Flammersfeld/Weyerbusch

Fachkräfte gefragt: Softwareunternehmer Hottgenroth investiert in der Heimat

Aus einer Bankfiliale ist in Flammersfeld ein IT-Standort der Firma Hottgenroth Software geworden: Standortleiter Cedric Reichmann, Landrat Peter Enders, Firmengründer Karl-Heinz Hottgenroth, Landtagsabgeordneter Matthias Reuber und Personalvorstand Martin Palacz (von links) trafen sich hier zum Austausch. Foto: Kreisverwaltung
Aus einer Bankfiliale ist in Flammersfeld ein IT-Standort der Firma Hottgenroth Software geworden: Standortleiter Cedric Reichmann, Landrat Peter Enders, Firmengründer Karl-Heinz Hottgenroth, Landtagsabgeordneter Matthias Reuber und Personalvorstand Martin Palacz (von links) trafen sich hier zum Austausch. Foto: Kreisverwaltung

Der Wissenstransfer zwischen dem ländlichen Raum und den urbanen Zentren spielt sich in der Regel auf einer Einbahnstraße statt. Hier die Wohn- und Schlafstätten, dort die großen Unternehmen mit ihren Arbeitsplätzen. Die allmorgendlichen Pendlerströme aus dem Kreis Altenkirchen Richtung Köln/Bonn und Siegen lassen sich nicht verleugnen. Und doch geht es auch anders herum: Das beweist derzeit Karl-Heinz Hottgenroth.

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Mit seinem Unternehmen, der in Köln ansässigen Hottgenroth Software, investiert er im Westerwald – und zwar aus Überzeugung. Der aus Kraam stammende Unternehmer hat sowohl die ehemalige Westerwaldbank-Filiale in Flammersfeld als auch das frühere Bankgebäude und den „Sonnenhof“ in Weyerbusch erworben, um hier Arbeitsplätze im IT-Bereich zu schaffen. Grund genug für Landrat Peter Enders, den Investor gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Matthias Reuber zu besuchen. In Flammersfeld wurden beide vom Firmeninhaber sowie von Personalvorstand Martin Palacz und Standortleiter Cedric Reichmann begrüßt, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreisverwaltung.

Vor zehn Jahren noch undenkbar

Noch vor zehn Jahren, so stellte Hottgenroth klar, hätte es dieses Engagement in seiner Heimat vermutlich nicht gegeben. Es habe an den digitalen Voraussetzungen gefehlt. Ein gutes Stichwort für Landrat Enders, der auf die momentan laufenden Bemühungen für den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau im Kreis verwies.

Zur Firma selbst: Zu den wichtigsten Kunden der Hottgenroth Software gehören die Schornsteinfeger. Allein 4000 arbeiten in Deutschland mit einem Verwaltungsprogramm der Kölner. Denn das Unternehmen hat vor allem Häuser und die damit verbundenen Gewerke im Blick: Die Software zur energetischen Gebäudeplanung ist für zahlreiche Architekten, Energieberater und Handwerker zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel geworden. „Die gesamte Technik, von der Fotovoltaik bis zur Heizung, wird dadurch abgebildet“, erläuterte Hottgenroth seinen Gästen. Der klassische Zollstock ist überflüssig geworden.

Durch Zukäufe konnte das Unternehmen sein Portfolio sowohl im Bereich der Datenerfassung als auch der CAD-Planung weiter ausbauen. Inzwischen sei man auch mit einer kaufmännischen Software auf dem Markt sehr erfolgreich, berichtete der Vorstandsvorsitzende. Zudem gibt es eine intensive Zusammenarbeit mit verschiedenen Hochschulen. Wichtige Zukunftsfelder sind die CO2-Belastung der Gebäude und die Verbesserung der Ökobilanzen.

2021 wurde die Hottgenroth Software von einer GmbH & Co. KG in eine AG umgewandelt, als Reaktion auf den starken Zuwachs des Unternehmens. Aktuell werden rund 230 Mitarbeiter beschäftigt, Tendenz steigend. Doch für ein IT-Unternehmen ist es gerade in Köln angesichts der Konkurrenz schwer, qualifizierte Fachkräfte zu finden und vor allem zu halten. Und damit kommen Flammersfeld und Weyerbusch ins Spiel: „Der Westerwald ist doch ein bisschen bodenständiger und stabiler“, sagt Hottgenroth zur Mentalität der Menschen. So ist die Hoffnung die, dass sich die Mitarbeiter hier langfristig im Unternehmen zu Hause fühlen. Zugleich wird nicht ausgeschlossen, dass so auch mancher Rheinländer plötzlich auf die günstigen Baulandpreise im Kreis Altenkirchen aufmerksam wird.

Bis zu 100 Jobs in Weyerbusch

Im ehemaligen Bankgebäude in Flammersfeld ist das Team bereits auf 24 Köpfe angewachsen, in Weyerbusch sind es derzeit 7. Doch hier ist eine sukzessive Aufstockung auf bis zu 100 Beschäftigte geplant, Platz genug für die Expansion ist jedenfalls vorhanden. Was Hottgenroth und seinen Führungskräften besonders am Herzen liegt, ist die Ausbildung. 30 junge Leute erhalten momentan ihr berufliches Rüstzeug, davon soll auch der Kreis profitieren. Am Standort im Münsterland hat der erste Duale Student begonnen – wie es der Zufall will, aus dem AK-Land stammend.

Enders und Reuber, der Mitglied des Wissenschaftsausschusses im Landtag ist, waren am Ende mehr als nur angetan vom unternehmerischen Weitblick und dem Bekenntnis zur Region. „Ich finde es schön und ermutigend, wenn Persönlichkeiten wie Karl-Heinz Hottgenroth ihrer Heimat etwas zurückgeben wollen und hier attraktive Arbeitsplätze schaffen“, so Enders abschließend. red