Kircheib

Kritik an Umgehung Kircheib: Bürgerinitiative nennt bei Wanderung Gründe

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Eine Exkursionsgruppe nahm die Strecke der geplanten Ortsumgehung der B 8 um Kircheib in Augenschein. Foto: Claudia Luber/NI

„Eines der unnötigsten Straßenbauprojekte in Deutschland“: So bezeichnet die Naturschutzinitiative (NI) in einer Pressemitteilung die Planung einer Ortsumgehung der B 8 um Kircheib. Anlass ist eine Exkursion, die sich kürzlich mit der Natur, der Landschaft und der Geschichte rund um Kircheib beschäftigt hat und der sich laut NI circa 25 Interessierte angeschlossen hatten.

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Historische Hintergründe bei Exkursion erläutert

Unter den Teilnehmern der von NI-Naturschutzreferent Immo Vollmer geführten Wanderung waren neben Geschäftsstellenleiterin Claudia Luber auch Vertreter der „Bürgerinitiative gegen Ortsumgehungen der B 8“ (BI) und der Initiative gegen den Ausbau der B 414 sowie der Vorsitzende der Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Jürgen Lichte.

Zu Beginn wies Vollmer auf eine markante Zäsur in der Geschichte Kircheibs hin: In der Schlacht bei Kircheib standen sich 1796 Verbände der kaiserlich-österreichischen und französischen Revolutionstruppen gegenüber. Es seien in dieser Schlacht mehr als 2000 Soldaten gestorben und in Massengräbern beerdigt worden. Gemäß einer zeitgenössischen Lagezeichnung könne der größte Grabhügel am Rande der Ortslage und am Rande einer möglichen Planungsvariante der Straße liegen – ein Umstand, der bei der zuständigen Generaldirektion Kulturelles Erbe sowie bei der zuständigen Stelle der Kreisverwaltung gemäß Antwort auf eine dazu von der NI gestellten Anfrage gänzlich unbekannt sei.

Milan brütet hier

Die Wanderung folgte weiter der möglichen nördlichen B 8-Umgehung in Richtung des Höhenzuges der Leuscheid. Diese Wiesenlandschaft bietet laut Vollmer eine Grünlandvielfalt, von der auch der schutzbedeutsame Rotmilan abhängig ist, von dem Brutpaare um Kircheib herum brüten. Auf mindestens einer Wiese wachsen der Pressemitteilung zufolge im bunten Pflanzenbestand auch seltene und geschützte Arten, ein Kleinod, das durch den möglichen Straßenneubau vernichtet würde, so wie das gesamte Wiesengefüge.

Viele Feldlerchen gesichtet

Die Rückwanderung auf der möglichen Südumgehung zeigte laut NI eine sehr weitflächige Wiesenlandschaft mit Blick in den Rhein-Westerwald und das Siebengebirge. Vollmer berichtete darüber, dass hier eine hohe Bedeutung für Wiesen- und Feldvögel gegeben und es auch ein wichtiger Vogelrastplatz sei. So hätten die Teilnehmer allein vier Feldlerchenreviere auf der angedachten Südumgehung registriert.

Flachmoor würde zerstört

Am Ende der Exkursion streifte die Gruppe noch das westlich von Kircheib gelegene Naturschutzgebiet. Der Blick in die Vorentwürfe zu möglichen Ortsumgehungen wies aus, dass hier die Straße ein Flachmoor zerstören würde, was eines der wichtigsten Schutzgüter des hier abgegrenzten Naturschutzgebietes ist. Da dieses gleichzeitig ein europäisches Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet ist, würde eine Inanspruchnahme für einen Straßenbau nur mit Ausnahmegenehmigung der EU infrage kommen. Vollmer erläuterte hierzu, dass für eine solche Ausnahme aber Bedingungen vorliegen müssten, die hier nicht gegeben seien.

Einschnitt ins Dorfleben

Marein von der Osten-Sacken informierte als Ansprechpartnerin der BI gegen Ortsumgehungen der B 8 über das Vorhaben im Bundesverkehrswegeplan. Sie verwies auf den gravierenden Einschnitt in das Dorfleben, den eine Verwirklichung der Pläne bedeuten würde. Mit der Ruhe in vielen Gärten wäre es ihr zufolge aufgrund der von den Trassen ausgehenden Emissionen vorbei, während rund 30 Betriebe, die von der B 8 lebten, in ihrer Existenz gefährdet wären. „Viele Millionen Euro Steuergelder würden hier für nicht mehr als eine Minute Zeitgewinn verschwendet werden“, heißt es in der Pressemitteilung.

Naturschützer vermissen Begründung für Trasse

Die Vertreter der Naturschutzinitiative Immo Vollmer und Claudia Luber sowie Marein von der Osten-Sacken und die weiteren Mitglieder der Bürgerinitiative waren sich in der Beurteilung einig, dass dieses vielleicht das „unnötigste Straßenbauprojekt in Deutschland ist“, für das eigentlich aus keiner Sichtweise heraus eine Begründung bestehe. Diese Planung reihe sich aber ein in eine Kette von verschiedenen Ortsumgehungen entlang der B 8 und der B 414, wo die Beeinträchtigungen und Kosten den erwarteten Nutzen nicht rechtfertigen.

25

Interessierte hatten sich der Exkursion der Naturschutzinitiative angeschlossen.

Kreis Altenkirchen
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