Herdorf

Kulturfreunde Herdorf beenden die Saison: Kammermusik vom Allerfeinsten

Werner Stephan (Cello), Yoshie Saito (Violine), Daniel Ibáñez García (Bratsche) und Kseniia Ivakina (Violine) beeindrukcten das Publikum. Foto: Peter Marcel Schneider
Werner Stephan (Cello), Yoshie Saito (Violine), Daniel Ibáñez García (Bratsche) und Kseniia Ivakina (Violine) beeindrukcten das Publikum. Foto: Peter Marcel Schneider

Zum verspäteten Abschlusskonzert der diesjährigen Saison der Kulturfreunde Herdorf vereinten Werner Stephan (Cello), Yoshie Saito (Violine), Daniel Ibáñez García (Bratsche) und Kseniia Ivakina (Violine) Wiener Klassik, Tango, Oper, Kammermusik des mittleren 20. Jahrhunderts und zeitgenössische Popmusik.

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Das Programm hatte etwas von einer Hochzeitsgesellschaft zu vorgerückter Stunde: ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der in dieser Konstellation wahrscheinlich nie wieder zusammenkommt. Die vier Musiker des Quarteto Neux, die fast alle der Philharmonie Südwestfalen angehören – hatten Haydn, Puccini, Schostakowitsch und Piazzolla im Gepäck. Los ging es mit Giacomo Puccinis „Crisantemi“, das das Operngenie nach dem Tod eines Freundes in nur einer Nacht komponiert haben soll. Es ist einer der seltenen Ausflüge des Italieners in den Bereich der Instrumentalmusik. Das Klagelied hüllte sich hervorragend in die Intimität des Streicherquartetts.

Hervorzuheben sind die erfrischenden Anmoderationen, Anekdoten und Erläuterungen zu den jeweiligen Stücken, die Daniel Ibáñez García vor das Instrumentalspiel setzte, sodass auch Konzertbesucher mit geringer musikalischer Expertise die Möglichkeit hatten, einen tiefen Hörgenuss zu erfahren. Sie erfuhren etwa über die nächste Komposition, dass Joseph Hadyn beim Aufbau schon auf jene Muster zurückgriff, die erst Jahrhunderte später in der Popmusik ihren Durchbruch erlebten.

Nach Puccinis Trauermarsch legte das Quartett mit Haydns Streichquartett Es-Dur, op. 33,2; Hob. III 38 eine emotionale Kehrtwende hin. Bei den Briten trägt das quirlige Stück den Beinamen „the joke“. Die Fülle des gesanglich geprägten Allegros mit ein paar vorwitzigen Staccato-Triolen oder der bäuerlich zupackende Charakter des Scherzos – jede Nuance saß.

In der zweiten Hälfte stand mit Dimitri Schostakowitschs Streichquartett Nr.3 F-Dur, op. 73 schwere Kost auf dem Programm. Der Russe verarbeitete hierin seine persönlichen Kriegserfahrungen. Zweifellos war es der Höhepunkt des Nachmittags. Durch das Stück zieht sich eine Doppelbödigkeit, da auch vermeintlich einfache Melodien und harmlose tänzerische Elemente enthalten sind. In einem atemberaubenden Vortrag fesselten die Musiker ihr Publikum. Am Ende war es mucksmäuschenstill, bevor lang anhaltender Applaus einsetzte.

Anschließend vollführten die Musiker mit Astor Piazzollas „Four for Tango“ erneut einen emotionalen Umschwung. Das kurze Stück hatte etwas Rustikales und Lebhaftes, das auf die Ursprünge des Tangos in den Nachtklubs und Bordellen von Buenos Aires verweist. Redundant, mit einer Fülle von Stimmungen, Motiven und Spielstilen nicht geizend, wanderten die Streicher auf der Schwelle von E- und U-Musik.

Als Nachschlag gab es einen zeitgenössischen Popsong, bei dessen Interpretation das Quartett noch einmal eine ganze Bandbreite unterschiedlicher Spieltechniken darbot.