Kreis Ahrweiler

Zerstörungen ist auch im Handwerk groß: Kollegen aus der ganzen Republik wollen im Ahrtal helfen

Von Tobias Lui
Ein zum Teil zusammengefallenes Haus steht in Altenahr nahe dem Ufer der Ahr. Auch viele Handwerksbetriebe sind von der Flutkatastrophe betroffen – Hilfsangebote kommen aus ganz Deutschland.
Ein zum Teil zusammengefallenes Haus steht in Altenahr nahe dem Ufer der Ahr. Auch viele Handwerksbetriebe sind von der Flutkatastrophe betroffen – Hilfsangebote kommen aus ganz Deutschland. Foto: dpa

Trauer und zerstörte Existenzen auf der einen Seite, noch nie erlebte gelebte Solidarität auf der anderen: Alexander Zeitler, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mittelrhein mit Sitz in Koblenz, erlebt derzeit die wohl intensivste Zeit seines Berufslebens. Zeitler und seine Kollegen vertreten die Handwerker in der von den Hochwasserfluten betroffenen Region – und versuchen sich gerade einen Überblick darüber zu verschaffen, wer wie stark betroffen ist.

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„Da es vielerorts kein Festnetz mehr gibt und Handys nur sporadisch zu erreichen sind, ist dies gar nicht so einfach“, betont Zeitler. Was er aber schon sagen könne ist, dass die Betriebe der Fleischerinnung besonders hart betroffen seien: „Sieben von neun sind abgesoffen“, bilanziert Zeitler. „Wie hoch der finanzielle Schaden genau ist, lässt sich noch nicht beziffern.“

Betroffen von der Katastrophe seien aber fast alle Innungen, auch Bäckereien und Elektrobetriebe habe die Flut bis ins Mark getroffen. „Unsere Abfrage läuft, aber um ein genaues Bild der Schäden zu bekommen, brauchen wir noch ein paar Tage.“ Derzeit könne man auch nur Vermutungen über die tatsächliche Schadenshöhe anstellen. „Erst wenn Wasser und Müll mal weg sind, werden wir wissen, wie immens groß diese insgesamt ist“.

Bei den Fleischern der Region sieht es tatsächlich zappenduster aus, betont Innungsobermeisterin Dagmar Groß-Mauer. „Bei zwei Mitgliedsbetrieben steht schon fest, dass sie nicht mehr aufmachen werden.“ Bei einem dieser Betriebe handele es sich um einen Kollegen aus Ahrbrück: Der Fleischermeister sei bereits Anfang 60, „und er ist überzeugt, dass er mindestens drei bis vier Jahre braucht, um seinen Betrieb wiederherzustellen. Das will er sich nicht mehr antun“, berichtet die Innungsobermeisterin traurig. Ein anderer Betrieb aus Heppingen sei komplett zerstört worden – und stehe nun vor dem finanziellen Aus. „Denn leider wurde der Kollege von der Versicherung nicht genommen, steht nun also ohne Versicherungsschutz da.“ Was der Innungsobermeisterin zum Zeitpunkt unserer Anfrage – neben dem finanziellen Leid – besonders Kopfzerbrechen bereitete: „Zu zwei Kollegen aus Heimersheim und Mayschoß besteht keinerlei Kontakt. Wir machen uns wirklich Sorgen ...“

Bei allem Leid verspüren Groß-Mauer und Kreishandwerkerchef Zeitler aber auch Stolz darauf, wie groß die Solidarität auf den unterschiedlichsten Ebenen ist. „Die Hilfsbereitschaft überfällt uns förmlich und ist einfach überwältigend.“ Aus allen Ecken Deutschlands kommen Hilfsangebote, berichtet Zeitler, „diese sind wir nach und nach am abarbeiten“. Dabei gehe es vor allem um die Koordination der unterschiedlichen Offerten. Ein Trupp aus München sei in der Krisenregion, „genau wie Kolleginnen und Kollegen der Elektroinnung aus Köln, die mit Fahrzeugen helfen wollen, den Strom wieder herzustellen“. Weitere Aufgaben seines Teams: Küchen für die Helfer müssen eingerichtet werden, auch das versucht man aus Koblenz zu koordinieren. „Außerdem stehen wir den Betrieben mit Rat und Tat zur Seite, zum Beispiel in arbeitsrechtlichen Fragen“, erklärt Zeitler.

Er lobt die Solidarität von allen Seiten: Es gebe jede Menge Spendenaufrufe, auch die Kreishandwerkerschaft habe ein Konto eingerichtet. Ob Geldspenden, Arbeitskraft, die zur Verfügung gestellt wird oder Material – der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft ist überwältigt, zu welcher Solidarität die Menschen in einer solchen Krise fähig sind. „Da bekommt man wirklich Gänsehaut …“