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Kreis Ahrweiler

Weihnachten in der Notunterkunft: Über 248 Menschen suchen im Ahrtal nach einer passenden Herberge

Von Frank Bugge
Ein halbes Dutzend Tiny-Häuser ist bereits auf dem Gelände an der Kölner Straße in Sinzig platziert. Weitere werden in der Nähe des Ehrenfriedhofs Bad Bodendorf an der B 266 aufgestellt. Wann sie bezugsfertig sind, ist noch unklar.
Ein halbes Dutzend Tiny-Häuser ist bereits auf dem Gelände an der Kölner Straße in Sinzig platziert. Weitere werden in der Nähe des Ehrenfriedhofs Bad Bodendorf an der B 266 aufgestellt. Wann sie bezugsfertig sind, ist noch unklar. Foto: Judith Schumacher

Werden Menschen im Ahrtal in diesem Jahr die verzweifelte Herbergssuche aus der Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums am eigenen Leib erleben müssen? „Bei der Stadt haben 248 Personen einen Unterbringungsbedarf in Notunterkünften angemeldet. Diese Zahl spiegelt aber nur einen Bruchteil der Betroffenheit.

Lesezeit: 3 Minuten
Die meisten Menschen haben ohne Zutun des Staates eine Zwischenunterkunft, etwa bei Freunden, Familienmitgliedern oder in Ferienwohnungen außerhalb, gefunden“, berichtet Guido Orthen, Bürgermeister der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die Flut habe in der Stadt etwa 18.000 Bürger in ihren Wohnungen oder Häusern direkt getroffen. „Mindestens ein Viertel der Gebäude ist zumindest ...
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Placzek: Das Gefühl fehlt, ein Zuhause zu besitzen

Detlef Placzek ist der Opferbeauftragte des Landes Rheinland-Pfalz. Seine Kollegin Katrin Jagos ist im Ahrtal unterwegs. Sie bietet Sprechstunden und geht von Haus zu Haus, um die Menschen direkt anzusprechen und beraten zu können. Zwei Fragen an ihn:

Welche Rolle spielt es in diesem Bündel der Probleme der Flutbetroffenen, wenn sie die eigene Wohnung zumindest zeitweise verlassen müssen?

Nicht wenige wohnen vorübergehend in Containern sowie Notfallcontainern. Sie berichten, dass ihnen das Gefühl fehlt, ein Zuhause zu besitzen. Damit verbunden ist das Gefühl, heimatlos zu sein, die eigene Vergangenheit und Lebensgeschichte verloren zu haben. Sie haben einen Wohnplatz, allerdings ist dieser nur mit dem wichtigsten Dingen eingerichtet. Es fehlen die persönlichen, kleinen Dinge, mit denen wir Menschen unsere Identität aufbauen. In der Vorweihnachtszeit ist das noch sichtbarer. Die Betroffenen empfinden teilweise keine Freude darüber, dass bald Weihnachten ansteht, da ihnen der Platz fehlt, an dem sich die Familie versammelt hat. Des Weiteren berichten viele, dass es zwar Wohnangebote gibt, doch zu weit entfernt vom eigenen Zuhause. Sie wollen im Ort bleiben, wo sie gelebt haben. Die sozialen Kontakte gehen verloren, und die Einsamkeit kommt hinzu. Dies ist eine zusätzliche Belastung zu den anderen Herausforderungen, die bewältigt werden müssen.

Welche Rolle spielt das Wohnen in den Beratungsgesprächen?

Das Heimatgefühl und das Gefühl, kein Zuhause mehr zu besitzen, treten oftmals auf. Die Container oder die beschädigten Wohnungen geben keine Stabilität sowie Sicherheit. Es gibt auch einige, die ihr beschädigtes Haus nicht betreten können, da die Eindrücke sie belasten. Es ist eine weitere psychische Belastung, die sich beispielsweise in Schlafmangel äußern kann. Diese Personen brauchen dringend psychosoziale Versorgung. fbu

Die Hotline zur direkten psychosozialen Unterstützung hat die Rufnummer 0800/001 02 18.

Flutkatastrophe im Ahrtal
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