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Nürburgring

Wehen bald wieder Formel-1-Flaggen am Nürburgring? Damit lockt der Rennstrecken-Chef in die Eifel

Ein Bild aus vergangenen Tagen am Nürburgring. 
Ein Bild aus vergangenen Tagen am Nürburgring.  Foto: Archiv dpa

Rennstrecken-Chef Markfort hat große Ziele: 2019 soll die Königsklasse des Motorsports wieder auf dem Nürburgring ihre Runden drehen. In Abu Dhabi hat er sich mit den neuen Eigentümern der Rennsportserie, dem US-Unternehmen Liberty Media und dessen Geschäftsführer Chase Carey, aus eben diesem Grund getroffen.

Lesezeit: 4 Minuten
Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate, Saisonfinale 2017 der Formel 1: Der Finne Valtteri Bottas rast im Mercedes als Sieger über die Ziellinie. Anerkennenden Beifall auf der Tribüne gibt es für den Silberpfeil-Piloten auch von Mirco Markfort. Doch das Rennen war für den Geschäftsführer der Nürburgring 1927 GmbH und Co. KG ...
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RZ-Interview: Manager mirco Markfort erklärt den Imagewandel am Ring

Es sieht so aus, als hat der Nürburgring die dunklen Schatten der jüngeren Vergangenheit endgültig hinter sich gelassen. Vorbei die Zeit, in der viele nur hinter vorgehaltener Hand zugaben, dass sie mit dem Ring Geschäfte machten oder Veranstaltungen besuchten. Mirco Markfort, Geschäftsführer der Ring-Betreibergesellschaft Nürburgring 1927 GmbH und Co. KG, sagt: „Die Stimmung ist gut. Es will sich wieder jeder mit dem Ring zeigen, was nicht immer so war.“

Ring-Manager Mirco Markfort (links) steht nach wie vor zur Unterbrechung von Rock am Ring in diesem Jahr (rechts, Pressesprecher Alexander Gerhard). Negative Folgen für das Festival 2018 erwartet er nicht.
Ring-Manager Mirco Markfort (links) steht nach wie vor zur Unterbrechung von Rock am Ring in diesem Jahr (rechts, Pressesprecher Alexander Gerhard). Negative Folgen für das Festival 2018 erwartet er nicht.
Foto: Jan Lindner

Der 40-Jährige macht diesen Eindruck ganz konkret an der Ballermann-Party Olé fest, die in diesem Jahr zum ersten Mal in der Eifel stattfand, mit 25.000 Zuschauern am Haupttag. Markfort: „Die Zuschauer kamen überwiegend aus der Region aus einem Umkreis von etwa 30 Kilometern. Die Orte waren teils ausgestorben.“ 2009 und in den Folgejahren, als der Ring von einer Turbulenz in die nächste gemanaged wurde, wäre „diese Resonanz sehr schwierig gewesen“.

Die Rückkehr von Rock am Ring verlief mit der Terrorgefahr, die sich im Nachhinein als Luftnummer herausstellte, nicht optimal. Ob das Auswirkungen auf das Festival im nächsten Jahr hat, schätzt der Ring-Manager in diesem Interview ein. Er spricht außerdem über die Ziele für 2018, über den öffentlichkeitsscheuen Ring-Besitzer Victor Kharitonin und darüber, ob sich Massenkarambolagen während der Touristenfahrten auf der Nordschleife verhindern lassen.

Herr Markfort, Sie haben jetzt zwei Saisons als Nürburgring-Chef hinter sich. Wie ist die Stimmung?

Mirco Markfort: Die Stimmung ist gut, grade bei den Mitarbeitern, aber auch bei unseren Geschäfts-, Touristik- und Werbepartnern, in der Region und im Industriepool. Jeder sieht: Es geht nach vorne, und ganz wichtig: Keiner nimmt dem anderen etwas weg, auch nicht unsere Hotels. In der Region sind Hotels und Pensionen weiter alle sehr gut gebucht.

Die Betreibergesellschaft Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG macht also Gewinn?

Wir haben in diesem und im vergangenen Jahr einen Gewinn erwirtschaftet ...

... der wie hoch ausfiel?

Im Vergleich zu 2016 haben wir eine Steigerung. Genaue Zahlen möchte ich nicht nennen. Aber wir sind ein gesundes mittelständisches Unternehmen und eine der wenigen Rennstrecken, die Gewinn erwirtschaftet.

Nun ist es ja so, dass die Besitz- und Pachtverhältnisse am Nürburgring immer etwas komplex waren, mit mehreren Gesellschaften. Derzeit zahlt die NG 1927 eine Pacht an die Capricorn Nürburgring Besitzgesellschaft mbH (CNBG), hinter der vor allem der russische Milliardär Victor Kharitonin steht. Fließt da nicht das Geld von der linken in die rechte Tasche?

Nein. Zwar besitzen Kharitonin und seine Nürburgring Holding die meisten Anteile an der CNBG. Aber: Ein, wenngleich sehr geringer Anteil gehört noch dem Minderheitsgesellschafter Getspeed.

Wie oft ist Herr Kharitonin am Nürburgring? Im August 2016 hatte er seinen Freund und ebenfalls gut betuchten Landsmann Roman Abramowitsch zu Gast. Sie fuhren damals mit ein paar sehr exklusiven und teuren Luxussportwagen über den Grand-Prix-Kurs.

