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Neunkhausen/Elkenroth

B 414-Baustelle bei Nister: So leiden Neunkhausen und Elkenroth unter Umleitungsfolgen

In Neunkhausen hat die Zunahme an Schwerlastverkehr offenbar bereits ihren Tribut gefordert.
In Neunkhausen hat die Zunahme an Schwerlastverkehr offenbar bereits ihren Tribut gefordert. Foto: Elmar Hering/Daniel-D. Pirker

Merklich zugenommen hat der motorisierte Verkehr in Neunkhausen und Elkenroth, seitdem dort die Umleitungsstrecke im Zuge der B 414-Baustelle bei Nister verläuft. Ein Anwohner aus Neunkhausen befürchtet „fortschreitende Straßenschäden“ und wünscht sich eine generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer. Was sagen die Ortsbürgermeister?

Lesezeit: 3 Minuten
Helmut Schmidt wohnt direkt an der Landesstraße 287, die über die Kreisgrenze hinweg von Elkenroth bis Kirburg verläuft. Der frühere Berufskraftfahrer hat vor allem den täglichen Schwerlastverkehr im Blick und ist besorgt. Mit Hinweis auf die etwa einjährige Dauer der Umleitung sagt der 66-Jährige: „Das hält die Straße nicht aus. ...
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Baustelle auf der B 414: Sperrung sorgt für massive Verkehrsprobleme rund um Hachenburg

Wer momentan zu bestimmten (Stoß-)Zeiten durch Hachenburg fährt, braucht unter Umständen viel Geduld und gute Nerven: Seitdem die B 414 zwischen den Anschlussstellen Schneidmühle und Nister im Juli für circa ein Jahr für Bauarbeiten gesperrt wurde, rollt deutlich mehr Verkehr als sonst durch die Löwenstadt. Aufgrund verschiedener Baustellen der Bahn sind als Schienenersatzverkehr zudem mehr Busse als sonst unterwegs.

Eigentlich soll der überörtliche Verkehr Hachenburg weiträumig umfahren – so sieht es der Umleitungsplan für die Maßnahme auf der B 414 vor, der beispielsweise Fahrzeuge, die aus der Richtung Herborn/Bad Marienberg kommen und die weiter in Richtung Betzdorf oder Altenkirchen möchten, bereits in Kirburg über Neunkhausen, Elkenroth und die L 288 in Richtung Knotenpunkt Nister lenkt – und umgekehrt.

Doch längst nicht alle Verkehrsteilnehmer halten sich an diese Umleitungen, sodass es in der Löwenstadt vermehrt zu Behinderungen kommt. Besonders stark betroffen von Staus und Verzögerungen sind die Bereiche Graf-Heinrich-Straße/B 413, Alexanderring/Kreisverkehr Neumarkt sowie die Ausfahrt aus dem Wohngebiet „Judenfriedhof“ auf die Leipziger Straße (am Landschaftsmuseum).

Das sagen Anlieger in Nister: Von massiven Problemen berichten auch Bürger aus Nister: Die Gemeinde ist nur über eine einzige Straße und die Überleitung auf die L 288 an das überörtliche Verkehrsnetz angebunden. Die Auffahrt auf die L 288 werde aktuell jedoch dadurch erschwert, dass hier – bedingt durch verschiedene Umleitungen und Sperrungen – viel Betrieb herrsche, was insbesondere für Fahrer aus Nister, die links Richtung Hachenburg abbiegen wollen, zu längeren Wartezeiten führe.

Etliche Menschen in der Gemeinde haben wenig Verständnis dafür, dass – insbesondere angesichts der Sperrung auf der B 414 – auch die frisch sanierte L 288 inklusive neu errichteter Brücke Richtung Hachenburg gesperrt ist. Der Vorschlag der Bürger: diese Strecke wenigstens für eine Fahrtrichtung freigeben, um die Situation am Kreisel auf der B 414/Richtung Müschenbach zu entzerren.

Das sagen Anlieger in Hachenburg: Viele Bürger sind vom Durchgangsverkehr (darunter viele Lkw) genervt. Als Lösung teilt uns etwa Christoph Stein folgende Vorschläge mit: im Bereich der Baustelle auf der B 414 eine Spur mit Einbahnregelung freigeben, den Durchgangsverkehr mit Höhenbegrenzungen aus der Stadt raushalten, Verkehrszählungen durchführen, überwachtes Tempo 30 im gesamten Stadtgebiet, Sicherheit von Gehwegen herstellen, temporäre Parkverbote in der Leipziger Straße und im Dehlinger Weg. Ohne weitreichende Maßnahmen, so befürchtet Stein, werde es bald zu schweren Unfällen kommen.

