Bad Neuenahr-Ahrweiler

Wohin mit dem Müll? Kreis Ahrweiler stellt außergewöhnlichen Plan vor

Von Uli Adams
Nach dem Unwetter in Rheinland-Pfalz
Ein Traktor fährt über eine Behelfsbrücke in der Gemeinde Insul im Ahrtal. Foto: Thomas Frey/dpa/Archivbild

Kreis Ahrweiler. Der Müll muss raus aus dem geschundenen Ahrtal. Mehr als 200 000 Kubikmeter Sperrmüll sowie 560 000 Elektrogeräte, dazu Bauschutt, Autos, entwurzelte Bäume liegen den Menschen im Ahrtal und ihren Helfern beim Beseitigen der Folgen der Flutwelle sprichwörtlich im Weg.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

So eine grobe Schätzung des Abfallwirtschaftsbetriebes des Kreises Ahrweiler, die Landrat Jürgen Pföhler am Samstag bei der Pressekonferenz des Krisenstabes vortrug. Und die sollen nun möglichst schnell aus dem Tal geschafft werden, wie Einsatzleiter Heinz Wolschendorf erklärte. Am Samstag wurde dafür auf der Autobahn 61 ein Kreisverkehr auf der Standspur eingerichtet. Heißt: Ab dem Meckenheimer Kreuz bis nach Niederzissen rollt die Karawane aus Lastwagen und Traktoren mit den zerstörten Habseligkeiten der Menschen von Altenahr bis Bad Neuenahr-Ahrweiler, um sie auf der Müllumladestation „Auf dem Scheid“ zwischen zu deponieren. Auf der Standspur Richtung Norden sollen sie dann wieder schnellstmöglich ins Krisengebiet kommen. Mehrere Tage wird dieser Befreiungsschlag von Hausrat, Elektroschrott und Bauschutt dauern. Verkehrseinschränkungen inklusive.

Eine Aktion, die am Samstag zu einer schier unmöglichen Herausforderung wurde. Tausende freiwillige Helfer drängten ins Tal, um den Menschen bei der Beseitigung der Schäden zu helfen. Doch das Hilfsangebot wurde zur Belastung. Zeitweise brach der Verkehr zusammen, es bildeten sich kilometerlange Staus in dem auch dringend benötigte Einsatzkräfte zeitweise festsaßen.

Erschwert wurden die Aufräumarbeiten zusätzlich durch das Wetter. Gewitter und Starkregenereignisse wurden von den Meteorologen für den Samstag angekündigt. Gegen Mittag kam der Regen. Vor allem für die Bereiche Schuld, Insul, Dümpelfeld und Bad Neuenahr-Ahrweiler rechneten die Wetterexperten mit kurzzeitigen kräftigen Niederschlägen. Wer wollte, konnte sich in diesen Bereichen in eine Notunterkunft auf dem Sportplatz im Grafschafter Ortsteil Leimersdorf evakuieren lassen. Dabei war die Ahr aus Sicht des Krisenstabes noch nicht einmal das Problem. Mit Hochwasser wurde nicht gerechnet. Vielmehr das Oberflächenwasser, das wegen zerstörter und verstopfter Kanalnetze in den Ortschaften nicht abfließen kann, machte dem Krisenstab sorgen. Und die Gefahr durch ergiebige Niederschläge war auch am Samstagabend nicht gebannt. Die Wetterlage würde sich am Sonntag um 6 Uhr verschärfen, so Einsatzleiter Wolschendorf, der im permanenten Kontakt mit dem Deutschen Wetterdienst steht. Wie schlecht derzeit die Infrastruktur durch 62 zerstörte Brücken, weggebrochene Straßenabschnitte fehlendes Leitungswasser und Strom ist, zeigt sich auch daran, dass der Pegel der Ahr wegen der Niederschläge händisch überprüft werden muss.

Insgesamt 7500 Helfer waren am Wochenende im Einsatz, so der Einsatzleiter. 150 Tonnen Lebensmittel, Trinkwasser, medizinisches Material wurden von der Bundeswehr ins Krisengebiet gebracht. Die Zahl der Toten liegt weiter bei 132, die der Verletzten, die in Krankenhäusern der Region versorgt werden mussten oder werden, bei 766. Das Schicksal von 149 Vermissten der Flutkatastrophe im Ahrtal vom Mittwoch, 14. Juli, ist noch nicht geklärt. Auf einer Strecke von 40 Kilometern sind rund 7000 Gebäude und rund 32 000 Menschen betroffen.

Von unserem Redakteur Uli Adams