Detlef Placzek ist der Opferbeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz. Seine Kollegin Katrin Jagos ist im Ahrtal unterwegs. Sie bietet Sprechstunden und geht von Haus zu Haus, um die Menschen direkt anzusprechen und beraten zu können. Zwei Fragen an ihn:
Welche Rolle spielt es in diesem Bündel der Probleme der Flutbetroffenen, wenn sie die eigene Wohnung zumindest zeitweise verlassen müssen?
Nicht wenige wohnen vorübergehend in Containern sowie Notfallcontainern. Sie berichten, dass ihnen das Gefühl fehlt, ein Zuhause zu besitzen. Damit verbunden ist das Gefühl, heimatlos zu sein, die eigene Vergangenheit und Lebensgeschichte verloren zu haben. Sie haben einen Wohnplatz, allerdings ist dieser nur mit dem wichtigsten Dingen eingerichtet. Es fehlen die persönlichen, kleinen Dinge, mit denen wir Menschen unsere Identität aufbauen. In der Vorweihnachtszeit ist das noch sichtbarer. Die Betroffenen empfinden teilweise keine Freude darüber, dass bald Weihnachten ansteht, da ihnen der Platz fehlt, an dem sich die Familie versammelt hat. Des Weiteren berichten viele, dass es zwar Wohnangebote gibt, doch zu weit entfernt vom eigenen Zuhause. Sie wollen im Ort bleiben, wo sie gelebt haben. Die sozialen Kontakte gehen verloren, und die Einsamkeit kommt hinzu. Dies ist eine zusätzliche Belastung zu den anderen Herausforderungen, die bewältigt werden müssen.
Welche Rolle spielt das Wohnen in den Beratungsgesprächen?
Das Heimatgefühl und das Gefühl, kein Zuhause mehr zu besitzen, treten oftmals auf. Die Container oder die beschädigten Wohnungen geben keine Stabilität sowie Sicherheit. Es gibt auch einige, die ihr beschädigtes Haus nicht betreten können, da die Eindrücke sie belasten. Es ist eine weitere psychische Belastung, die sich beispielsweise in Schlafmangel äußern kann. Diese Personen brauchen dringend psychosoziale Versorgung. fbu
Die Hotline zur direkten psychosozialen Unterstützung hat die Rufnummer 0800/001 02 18.