Bad Neuenahr

Wann öffnet Maria Hilf wieder seine Aufnahme? Technisches Hilfswerk bereitet Trinkwasser auf

Von Nicolaj Meyer
Michael Walsdorf, Pressesprecher des THW-Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, zeigt auf die blauen mit gesäubertem Trinkwasser gefüllten Behältnisse.
Michael Walsdorf, Pressesprecher des THW-Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland, zeigt auf die blauen mit gesäubertem Trinkwasser gefüllten Behältnisse. Foto: Nicolaj Meyer

Das Krankenhaus Maria Hilf in Bad Neuenahr ist evakuiert. Ausgerechnet jetzt. Die Versorgung der Patienten kann dort nicht mehr gewährleistet werden. Hilfe gibt es hier trotzdem: Nahrung, Kleidung, Medikamente und Schlafplätze für die obdachlos gewordenen Menschen oder für die Helfer. Doch wann kann die von der Flut so in Mitleidenschaft gezogene Region an der Ahr wieder auf ihr Krankenhaus zählen, und was ist dafür nötig?

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Gaby Frömbgen, Krankenhausoberin des Krankenhauses Maria Hilf in Bad Neuenahr-Ahrweiler, hofft darauf, dass man hier bald wieder Patienten aufnehmen kann.
Gaby Frömbgen, Krankenhausoberin des Krankenhauses Maria Hilf in Bad Neuenahr-Ahrweiler, hofft darauf, dass man hier bald wieder Patienten aufnehmen kann.
Foto: Nicolaj Meyer

Am Empfang der Notaufnahme klingelt es wieder. Denn gegen 15 Uhr am Montagnachmittag gehen dort erstmals wieder die Telefone. „Unser Klinikum ist aufgrund der aktuellen Lage nicht per Telefon und nicht per E-Mail erreichbar“, musste das Krankenhaus bis dahin auf seiner Homepage erklären. Auch wenn die Kontaktaufnahme wieder klappt, in Bad Neuenahr-Ahrweiler können weiterhin keine ambulanten und stationären Aufnahmen erfolgen. Lediglich eine Notfallsversorgung ist gewährleistet. Denn ohne Strom, ohne sauberes Trinkwasser und ohne Abwasser kann ein Krankenhaus nicht arbeiten. Während die Notstromaggregate sofort gut funktionierten, so erklärt Gaby Frömbgen, Krankenhausoberin, fehlt es eben an Trinkwasser und an der Abwasserentsorgung. Beim Trinkwasser gibt es große Hoffnung auf baldige Besserung.

Anlass zur Hoffnung macht eine große Trinkwasseraufbereitungsanlage, die das Technische Hilfswerk (THW) auf dem Mitarbeiterparkplatz hinter dem Krankenhaus aufgebaut hat. 75 Badewannen stündlich – anders formuliert: mehr als 10.000 Liter – Wasser reinigt die mobile Trinkwasseranlage des THW. Das soll nicht nur für die Versorgung des Krankenhauses reichen. Nahe der Einfahrt des Mitarbeiterparkplatzes gibt es auch eine Anlaufstelle für Bürger, die sauberes Wasser benötigen. „Das wissen aber leider noch die Wenigsten“, sagt Michael Walsdorf, Pressesprecher des THW-Landesverbandes Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland.

Das Krankenhaus ist zwar laut THW ein strategisch guter Platz, dennoch mussten 15 bis 20 Sattelzüge mit Schotter dort auf- und abfahren, bis die Fläche geeignet war für die vielen Filterbestandteile der Anlage für Trinkwasserwiederaufbereitung. Die sehen teilweise wie Swimmingpools, teilweise wie riesige Kissen oder Bestandteile eines Dialysesystems aus.

Und Kornelia Niederee hilft bei der Essensausgabe im Foyer des Krankenhauses.
Und Kornelia Niederee hilft bei der Essensausgabe im Foyer des Krankenhauses.
Foto: Nicolaj Meyer

Das Wasser zur Aufbereitung kommt aus der Ahr. Ein Problem war deshalb, dass das Ufer der dem Krankhaus zugeneigten Seite des Flusses völlig verschlammt und unzugänglich ist und eine Rohrverlegung unmöglich. Die Lösung: Das THW hat die schweren Wasserrohre von der anderen Seite her verlegt und meterhoch über dem Wasser mittels Befestigungen einen Rohrkanal gebaut. So soll am Ende des Systems das gereinigte Wasser in den Wasserkreislauf des Krankenhauses eingespeist werden. „Der letzte Schritt ist nun das Okay des Gesundheitsamtes“, sagt Walsdorf. Das Krankenhaus dürfe demnach auf baldige Versorgung mit dem gereinigten Wasser hoffen.

Anders steht es um das Abwasser, dieses Problem lässt sich nicht derart schnell lösen. Das Abwassernetz ist laut der Stadt Bar Neuenahr-Ahrweiler stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Wassermassen haben zahlreiche Kanalrohre zerstört. Trotz Strom und auch wohl bald trotz Versorgung mit Trinkwasser, könne ein Krankenhaus ohne Abwasserentsorgung eben nicht betrieben werden, vermittelt Frömbgen mit sichtlichem Bedauern. Das Krankenhaus und sein Personal helfen dennoch mit aller Kraft. Plötzlich obdachlos Gewordene fanden hier in der Aula ein Matratzenlager vor. Und Kornelia Niederee ist nur eine von vielen, die im Foyer Essen austeilen. Stolz zeigt sie auf die vielen Sachspenden der Bürger: Taschentücher, Kerzen oder Dosensuppen. Auch hier können alle Bürger Hilfe suchen. „Manch ein Mitarbeiter übernachtete im Krankhaus, damit er rund um die Uhr helfen konnte“, lobt Frömbgen die Solidarität. Sie bleibt positiv. Immerhin fanden Sie und ihre Kollegen bei aller Not einen Glücksmoment: „Nur wenige Stunden vor der Flut, wurde der kleine Mick aus Waldorf hier geboren. Das war unser Lichtblick.“