Darüber hinaus beschäftigt ihn die Frage, wer mögliche Schäden an Straßen, Bürgersteigen und Bordsteinen bezahlt. „Es mag sein, dass die Leipziger Straße und der Alexanderring für Schwerlastverkehr ausgelegt sind, nicht aber Borsteine und Bürgersteige. Lkw verkannten sich im Kreisverkehr, fahren über Inseln, Gehwege. Diese Schäden werden sich im wiederkehrenden Straßenausbaubeitrag aller Einwohner der Stadt wiederfinden, und das ist nicht in Ordnung.“

Das sagen Unternehmen: Die aktuellen Sperrungen und Umleitungen in der gesamten Region haben auch Auswirkungen auf die Wirtschaft. So rollt beispielsweise die gesamte Logistikflotte der Westerwald-Brauerei in Hachenburg vorwiegend über heimische Kreis-, Landes- und Bundesstraßen. „Die vielen Baustellen betreffen uns unmittelbar“, erklärt Carmen Müller, Leiterin Logistik im Unternehmen. Die Umwege führten zu zeitlichen Verlusten und Mehrkosten.

Um Anlieferzeiten einhalten zu können, plant die Brauerei ihre Touren mithilfe eines digitalen Tools um. „Überlastete Ausweichstrecken führen jedoch immer wieder zu nicht kalkulierbaren Zeitverlusten. Einzelne Abladetermine konnten daher zuletzt nicht wie vereinbart stattfinden, und Kunden mussten erneut angefahren werden“, so Müller weiter.

Das sagt Hachenburgs Stadtbürgermeister: Wie Stefan Leukel mitteilt, hätte ihn in den zurückliegenden Wochen fast ausschließlich Kritik zur Sperrung des Alexanderrings während der Hachenburger Kirmes erreicht. Hier seien die sowieso anstehende Sperrung wegen des Festes und die geringere Verkehrsbelastung in den Sommerferien genutzt worden, um Teilbereiche der Fahrbahndecke zu sanieren, da diese dem zusätzlichen Verkehr während der Umleitungsmaßnahme nicht standgehalten hätte.

Im Anschluss an den Ausbau der B 414, so Leukel, soll der Alexanderring komplett ausgebaut werden. Während der kirmesbedingten Sperrung dieser Straße seien viele Verkehrsteilnehmer über den deutlich engeren Johann-August-Ring ausgewichen. Daher sei diese Strecke für den Lkw-Verkehr über 7,5 Tonnen komplett gesperrt worden. Danach habe es von dort keine Beschwerden mehr gegeben. Allerdings werde er verstärkt von Anliegern der Burgbitz kontaktiert, die ein erhöhtes Verkehrsaufkommen und teilweise rücksichtslose Fahrweise beklagten.

Den ganzen Tag über reiht sich in der Hachenburger Innenstadt momentan Fahrzeug an Fahrzeug. Viele Auswärtige nutzen statt der offiziellen Umleitungsstrecke die Route, die ihnen ihr Navigationsgerät vorgibt. Foto: Röder-Moldenhauer
Den ganzen Tag über reiht sich in der Hachenburger Innenstadt momentan Fahrzeug an Fahrzeug. Viele Auswärtige nutzen statt der offiziellen Umleitungsstrecke die Route, die ihnen ihr Navigationsgerät vorgibt.
Foto: Röder-Moldenhauer

Leukel sieht einen Bedarf an weiteren Maßnahmen für die Stadt, die gemeinsam mit den Verkehrsbehörden und der Polizei bewertet und gegebenenfalls umgesetzt werden sollen. Vor allem fordert er auf der gesamten Strecke durch Hachenburg Tempo 30 zum Schutz von Fußgängern und Radfahrern sowie zur Lärmreduzierung. Doch diese Maßnahme werde aktuell von den Verkehrsbehörden mit Verweis auf die Straßenverkehrsordnung abgelehnt.

Zu möglichen Kosten für die Instandsetzung von Infrastruktur erklärt Leukel, dass für die Beseitigung von Schäden grundsätzlich der jeweilige Straßenbaulastträger verantwortlich sei. Da es sich beim Alexanderring um eine Stadtstraße handle, sei angesichts der erhöhten Belastung bereits über eine Kostenbeteiligung an der geplanten Sanierungsmaßnahme mit anderen Stellen gesprochen worden.

