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Ahrtal

Vizepräsidentin der Landes-Architektenkammer im Interview: Abbruch oder Sanierung – das ist die Frage

Von Rike Schmickler-Bouvet
Abbruch oder Sanierung - das ist oft die Frage Foto: Heike Rost

Die Flutwelle der Ahr hat Tausende Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Viele betroffene Hauseigentümer sind mit dem Aufbau und der Sanierung ihrer Häuser und Geschäftsräume überfordert. Edda Kurz, Vizepräsidentin der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, hat durch mehrere Besuche im Ahrtal Eindrücke von der baulichen Situation vieler Gebäude und Denkmäler vor Ort gesammelt. Sie empfiehlt den Menschen im Ahrtal vor allem „Bedachtsamkeit vor Schnelligkeit“.

Lesezeit: 4 Minuten
Das Hochwasser ist weg. Das verwüstete Gebäude ist geräumt. Wasser und Schlamm sind im Großen und Ganzen beseitigt. Wie stark ist das Eigenheim oder Geschäftshaus durch das Schlammgemisch von Öl, Benzin, Fäkalien kontaminiert? Hat sich das Gift in Böden und Wänden festgesetzt? Ist die Statik beeinträchtigt? Den Betroffenen stellen sich ...
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Was die Handwerkskammer rät

„Hilfe zur Selbsthilfe, das ist ein großes Thema im Ahrtal“, sagt Frank Sprenger, Berater für Altbausanierung und Denkmalpflege bei der Handwerkskammer (HWK) Koblenz. „Ich möchte den Menschen dort empfehlen, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht in Aktionismus zu verfallen“, betont er. Es sei verständlich, dass die Betroffenen das Ziel haben, ihr Hab und Gut mit aller Kraft und zeitnah wiederherzustellen. Die Baumaßnahmen müssten aber sehr gut überlegt und fachlich begleitet werden.

Auch das Thema „Graue Energie“ bewegt ihn, da viele wiederverwendbaren Materialien und Werte leider schon entsorgt wurden. Viele Dinge könne man restaurieren, sanieren und wiederverwenden, wenn sie nicht kontaminiert sind, weiß Sprenger. Es fehle an allem, daher rät er, behutsam und nachhaltig vorzugehen, auch um Kosten zu sparen. Zur Info: „Graue Energie“ steht für die Energiemenge, die unter anderem für Herstellung, Transport, Lagerung und Entsorgung eines Produktes oder eines Gebäudes aufgewendet werden muss.

„Ich rate dazu, der Bausubstanz noch etwas Zeit zu geben. Nehmen wir zum Beispiel die vielen Lehmausfachungen in den Fachwerkhäusern. Kein anderer Baustoff trocknet so schnell wie dieser“, bekräftigt er. „Gerade Lehmausfachungen könne man ohne großen Aufwand gut reparieren – immer unter der Voraussetzung, dass die Materialien nicht kontaminiert sind.“

„Ich weiß, dass die derzeitige Situation sehr schwer ist und es überall an qualifizierten Unternehmen und Handwerkern fehlt. Viele Menschen sind zur Eigenleistung gezwungen und geraten während ihrer Tätigkeiten an den Punkt, wo sie handwerklich nicht mehr weiterkommen“, sagt der HWK-Fachmann. Dann sei unbedingt fachliche Hilfe erforderlich, auch um zu vermeiden, Maßnahmen am Ende zweimal durchführen zu müssen. „Schon bevor sie an die Arbeit gehen, sollten sie sich unbedingt beraten lassen. Vereinzelt werden auch Informationsveranstaltungen zum Thema Sanierung angeboten. Ich kann betroffenen Hauseigentümern nur empfehlen, solche Beratungsmöglichkeiten anzunehmen“, betont Sprenger. So auch, wenn es um Beseitigung der Öl- und Schadstoffbelastungen in Wänden und Böden geht. „Unser Ziel ist es, langfristig auch nachhaltig zu sanieren“, so Sprenger. Dabei kämen immer häufiger auch traditionelle Baustoffe wie Lehm- und Kalkprodukte zum Einsatz.

Flutkatastrophe im Ahrtal
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