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Oberlahr

Nach tödlichem Gyrocopterabsturz: Unglück von Oberlahr lässt viele Fragen offen

Von Beate Christ, Ralf Grün
Am Tag nach dem Absturz des Ultraleichtfluggerätes, dessen Wrackteile noch am Wiedufer liegen, machen sich Wehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Oberlahr auf den Weg, um Kerosin- und Ölreste aus der Wied zu beseitigen. Gleichzeitig sind noch Mitarbeiter der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung vor Ort, um die Ursache für das Unglück zu ermitteln.  Fotos: Heinz-Günter Augst
Am Tag nach dem Absturz des Ultraleichtfluggerätes, dessen Wrackteile noch am Wiedufer liegen, machen sich Wehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Oberlahr auf den Weg, um Kerosin- und Ölreste aus der Wied zu beseitigen. Gleichzeitig sind noch Mitarbeiter der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung vor Ort, um die Ursache für das Unglück zu ermitteln. Fotos: Heinz-Günter Augst Foto: at

Bei den beiden Todesopfern, die einen Hubschrauberabsturz in Oberlahr nicht überlebten (unsere Zeitung berichtete), handelt es sich um einen 50-Jährigen aus dem Rhein-Sieg-Kreis und einen 49-Jährigen aus dem Kreis Neuwied. Das wurde am Tag nach dem Unglück bekannt. Ihr Tragschrauber, ein sogenannter Gyrocopter, war am Sonntag gegen 18 Uhr in die Wied gestürzt. Am Ortsrand von Oberlahr in Richtung Burglahr hatte das private Ultraleichtfluggerät zuvor eine Stromleitung berührt.

Lesezeit: 3 Minuten
Wie unsere Zeitung von einem Koblenzer Polizeisprecher erfuhr, hatten die Männer ihr Flugobjekt auf dem Flugplatz in Dierdorf-Wienau stationiert. Am Sonntag waren sie dann von dort gestartet. Zum Ziel der Männer konnte die Polizei am Montag keine Angaben machen. Die Verantwortlichen vom Luftsportverein Neuwied, der auf dem Flugplatz Wienau federführend ...
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Ursachenforschung wird zeitaufwendig

Unmittelbar nach dem Absturz des Traghubschraubers am Sonntag hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) die Untersuchungen zur Absturzursache aufgenommen, wie am Montag BFU-Pressesprecher Germout Freitag gegenüber unserer Zeitung erklärte.

Am Sonntagabend wurde zunächst ein Beauftragter der BFU, der im Auftrag der Bundesstelle als Sachverständiger agiert, nach Oberlahr geschickt, um sich einen Überblick zu verschaffen. Am Montagmorgen haben schließlich zwei Untersucher der in Braunschweig ansässigen Behörde die Hauptermittlungen in der Wiedgemeinde übernommen. „Zur genauen Unfallursache können wir noch nichts sagen“, erklärte BFU-Pressesprecher Germout Freitag gegenüber unserer Zeitung.

Zunächst haben die Untersucher eine Dokumentation der Unfallstelle, unter anderem mit Fotos und Zeugenbefragungen, vorgenommen. „Wo liegt was? Wie wird das Wrack vorgefunden? Gibt es Besonderheiten am Wrack? Das sind unter anderem Fragen, die sich unser Untersucher vor Ort stellen“, erklärt Freitag. „Wir versuchen einfach, möglichst viele Informationen zu sammeln.“ Am Sitz der Bundesstelle in Braunschweig sollen die am Unglücksort in Oberlahr gewonnenen Erkenntnisse in den nächsten Wochen ausgewertet werden. In rund acht Wochen soll es einen ersten Zwischenbericht geben. „Da wird aber noch nicht die Unfallursache drinstehen, sondern es handelt sich um eine Zusammenfassung der Informationen“, so der BFU-Pressesprecher. Bis die anschließende Analyse durchgeführt und die Unfallursache geklärt ist, könne es bis zum Abschlussbericht bis zu einem Jahr dauern.

Bei dem abgestürzten Tragschrauber handelt es sich nach Angaben der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung um das Model MTO Sport 2010 des Hildesheimer Herstellers AutoGyro. Laut Herstellerangaben hat das Modell, je nach Ausführung, ein zulässiges Höchstgewicht zwischen 450 und 560 Kilogramm. Mit dem Modell sind Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 180 km/h möglich, wobei die normale Reisegeschwindigkeit 120 km/h beträgt. Im Gegensatz zum Hubschrauber, wo die Luft von oben nach unten strömt, funktioniert laut Mathias Oesterreich, Vetriebsdirektor von Hersteller AutoGyro, die Strömung beim Tragschrauber in umgekehrter Richtung. Der Rotor wird beim Tragschrauber außerdem, anders als bei einem Hubschrauber, nicht durch einen Motor angetrieben, sondern dreht sich laut Oesterreich, der selbst Fluglehrer ist, allein durch die Luftströmung. Ein Gyrocopter könne zudem auch nicht senkrecht starten und landen.

Vom Unfallmodell, das als beliebtes Ausbildungsmodell gilt, gibt es Mathias Oesterreich zufolge insgesamt 1500 Exemplare auf dem Markt. „Es gibt kaum jemand in Deutschland, der eine Tragschrauberlizenz hat und das Modell nicht geflogen ist“, so Oesterreich. An Spekulationen zur möglichen Unfallursache wollte er sich unterdessen nicht beteiligen. „Da warten wir auf die Auswertung der BFU, die das immer sehr vernünftig macht“, sagt der Vertreter von Hersteller AutoGyro. Andreas Egenolf

Der Flugbetrieb in Dierdorf-Wienau

Der Luftsportverein (LSV) Neuwied verfügt in Dierdorf-Wienau über einen eigenen Flugplatz. Schaffen musste er ihn allerdings selbst. Der Sonderlandeplatz besteht bereits seit 48 Jahren.

Der Bau des etwa 15 Hektar großen Areals begann allerdings schon viel früher. Der Pachtvertrag für das Gelände datiert bereits aus dem Jahr 1967, heißt es auf der Internetseite des LSV Neuwied. Damit in Wienau geflogen werden konnte, musste ein kleines Wäldchen weichen, und umfangreiche Erdarbeiten waren notwendig. Alles geschah in Eigenleistung – unterstützt mit Mitteln aus dem Goldenen Plan. Rechtlich gesehen ist der Sonderlandeplatz Dierdorf-Wienau heute eine öffentliche Verkehrseinrichtung wie eine Straße oder eine Bahntrasse. Er wird aber unterhalten und betrieben vom Luftsportverein Neuwied, also privat. Für den Luftsport Rheinland-Pfalz war Dierdorf-Wienau bereits mehrfach Basis für seine Segelflug-Lehrgänge. Einmal war er Schauplatz einer deutschen Motor-Kunstflugmeisterschaft und die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft der Junioren. Geflogen wird hauptsächlich an den Wochenenden und Feiertagen. rgr
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