Ärztliche Beratungsstelle hat mehr zu tun: Fachkräfte in Siegen berichten von gestiegenen Fallzahlen während der Corona-Pandemie
Aufgrund der Corona-Pandemie konnten kaum Fachtage durchgeführt werden und somit war der persönliche Austausch eingeschränkt. Jedoch wurde eine breite Netzwerkarbeit fortgeführt. Auch unter Corona-Bedingungen war die ÄB telefonisch und in Präsenz für die Familien erreichbar. Trotz steigender Fallzahlen konnten die Kolleginnen einen Termin für ein Erstgespräch innerhalb von 14 Tagen vergeben und auch eine zeitnahe Weiterarbeit gewährleisten.
Neben der direkten Beratung von Betroffenen und deren Angehörigen haben 33 professionelle Helfer von Jugendämtern, Familienhilfeeinrichtungen, Schulen und Familientagesstätten eine kollegiale Beratung in Anspruch genommen.
„Auch im Jahr 2020 waren wir stark gefordert durch eine intensive Einzelfallarbeit, bei der zum Kindeswohl zudem oft mit anderen Institutionen, insbesondere mit den Jugendämtern und der Kinderschutzgruppe (KSG) der DRK-Kinderklinik zusammengearbeitet wurde. Die Zahl der betreuten Familien hat erneut zugenommen, in den letzten fünf Jahren hat sie um mehr als 40 Prozent zugenommen“, erläutert Maaß-Quast.
„Ob die Ursache des Anstiegs auch in der Corona Pandemie zu finden ist, darüber gibt es zurzeit noch keine verlässlichen Studien. Jedoch trägt die weiter gestiegene, gute Vernetzung mit anderen Institutionen der Jugendhilfe und der Justiz aus unserer Sicht dazu bei, dass Hilfesuchende den Weg zu uns finden“, ergänzt Beer.
Auch die stete Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit auf Länder- und Bundesebene durch die „Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs“ und die voranschreitende Platzierung der Themen in öffentlichen Institutionen und der Öffentlichkeit würden dabei helfen, Betroffene zur Inanspruchnahme von Beratung und Unterstützung zu motivieren.
Die Vernetzung mit anderen Einrichtungen, die in diesem Themenfeld ebenfalls arbeiten, sowie die Teilnahme an Helferkonferenzen und Arbeitskreisen zu der Thematik seien für einen effektiven Kinderschutz in der Region ebenso erforderlich wie eine multiprofessionelle Zusammenarbeit in konkreten Fällen.
Die Anstellung der zweiten Fachkraft erfolgte Ende 2020 auf Anregung und mit Unterstützung durch den Landrat und das Gesundheitsamt des Kreises Siegen-Wittgenstein. Die ÄB arbeitet zudem eng mit dem interdisziplinären Team der Kinderschutzgruppe (KSG) und der Kinderschutzambulanz (KSA) der DRK-Kinderklinik zusammen.
Durch die enge Zusammenarbeit der jeweiligen Stellen gelingt laut ÄB eine vollständige Begleitung betroffener Kinder und Jugendlicher sowie deren Eltern. Die Begleitung reicht von der ersten Einschätzung der Gefährdung über die Betreuung der Betroffenen und deren Familienmitglieder bis hin zur Nachsorge.