Stellt das Covid-19-Virus für die meisten Bürger bislang eher eine abstrakte Gefahr dar, so müssen sich gerade Ältere oder gesundheitlich Angeschlagene auch jetzt schon einer ganz realen Bedrohung stellen. Ein Grund, warum die Alten- und Pflegeheime im Kreis bereits reagiert haben.
Michaela Giehl, Einrichtungsleitung vom Haus Sonnenhang in Mehren, hat am Mittwoch allen Angehörigen in einem Rundschreiben empfohlen, auf Besuche derzeit zu verzichten. „Verbieten können wir es natürlich nicht, aber wir appellieren da ganz stark an die Vernunft der Menschen“, so Giehl. In dem Schreiben werden die Familien der Bewohner gebeten, bis zum 30. März zunächst einmal Besuche zu unterlassen.“
Außer Apothekendienst, Ärzten und Wäscheservice sollte keiner die Einrichtung betreten, wenn es nicht unbedingt sein muss, so Giehl. Es gibt trotzdem eingeschränkte Besuchszeiten für Ausnahmefälle (Stand: Freitagnachmittag). Dann etwa, wenn ein Bewohner gesundheitlich schlecht dran ist. Die Angehörigen haben in solchen Situationen die Möglichkeit, von 14 bis 16 Uhr oder für Berufstätige abends von 18 bis 19 Uhr einen kurzen Besuch abzustatten.
Damit die Bewohner sich nicht isoliert fühlen, werde der soziale Dienst stärker involviert, so Giehl. Veranstaltungen im Haus und außer Haus finden nicht mehr oder nur noch stark eingeschränkt statt. Bis auf Weiteres seien die Speisesäle aber noch offen. „Wir haben bereits vor vier Wochen ausreichend Lebensmittel bestellt“, erläutert Giehl weiter, jedoch gebe es Engpässe bei Hygieneartikeln und Schutzmasken. Im Haus hängen Infozettel, und es stehen natürlich überall Handdesinfektionsspender bereit.
Andreas Artelt, Heimleiter des DRK Seniorenzentrums in Altenkirchen, sagt auf Anfrage der RZ, dass man am gestrigen Freitag beschlossen habe, das Seniorenheim für Besucher zu schließen. Das betrifft nicht nur Familienangehörige und Freunde der Heimbewohner, sondern auch externe Dienste wie Friseur, Fußpflege oder Physiotherapie. „Wir handeln auf Empfehlung des Ministeriums, der DRK-Landesverband hat dazu dann eine entsprechende Weisung herausgegeben“, so Artelt.
Um die Kette zu unterbrechen, müsse man jetzt alles, was von draußen kommt, auch draußen halten – außer das Personal natürlich. Ausnahmen gebe es nur in bestimmten Fällen und dann auch nur nach vorheriger, telefonischer Absprache mit der Heimleitung (Tel 02681/80391001). Entsprechend sind auch alle internen und externen Veranstaltungen für die Heimbewohner abgesagt. Diese würden aber hinter den nun ergriffenen Maßnahmen stehen. „Unsere Bewohner sehen das sehr positiv“, so der Heimleiter.
Theresa Leake, Verwaltungsmitarbeiterin der evangelischen Altenhilfe des Kirchenkreises Altenkirchen gGmbH, die das Theodor-Fliedner-Haus in Altenkirchen, das evangelische Altenzentrum Friedrich Wilhelm Raiffeisen in Hamm sowie das evangelische Altenzentrum an der Sieg in Kirchen betreibt, ist ebenfalls gerade dabei, ein Anschreiben an die Angehörigen zu verfassen.
„Es ist schon schwierig, in der jetzigen Situation sowohl den Wünschen unserer Bewohner nachzukommen, die ihre Kinder und Enkel sehen möchten, als auch zu deren Schutz die Besuche zu beschränken“, sagt Leake. Deshalb würden solche Maßnahmen immer in enger Absprache mit dem Kreis und dem Gesundheitsamt erfolgen. Neben dem Anschreiben, in dem mitgeteilt wird, dass die Besuchszeiten eingeschränkt werden, wurden natürlich auch alle Mitarbeiter speziell im Hinblick auf Corona gebrieft.
Auch werden in den drei Einrichtungen derzeit ebenfalls auf Angebote wie Physio-, Logo- oder Ergotherapie verzichtet, denn man wolle derzeit solche Multiplikatoren in den Häusern vermeiden. Auch alle Veranstaltungen intern sowie extern wurden abgesagt. Die Versorgung ist hier, wie in den anderen Häusern, gesichert. Bei den Lebensmitteln gebe es ohnehin derzeit noch keine Engpässe, aber auch an Hygieneartikeln habe man weitestgehend alles bekommen – bis auf entsprechende Mundschützer, die seien wirklich überall vergriffen, so Leake.