Kreis Altenkirchen

Durch drei Tunnel ins Glück: Schutzprojekt für Amphibien im Kreis Altenkirchen

Christian Heidtmann von der Unteren Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung in Altenkirchen freut sich, dass der Amphibienschutz in Ahlbach von Erfolg gekrönt ist.  Foto: Thorsten Stahl/Kreisverwaltung
Christian Heidtmann von der Unteren Naturschutzbehörde bei der Kreisverwaltung in Altenkirchen freut sich, dass der Amphibienschutz in Ahlbach von Erfolg gekrönt ist. Foto: Thorsten Stahl/Kreisverwaltung

Eine nahezu perfekte Kreisstraße ist grundsätzlich eine feine Sache. Wo Schlaglöcher, Risse und Bodenwellen fehlen, freut sich jeder Autofahrer. Ein Paradebeispiel dafür ist die K 9 in Ahlbach unterhalb von Flammersfeld. Doch der fast noch jungfräuliche Asphalt ist nicht der entscheidende Grund, warum Christian Heidtmann dieser Tage sehr zufrieden auf die Straße blickt.

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Denn der Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung Altenkirchen findet nirgends eine von Autoreifen zerquetschte Amphibie – und das trotz einer sehr hohen Population in diesem Bereich. Der Grund: Im vergangenen Jahr entstand hier ein – offenbar höchst wirksamer – Amphibienschutz in Form dreier Tunnel: eine Art unterirdischer Westerwaldsteig für Erdkröte und Co.

Bedeutende Population

Dass das Projekt im Vorjahr relativ spontan und zügig umgesetzt werden konnte, ist deshalb erstaunlich, weil viele Stellen involviert waren. Als die Mitarbeiter der Unteren Naturschutzbehörde (relativ spät) von der Fahrbahnsanierung der K 9 erfuhren, sahen sie die Chance gekommen, gleichzeitig einen deutlich besseren Schutz für die um ihren Lebensraum kämpfenden Tiere umzusetzen. „Im Bereich Ahlbach existiert eine der bedeutendsten Erdkrötenpopulationen im Landkreis, daraus resultiert seitens des Naturschutzes eine hohe Verantwortung“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Bislang hatten Ehrenamtliche des Nabu an dieser Stelle der K 9 die Amphibien stets mit Eimern entlang der Schutzzäune eingesammelt und zu den Laichgewässern gebracht – ein immens hoher Aufwand über Jahrzehnte. Das ist nun nicht mehr notwendig, vielmehr werden die Tiere nun mit den vom Landesbetrieb Mobilität gestellten Zäunen direkt zu den Tunneln gelotst, die unter der Kreisstraße hindurchführen.

Das Projekt wurde komplett mit Ersatzgeldern aus der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung der „Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz“ finanziert. Doch, wie angedeutet, das Geld hätte wenig bewirken können, wenn nicht alle Beteiligten an einem Strang gezogen hätten. Heidtmann: „Wir können uns als Kreisverwaltung nur bedanken. Die Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Mobilität, dem ausführenden Unternehmen, der Stiftung, den Grundstückseigentümern und vor allem den ehrenamtlichen Naturschützern war zu jedem Zeitpunkt vorbildlich.“

Gruppe der Lebenshilfe macht mit

Das Amphibienschutzprojekt ist dabei auf Nachhaltigkeit ausgelegt, soll heißen, dass in den nächsten 15 Jahren ein Monitoring stattfinden wird, um die Wirksamkeit der Maßnahme kontinuierlich zu überprüfen und eventuell auch neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Grüngruppe der Lebenshilfe Flammersfeld übernimmt dabei eine wöchentliche Kontrolle des Zauns.

Doch schon jetzt lässt sich in einem ersten Fazit feststellen, dass „Bufo bufo“ (Erdkröte) und „Rana temporaria“ (Grasfrosch) zu den Gewinnern gehören. Ihr Schutz wird auch deshalb immer wichtiger, weil im Zuge der Einschläge in den Wäldern, bedingt durch Trockenheit und Borkenkäferbefall, viele Winterquartiere zerstört wurden. Jahr für Jahr kehren die Kröten im Frühjahr zur Fortpflanzung zu ihren Geburtsgewässern zurück. Und wenn sich jetzt auch in Ahlbach wieder die kleinen Männchen huckepack an die großen Weibchen klammern, so sind die Überlebenschancen dort nun deutlich gestiegen.