Umweltministerin gibt noch keine Entwarnung
Wie ist die Wasserqualität der Ahr? Messprogramm liefert erste Ergebnisse
Nach vorläufigen Erhebungen belaufen sich die Schäden an der Ahr nach dem Hochwasser auf mehr als 20 Milliarden Euro.
dpa

Kreis Ahrweiler. Die Flutkatastrophe hat zu erheblichen Belastungen in den Gewässern geführt. Doch dies hat in der Ahr offenbar keine gravierenden langfristigen chemischen Verunreinigungen hinterlassen. Darauf weisen die ersten Ergebnisse des Sondermessprogramms der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) und des Landesamts für Umwelt (LfU) hin.

Lesezeit 2 Minuten

„Ich bin erleichtert, dass die Ergebnisse zunächst nicht auf sehr starke chemische Verunreinigungen hindeuten, eine Entwarnung können wir jedoch noch nicht geben. Hierzu brauchen wir weitere Probenentnahmen, die folgen werden“, sagte Umweltministerin Anne Spiegel.

Die enorme Zerstörungskraft der Flutwelle und die einhergehende Freisetzung von Öl, chemischen Stoffen sowie die Verlagerung von Schlamm ließ gravierende Belastungen in den kleineren Flüssen befürchten. Die hohen Wassermengen und Fließgeschwindigkeiten haben jedoch offenbar Abschwemmungen aus Weinbergen, geplatzten Öl- und Benzintanks oder zerstörten Abwasseranlagen schnell verdünnt und mit der Hochwasserwelle fortgespült. Zudem zeigen sich in den relativ geringen Belastungen aus den Abwässern auch die Erfolge der Sofortmaßnahmen am Ort, wo unter anderem kurzfristig mobile Kläranlagen installiert oder mobile Toilettenkabinen aufgestellt wurden.

Mit dem Sondermessprogramm will sich das Umweltministerium Klarheit darüber verschaffen, wie sehr die Gewässer im Zuge der Hochwasserkatastrophe durch zerstörte Kläranlagen und Kanalisationen, Öltanks, Düngemittel oder Pestizide belastet wurden. „Dabei ist klar, dass auch 13 Messstellen entlang der Ahr kein vollständiges Bild liefern, sondern jeweils nur stichprobenartige Momentaufnahmen darstellen. Die Untersuchungen werden von der SGD Nord und dem LfU fortgeführt“, so Spiegel weiter.

Die Proben werden vom LfU auf insgesamt 192 Parameter untersucht. Bei dem Sondermessprogramm stehen mögliche Auswirkungen für Umwelt und Wasserlebewesen im Fokus. Die gemessenen Werte lagen zumeist innerhalb der üblichen Schwankungen. Zum Zeitpunkt der Probenahme waren jedoch in den Siedlungsbereichen noch Rückstände von Mineralölen nachweisbar. Durch die lang anhaltenden Niederschläge wurden auch partikelgebundene Schadstoffe aus der Luft, etwa über Stäube oder Ruß, mobilisiert und von befestigten Flächen und Straßen lokal in die Gewässer eingespült.

Dabei wurden im Gebiet von Bad Neuenahr die Jahreshöchstkonzentrationen für einige Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) nach der Oberflächengewässerverordnung überschritten. Durch beschädigte Kläranlagen, Kanäle und durch Abschwemmungen von landwirtschaftlichen Flächen wurden zudem Nährstoffe in die Gewässer eingetragen. Hinweise auf erhöhte bis hohe Nährstoffeinträge ergeben sich im Bereich der Siedlungsgebiete beziehungsweise unterhalb der beiden großen Kläranlagen. „Wir haben es geschafft, auf der Kläranlage in Sinzig die mechanische Reinigung und in Dümpelfeld zusätzlich bereits wieder die biologische Reinigung in Betrieb zu nehmen. Auf der Kläranlage in Sinzig ist die Inbetriebnahme der biologischen Reinigung für Mitte September geplant“, so Wolfgang Treis, Präsident der SGD Nord. Bei den Pflanzenschutzmitteln konnten von den 71 untersuchten Stoffen nur wenige Substanzen oberhalb der Nachweisgrenze gefunden werden.

Die bisher vorliegenden Ergebnisse des Sondermessprogramms sind unter www.sgdnord.rlp.de abrufbar

Top-News aus der Region