Das sagt der Landesbetrieb Mobilität (LBM): Aus Gründen der Arbeitssicherheit müsse der Ausbau der B 414 zwischen Schneidmühle und Nister unter Vollsperrung erfolgen. Das teilt die Pressestelle mit. Man versuche, die Einschränkungen durch die Sperrung so gering wie möglich zu halten. Für Umleitungen seien geeignete und leistungsfähige Strecken erforderlich, die in der Regel längere Fahrzeiten bedingten, die wiederum naturgemäß zu einer Verlagerung der Verkehre auf ansonsten weniger belastete Strecke führten. Im konkreten Fall seien die Verlagerungen zum Teil erheblich, aber bei einer Zahl von mehr als 10.000 Kraftfahrzeugen pro Tag, die sonst die aktuell gesperrte Strecke passierten, nicht ungewöhnlich.

Obwohl die Umleitungsstrecken mit allen verantwortlichen Behörden abgestimmt seien, ließen sich zusätzliche Belastungen nicht vermeiden. Allerdings scheine der Verkehr durch Hachenburg und bei Nister noch im verträglichen Maße zu fließen – teils sogar besser als gedacht, was die Stadt und die Gemeinde dem LBM bestätigt hätten. Kraftfahrer folgten in der Regel ihrem Navigationssystem und nicht der Beschilderung. Deshalb lasse es sich nicht gänzlich vermeiden, dass Schwerlastverkehr durch Hachenburg rolle. Behördlicherseits blieben hier nur Appelle an die Fahrer.

Die Kritik aus Nister kann der LBM nicht in Gänze teilen, da dieser Streckenzug (L 288/B 414) an der Ausfahrt der Gemeinde durch die aktuelle Sperrung sogar eher entlastet werde. Ein Einbiegen aus Nister kommend wäre somit leichter möglich als in der Zeit davor, teilt der LBM mit. Da sich jedoch hin und wieder Lkw in die Ortschaft verirrten, werde die Beschilderung vor der Einmündung in die Kommune noch ergänzt.

Die L 288 in der Verlängerung Richtung Hachenburg könne aus Sicherheitsgründen erst nach der Fertigstellung der Nisterbrücke auf der B 414 (voraussichtlich Ende 2024) für den Verkehr freigegeben werden. „Bei der aktuellen Verkehrsführung wäre die Einmündung an der Stelle, an der die Behelfsrampe auf die L 288 führt, zu unübersichtlich.“ Insgesamt werde die Verkehrsführung in dem gesamten Gebiet weiterhin überwacht und – falls erforderlich – optimiert.

Aktuell führt vor allem die Sperrung auf der B255 zu längeren Fahrzeiten im Rettungsdienst

Die Sperrung auf der B 414 bei Hachenburg ist aktuell nicht die einzige Großbaustelle auf Westerwälder Straßen. Wie bereits berichtet, kommt es auch durch die Sperrung der B 255 zwischen Rothenbach und Langenhahn seit Wochen zu Problemen. Welche Folgen haben solche Sperrungen für den Rettungsdienst? Dazu haben wir Michael Schneider, Geschäftsführer des Rettungsdienstes Rhein-Lahn-Westerwald gGmbH, befragt.

Die Rettungswachen, so Schneider, würden frühzeitig vor einer Sperrung informiert und könnten aufgrund ihrer guten Ortskenntnisse immer den schnellsten Weg zur Einsatzstelle wählen. Die Auswahl des nächstgelegenen freien Rettungsmittels durch die Integrierte Leitstelle Montabaur erfolgt GPS-gestützt und unter Berücksichtigung aktueller Sperrungen. Aktuell habe insbesondere die Baustelle auf der B 255 Einfluss auf die Fahrzeiten des Rettungsdienstes im oberen Westerwald.

Die Umleitungsstrecken über die L 304 und die L 300/L 288 seien hoch frequentiert, lokale Umfahrungsmöglichkeiten würden häufig von vielen Verkehrsteilnehmern genutzt. Grundsätzlich habe das erhöhte Verkehrsaufkommen Einfluss auf die Fahrzeiten des Rettungsdienstes und sorge immer wieder für Situationen, in denen man – insbesondere bei einer Fahrt ohne Sonder- und Wegerechte – langsamer vorankomme. Zu brenzligen Situationen, in denen Helfer erst sehr spät oder sogar zu spät zum Einsatzort gekommen seien, sei es aber noch nicht gekommen, beruhigt der Geschäftsführer.

Paragraf 35 der Straßenverkehrsordnung erlaubt es Rettungsdiensten, Sonderrechte in Anspruch zu nehmen, um Menschenleben zu retten oder gesundheitliche Schäden abzuwenden. Darunter fällt auch das Befahren von für die Allgemeinheit gesperrten Streckenabschnitten. nh

Kreis Altenkirchen
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