Herr Kharitonin ist ein paar Mal im Jahr hier. Aber das ist dann nicht für die Öffentlichkeit, sondern geschäftlich. Natürlich will er auch mal die Rennstrecke testen. Jedoch wird hierfür – wie von jedem anderen Kunden auch – die Strecke angemietet.

Das Musikfestival Rock am Ring ist in diesem Jahr nach zwei Jahren in Mendig an den Ring zurückgekehrt. Diesmal gab's zwar kein Unwetter, aber eine Terrorbedrohung und die Unterbrechung am Freitagabend. Wie haben Sie diese Stunden der Anspannung und Ungewissheit erlebt?

Zunächst war es unglaublich, wie ruhig die Leute geblieben sind und wie geordnet sie das Gelände verlassen haben. Man hat offenbar gelernt, mit diesem Thema umzugehen und dass es bei Großveranstaltungen leider zu Bedrohungslagen kommen kann.

War die Entscheidung, das Festival zu unterbrechen, richtig?

Definitiv. Aus meiner Sicht hat die Informationslage an diesem Abend keine andere Wahl zugelassen. Eine solche Entscheidung muss eine Behörde treffen, das kann kein Veranstalter.

Hat das alles trotzdem einen Makel hinterlassen?

Ich denke nicht. Der Vorverkauf für 2018 läuft gut.

Dagegen gibt es keinen Vorverkauf mehr für die Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC. Diese Serie, die sogar ein neues Aushängeschild für den Nürburgring werden sollte, findet im Jahr 2018 nicht mehr statt.

Wir hatten die Serie jetzt drei Jahre, das Zuschauerinteresse hat immer mehr abgenommen. Dazu sind kürzlich mit Porsche und Audi zwei Hersteller abgesprungen, was nicht zur Spannung beiträgt. Aber spannende Rennen sind für den Motorsport das A und O. Auch uns ist klar: Es gibt im Motorsport neben den Formaten, die wir haben, nicht mehr so viele weitere, die für uns interessant sind.

Auf der Nordschleife gab es während der Touristenfahrten in diesem Jahr zwei Massenkarambolagen mit bis zu 14 Fahrzeugen. Die gab es im Vorjahr nicht. Lassen sich solche Unfälle verhindern?

Zunächst ist das kein Nürburgring-Phänomen. Unfälle mit mehreren Fahrzeugen gibt es auch auf Autobahnen. Die Ursache sind oft ausgelaufene Betriebsmittel. Wir reflektieren jeden Unfall und schauen, ob wir etwas ändern sollten. Wir haben schon Tempolimits und ausreichend Marshalls auf der Strecke.

Sind zu viele Touristenfahrer gleichzeitig auf der Nordschleife?

Das sehen wir nicht so. In diesem Jahr waren an nur zwei Tagen 197 Fahrzeuge zeitgleich auf der Strecke. Das ist aber das absolute Maximum. In der Regel sind es deutlich weniger. Umgekehrt waren es auch mal nur zwischen 20 und 40 Fahrzeuge. Es gibt zwar kein Limit, doch wird die Zahl durch die Wartedauer an der Einfahrtsschranke selbständig begrenzt.

Sie sind auch angetreten mit dem Ziel, den Nürburgring und seine überdimensionierten Flächen stärker für Firmen zu öffnen. Wie läuft es in diesem Bereich?

Wir haben in diesem Jahr 300 Businessveranstaltungen. Die Spanne reicht von 5 bis 1000 Teilnehmern, wobei sich der Hauptteil zwischen 20 und 200 Teilnehmer bewegt. Oft sind es Tagungen mit Rahmenprogramm: Backstagetouren, Kartfahren, Besuch des Offroadparks und Abendveranstaltungen im Ringwerk. Diesen Bereich wollen wir weiter ausbauen.

Wie kommen Firmen grade auf den Nürburgring, der hier ziemlich einsam in der Natur liegt?

Genau das ist für viele Firmen ein Grund. Sie wollen unsere Abgeschiedenheit, damit ihre Mitarbeiter zusammen etwas unternehmen und nicht nach dem offiziellen Teil in Kleingruppen in der Kölner Altstadt verschwinden.

Wann findet das erste E-Rennen auf dem Nürburgring statt?

Wir haben vor eineinhalb Jahren mit der Electric GT sehr intensiv gesprochen. Diese Serie ist auf Tesla-Basis geplant und war die einzige, die auf eine echte Rennstrecke wollte. Leider hatte die Serie dann größere Probleme. E-Autos sind allgemein noch nicht für Rennstrecken gebaut. Aber natürlich ist das ein Wandel, den wir beobachten müssen.

In diesem Jahr ist Rock am Ring zurückgekehrt. Welche Neuerungen stehen 2018 an?

Ein solches Kaliber können wir leider nicht bieten. Uns geht es 2018 darum, alle neuen alten Veranstaltungen wie Rock am Ring zu etablieren. Dieses Jahr hat das Festival eine Woche nach dem 24-Stunden-Rennen stattgefunden, darauf mussten wir uns erstmal einstellen. Grundsätzlich wollen wir 2018 unsere neuen Festivals weiter zum Erfolg führen.

Das Interview führten Uli Adams und Jan Lindner

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