Angeklagter zugedröhnt im Gericht: Prozess abgebrochen
Von Johannes Mario Löhr
Die Göttin der Gerechtigkeit Justitia hält eine Waage und ein Richtschwert.Foto: Arne Dedert/Archiv
Eine Tankstelle in der Altenkirchener Philipp-Reis-Straße soll Carlo A. (heute 20, alle Namen von der Redaktion geändert) im November 2018 überfallen haben. Martin O. (heute 21) wird verdächtigt, seinen Kumpel nach dem Überfall schnell vom Tatort weggefahren zu haben. Eigentlich sollten die zwei Angeklagten dafür am Donnerstag in Betzdorf ihr Urteil bekommen – doch die ohnehin schon spektakuläre Verhandlung musste vorzeitig abgebrochen werden: Carlo A. war nicht mehr verhandlungsfähig. Schon der Vertreterin der Staatsanwaltschaft sowie einer Schöffin war aufgefallen, dass dem Angeklagten zwischenzeitlich immer mal wieder die Augen zugefallen waren. Tatsächlich wirkte der junge Mann während der gesamten Verhandlung geistesabwesend, verpeilt – ja, völlig zugedröhnt. Das Gericht konfrontierte ihn schließlich mit diesen Beobachtungen. Carlo A. ließ daraufhin über seinen Verteidiger verkünden, dass er am Vorabend Opiate zu sich genommen, am Morgen gekifft und Benzodiazepine eingeworfen – und während einer Pause im Gericht weitere, in der Drogenszene als „Benzos“ bekannte, Angst lösende Arznei auf der Toilette des Amtsgerichts eingenommen habe. Richterin Tanja Becher resümierte sichtlich genervt: „Wir können heute nicht weitermachen.“ Es müsse ein neuer Termin gefunden werden – und alles bisher Gesagte könne nicht verwertet werden, müsse also noch einmal neu eingeführt werden. Frustrierend – für alle Beteiligten.
Lesezeit: 3 Minuten
Zum Tatvorwurf: Carlo A. soll die Altenkirchener Tankstelle am Tattag kurz vor Ladenschluss vermummt mit einer silbernen Softair-Pistole überfallen haben. Bei Softair-Pistolen handelt es sich um realistisch wirkende Replikate echter Schusswaffen. Lebensgefährliche Verletzungen indes können sie nicht herbeiführen. Die Kassiererin, die am Tattag Dienst in der Tankstelle hatte, sagte am ...
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