Plus
Kreis Altenkirchen

Gendern, ja oder nein?: Das AK-Land ist sehr gespalten

Von Johannes Mario Löhr
Am Gendern scheiden sich auch im Kreis Altenkirchen die Geister.
Am Gendern scheiden sich auch im Kreis Altenkirchen die Geister. Foto: picture alliance/dpa

Wenn ein Schulleiter in den Achtzigern wütend gerufen hat „Alle Lehrer herbei!“, dann war klar, dass damit sowohl Männer als auch Frauen gemeint waren. Heute erscheint das generische Maskulinum, also die männliche Form, die einst wie selbstverständlich für beide Geschlechter gegolten hat, vielen als veraltet, gar diskriminierend. Abhilfe soll die sogenannte gendergerechte Sprache schaffen, die etwa via Sternchen oder Doppelpunkt in einem Wort markiert, dass alle Geschlechter – männlich, weiblich und divers – angesprochen sind. Unsere Zeitung hat im Kreis herumgefragt, ob das Gendern auch hier schon Einzug in den Alltag gefunden hat. Vorab: Bei der Thematik scheiden sich die Geister.

Lesezeit: 5 Minuten
Daniela de Nichilo ist 47 Jahre alt, Ortsbürgermeisterin von Fensdorf und war über 20 Jahre Gleichstellungsbeauftragte nach dem Landesgleichstellungsgesetz (LGG) bei der Verbandsgemeindeverwaltung Wissen. Für sie ist die geschlechtergerechte Sprache eine Selbstverständlichkeit. Als Frau empfinde sie es als störend, wenn ausschließlich die maskuline Form angewendet werde: „Direkt persönlich diskriminiert fühle ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Kommentar: Eine Sprachveränderung darf nicht erzwungen werden

Bei der gegenderten Sprache sehe ich gleich zwei schwerwiegende Probleme. Erstens verkomplizieren Binnen-Is, Sternchen und Doppelpunkte inmitten der Worte unsere Sprache ungemein. Schon der Einfachheit halber sollten wir deshalb beim generischen Maskulinum bleiben, das per Definition geschlechtsneutral ist. Wer sich dadurch diskriminiert fühlt, der braucht ein dickeres Fell.

Zweitens halte ich es für gefährlich, der Bevölkerung durch sozialen und/oder gesetzlichen Druck vorzuschreiben, wie sie von nun an zu sprechen und schreiben hat. Das Argument, Sprache habe sich mit der Zeit stets verändert, ist sicherlich richtig. Doch erfolgte dies durch einen natürlichen Prozess, ähnlich den Babyschritten in unserer biologischen Evolutionsgeschichte.

Beim Gendern indes gibt es einen klaren Sprung, einen Einschnitt, ein Regelbuch, welches diktiert worden ist. Die Forderer der gegenderten Sprache scheinen nun die Entscheidungshoheit darüber haben zu wollen, wer ein guter, wer ein schlechter Mensch ist. Die Einteilung basiert darauf, ob jemand die Formeln übernimmt oder nicht. Wer aber hat sie dazu auserkoren, eine solche Macht besitzen zu dürfen? Und würde man sich durch die Benutzung einer oktroyierten Sprache wirklich effektiv für Inklusion und Toleranz einsetzen?

Mündet dieser Schritt faktisch in moralische Superiorität? Ja, wir denken in Sprache. Aber wer mit Menschen, egal welchen Geschlechts oder welcher sexuellen Orientierung, ein Problem hat, den wird auch neue Sprache nicht umerziehen. Fakt ist, dass man die Denke mancher Menschen niemals ändern wird.

Mail: johannes-mario.loehr@rhein-zeitung.net

Meistgelesene Artikel