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Altenkirchen

Kunstwerke zum Lachen und Nachdenken: Vernissage mit Lithografien von A. Paul Weber in Altenkirchen eröffnet

Von Thomas Hoffmann
Sie freuen sich, dass viele Werke des Künstlers Andreas Paul Weber ab sofort in einer Ausstellung im Kreishaus in Altenkirchen zu sehen sind (von links): Doris Wagenknecht, Kunstsammler und Spender Günter Wagenknecht sowie Landrat Peter Enders.
Sie freuen sich, dass viele Werke des Künstlers Andreas Paul Weber ab sofort in einer Ausstellung im Kreishaus in Altenkirchen zu sehen sind (von links): Doris Wagenknecht, Kunstsammler und Spender Günter Wagenknecht sowie Landrat Peter Enders. Foto: Thomas Hoffmann

Er hatte Frau und fünf Kinder, war im Jahr 1937 zeitweise im KZ gefangen und hat nahezu 3000 Lithografien geschaffen. Die Rede ist von A. Paul Weber (1893 – 1980), von dessen ebenso humorvoll-satirischen bis bisweilen visionären Werken viele zurzeit im Altenkirchener Kreisständehaus zu sehen sind. Zur Eröffnung der Vernissage war auch der Bonner Kunstsammler Günter Wagenknecht angereist. Er gewährte einen tiefen und sehr anschaulichen Blick in das Leben und Wirken des Künstlers.

Lesezeit: 3 Minuten
Geboren wurde Weber im Kaiserreich, nahm am Ersten Weltkrieg teil, erlebte die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus und die darauffolgende Bundesrepublik. In allen diesen Phasen entstand das umfangreiche Werk des Künstlers, der laut Wagenknecht zeitweise „aus Broterwerbsgründen“ für das Regime arbeitete, aber „spätestens 1937 die Kehrtwende vollzog“ und der immer auch ...
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Scharfsinniger Diagnostiker oder völkischer Antisemit?

Mit dem Namen des Künstlers und Lithografen A. Paul Weber werden heutzutage viele nichts anfangen können, sein populärstes Werk dürfte aber den meisten bekannt sein, denn „Das Verhängnis“ hat es in zahlreiche Schulbücher geschafft. Die Radierung stammt aus der Broschüre „Hitler – ein deutsches Verhängnis“, erschienen 1932, und zeigt eine willenlose Menschenmasse, die Hakenkreuzfahnen schwenkend über einen Abgrund in einen mit dem Symbol der NS-Diktatur gezierten Sarg marschiert.

Vor allem dieses Bild hat A. Paul Weber den Ruf eines scharfsichtigen Diagnostikers seiner Zeit eingebracht. Doch dieser Ruf ist durch neuere historische Forschungen ins Wanken geraten. Zwar gehörte Weber dem „Widerstandskreis“ um den Nationalbolschewisten Ernst Niekisch, Herausgeber der besagten Broschüre, an. Doch, so der Hamburger Germanist Thomas Dörr, „das war kein Widerstandskreis, sondern faschistische Konkurrenz“. Hitler und die Nazis wurden aus diesem Kreis eher als zu zahm und bürgerlich kritisiert, was 1937 zur Verhaftung Niekischs und wenig später auch Webers führte.

Anders als Niekisch, der zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt wurde und bis 1945 inhaftiert blieb, kam Weber jedoch nach einem halben Jahr KZ-Haft wieder frei. Er arrangierte sich nun offensichtlich mit den neuen Machthabern, für die er kriegstreibende Propagandabilder, besonders gegen Großbritannien, zeichnete.

Vorgeworfen wird A. Paul Weber außerdem seine Zugehörigkeit zur völkischen Bewegung in den 1920er-Jahren und bereits in dieser Zeit durch Zeichnungen antisemitische Stereotype bedient zu haben. So zeichnete er ein Bild des jüdischen Schriftstellers Kurt Tucholsky als aufgespießte Laus sowie die Titelillustration des antisemitischen Bestsellers „Die Sünde wider das Blut“ von Artur Dinter. mif

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