ein solches kann sich grundsätzlich an jeder Arterie ausbilden, kommt allerdings hauptsächlich im Bauchraum oder an der Hauptschlagader vor. Droht ein Aneurysma zu platzen, ist Eile geboten – und medizinische Kompetenz gefragt. So, wie am Diakonie-Klinikum Jung-Stilling in Siegen. Mit einem modernen Verfahren gelingt es nun dem Team um Dr. Koshty, Aneurysmen der Aorta rund um die Uhr zu versorgen – auch am Aortenbogen, dem Abschnitt der Hauptschlagader, der sich in unmittelbarer Nähe zum Herzen befindet. Möglich macht dies ein neuartiges, erst vor wenigen Wochen in der EU zertifiziertes Implantat, das in nur vier deutschen Kliniken zum Einsatz kommt.

Operabel sind Aortenbogenaneurysmen schon länger: „Allerdings mit viel mehr Risiken für den Patienten“, sagt der Chefarzt. Liegt solch eine Aussackung vor, wurden Patienten bislang „offen“ operiert, der Brustkorb wurde geöffnet und der Patient über eine Herz-Lungen-Maschine versorgt. „Dabei ist das Risiko für einen Herzstillstand oder einen Schlaganfall sehr hoch“, weiß Koshty. Mit dem neuen Verfahren sind lediglich zwei kleine Stiche in Leiste und Arm des Patienten nötig, um das Implantat anzubringen.

„Prothesen in unterschiedlichen Größen haben wir für die Aortenbogen-OP im Diakonie-Klinikum Jung-Stilling vorrätig. Damit ist es uns möglich, Patienten rund um die Uhr zu versorgen, wenn es nötig ist“, führt der Chefarzt aus.

Auch das war in der Vergangenheit anders. Implantate wurden für jeden Patienten nach Maß angefertigt. Das dauerte Wochen. „Diese Zeit haben einige Patienten nicht“, betont er. Aneurysmen der Aorta machen zumeist nämlich keine Beschwerden. „Sie werden meist nur zufällig entdeckt, etwa wenn der Patient aufgrund einer Lungenerkrankung geröntgt wird“, erklärt Koshty. Und weiter: „Macht die Aorta Probleme, also leidet man wegen einer Aussackung schon an Luftnot oder Schluckbeschwerden, ist es oft zu spät für eine Behandlung.“ Das neue Verfahren, bei dem er mit der israelischen Firma Endospam kooperiert, werde in den Händen geübter Chirurgen viele Leben retten.

Die erste Operation mit dem neuen Implantat lief im Diakonie-Klinikum Jung-Stilling reibungslos ab. Der Patient überstand den Eingriff gut, am Abend nahm er wieder ein Essen zu sich und konnte am Folgetag von der Intensiv- auf die normale Station wechseln. Rund acht Tage lang wird er zur Überwachung im Klinikum bleiben. Auch das sei ein großer Fortschritt, sagt Koshty. Nach einer offenen Operation liegt die mittlere Verweildauer bei 20 Tagen – und das allein auf der Intensivstation.

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