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Kreis Ahrweiler

Wie gut ist der Nahverkehr im Kreis Ahrweiler? RZ-Redakteure machen den Test

Von Christian Koniecki
Seit dem Sommer 2018 gibt es neue Fahrpläne, Strecken, Verbindungen im ÖPNV-Verkehr des Kreises.
Seit dem Sommer 2018 gibt es neue Fahrpläne, Strecken, Verbindungen im ÖPNV-Verkehr des Kreises. Foto: Vollrath

Bei der jüngsten Umstellung des Angebots zum 1. Juli 2018 gab es über Monate hinweg viele Beschwerden, deutliche Kritik und drastische Kommentare vor allem zum Thema Schülerverkehr. Und noch immer kurven abseits der Hauptverkehrszeiten viele Busse scheinbar ohne Fahrgäste von Ort zu Ort. Ist das Angebot wirklich so gut und kundenorientiert, und hat der ÖPNV in dieser Form überhaupt eine Zukunft im Kreis Ahrweiler?

Lesezeit: 3 Minuten
„Es ist das beste ÖPNV-Angebot, das der Kreis Ahrweiler je hatte.“ Wer Stephan Pauly, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein-Mosel (VRM), zuhört, bekommt schnell das Gefühl, einem Werbebotschafter in Sachen Busse und Bahnen gegenüberzusitzen. „Der Start im Juli im Sommer 2018 war wirklich mehr als holprig“, gibt der VRM-Chef im Rückblick offen zu. ...
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Mit dem Zug zum Job: Viel Bewegung für 12,40 Euro

Jeder Einzelne kann etwas fürs Klima tun – zum Beispiel das Auto stehen lassen und einfach mit dem ÖPNV zur Arbeit fahren. Aber wie praktikabel ist diese Lösung – und vor allem wie teuer? Die RZ-Redakteure haben es ausprobiert. Heute: Silke Müller.

Ein Selfie vor der Abfahrt in Koblenz. Ob wohl alles reibungslos klappt?
Ein Selfie vor der Abfahrt in Koblenz. Ob wohl alles reibungslos klappt?
Foto: Silke Müller

Der Abfahrtsort ist Koblenz. Mit dem Auto dauert die Anfahrt nach Bad Neuenahr-Ahrweiler je nach Verkehrslage mindestens 40 Minuten. Da kann der Zug nicht mithalten – nicht zuletzt, weil einmal umsteigen in Remagen angesagt ist. Rund 45 Minuten dauert die Fahrt – wenn denn alles rundläuft –, plus die Zeit, die man bis zum Bahnhof benötigt. Ich plane an diesem Morgen ein paar Minuten mehr ein, weil ich noch ein Ticket am Automaten ziehen muss, was dann auch reibungslos klappt.

Den Koblenzer Hauptbahnhof kann ich zu Fuß erreichen, und der morgendliche Spaziergang tut auch richtig gut. Über die Verbindung und den Preis hatte ich mich am Vortag beim Verkehrsverbund Rhein-Mosel auf dessen Internetseite vrm.info informiert. Dort steht sogar, wie viel Zeit man benötigt, um in Remagen das Gleis zu wechseln: vier Minuten bei insgesamt sieben Minuten Umsteigezeit. Für Menschen, die gut zu Fuß sind, ist das machbar – vorausgesetzt der Zug ist pünktlich. Und da kommt auch gleich der Haken: Denn wegen eines verspäteten ICs fährt auch mein Zug sechs Minuten später los. In der Konsequenz bin ich nicht mehr ganz so entspannt. Ob ich meinen Anschluss in Remagen noch erreiche? Eins ist sicher: Das wird verdammt knapp.

Dafür stimmt der Komfort. Das W-LAN im RRX funktioniert. Dennoch bereitet mir die Verspätung Sorgen. Zu dem Zeitpunkt, an dem der Zug in Sinzig einrollt, sollte er eigentlich schon in Remagen sein.

Endlich dort angekommen, muss ich auch glatt – nicht zuletzt wegen der derzeitigen Baustelle – einen Sprint hinlegen, um die Ahrtalbahn in Richtung Dernau noch zu erreichen. Dabei bin ich übrigens nicht die Einzige, es gibt einige Fahrgäste, die ihre Beine in die Hand nehmen, um den Anschlusszug zu erwischen. Zwei Minuten vor Abfahrt habe ich das Gleis erreicht. Das war echt knapp ...

In der Ahrtalbahn treffe ich auf Alina Sperber. Die 18-Jährige aus Bad Breisig nutzt diese Verbindung regelmäßig, um zu ihrer Schule nach Ahrweiler zu fahren. Im Gegensatz zu mir – ich bin doch ein wenig außer Atem – wirkt die Bad Breisigerin ganz entspannt. Sie hatte sich vorher im Netz schlaugemacht und wusste von der Verspätung. „Ich bin von meiner Mutter nach Remagen gefahren worden“, sagt sie und ergänzt, dass das öfter mal der Fall sei. „Das ist hier auch blöd, durch die Baustelle zu laufen. Dadurch wird alles noch knapper“, meint sie. Aber wenn alles zeitlich klappt, ist sie mit der Verbindung schon zufrieden. „Es wäre natürlich angenehmer, durchfahren zu können. Aber das ist schon okay“, sagt Alina Sperber. Allerdings findet sie den ÖPNV recht teuer. Für ihr Ticket, so sagt sie, zahlt sie mehr als 90 Euro im Monat. „Und wenn ich dann von Ahrweiler nach Altenahr fahre, um eine Freundin zu besuchen, muss ich noch einmal 5 Euro bezahlen“, berichtet die Schülerin.

Günstig war die Fahrt auch von Koblenz aus nicht. Der Einzelfahrschein für eine einfache Fahrt kostet 12,40 Euro – also knapp 25 Euro hin und zurück. Ich komme an diesem Tag dann doch pünktlich in Bad Neuenahr an und erreiche nach einem zweiten Spaziergang an diesem Morgen die Redaktion. Mein Fazit: Außer dem ungewollten Sprint in Remagen war die Zugfahrt schon entspannter als die Anreise mit dem Auto, aber auch ganz schön teuer ...

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