Kreis Ahrweiler

THW-Kräfte aus ganz Deutschland sind im Einsatz: Meist werden sie dankbar empfangen, aber nicht immer

Von Mirjam Hagebölling
THW-Kräfte aus ganz Deutschland sind an der Ahr im Einsatz. Meist werden sie dankbar empfangen, aber nicht immer.  Foto: dpa
THW-Kräfte aus ganz Deutschland sind an der Ahr im Einsatz. Meist werden sie dankbar empfangen, aber nicht immer. Foto: dpa

Tag zwölf der verheerenden Flutkatastrophe an der Ahr. Jüngst wurden Vorfälle bekannt, dass Mitarbeiter der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) in den Einsatzgebieten verbal attackiert wurden, Müll und Steine in Richtung der Helfer flogen. THW-Vizepräsidentin Sabine Lackner bestätigte dies in mehreren Interviews.

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Die Polizei Koblenz gab bekannt, sie habe von solchen Vorfällen Kenntnis erhalten und werde sofort und mit aller Entschiedenheit dagegen vorgehen. Die Rhein-Zeitung hat mit einem THW-Zugführer gesprochen, wie er und seine Mannschaft vor Ort empfangen wurden.

Jesko ist Zugführer einer Bergungsgruppe des THW Schleswig-Holstein und war mit einer Gruppe von rund 40 Personen im Einsatzabschnitt in Bad Neuenahr südlich der Ahr eingeteilt. Die ehrenamtlichen Helfer kommen aus Lübeck, Mölln, Ratzeburg und Preetz. „Die Aufgaben unserer THW-Einheit bestanden darin, die Zuwege, aber auch Häuser und Schulen zu räumen und den Schutt mit schwerem Gerät zu bergen,“ erläutert Jesko. Außerdem wurden zahlreiche Autowracks, die sich in mehreren Tiefgaragen durch das Hochwasser hochkant verkeilt hatten, geborgen. Insgesamt habe er eine positive Grundstimmung vor Ort erlebt, die Bevölkerung sei sehr dankbar für ihren Einsatz gewesen. „Es gab viele schöne und auch bewegende Momente in der Region“, betont Jesko.

Bei einigen Betroffenen sei sehr deutlich gewesen, dass sie noch unter Schock stünden und den Verlust ihrer Wohnung oder ihres Hauses noch gar nicht begreifen könnten. „Einige sind im Funktioniermodus und hatten noch keine Chance zu realisieren, was eigentlich passiert ist. Diese Menschen haben alles verloren und sind dementsprechend eher still und wechseln nicht viele Worte“, so Jesko. Als die Einheit an einem Tag eine Mülltonne benutzte, um damit Schutt aus den oberen Etagen eines Hauses zu entfernen, war der Eigentümer nicht begeistert. „Ich denke, das liegt daran, dass viele Menschen alles verloren haben und sich an den letzten Strohhalm klammern. Und das kann in diesem Fall eine einfache Mülltonne sein“, sagt Jesko.

Eine andere Einheit, die mit einem Dieseltankwagen unterwegs gewesen sei, um die Einsatzfahrzeuge zu betanken, sei von einem Anwohner, der Diesel haben wollte, bedroht worden. „Für die geländegängigen Einsatzfahrzeuge vor Ort und die Aggregate sind Tankwagen unterwegs, da wir nicht zwischendurch den Einsatz abrechen können, um zu tanken. Das würde den gesamten Einsatz verzögern“, erläutert Jesko. Um die Situation zu deeskalieren, habe sich die THW-Einheit zurückgezogen und den Mann gewähren lassen, so Jesko. Nach den jeweiligen Einsätzen kehren die Einsatzkräfte in den Bereitstellungsraum zurück, wo sie verpflegt werden und duschen und schlafen können. Zuvor müssen die Einsatzfahrzeuge gesäubert werden, denn der Schlamm enthalte neben Öl auch Fäkalien. „Ich kenne Gruppen, die seit vier Tagen im Dauereinsatz sind und alles geben“, erläutert Florian Gottschalk, Presseverantwortlicher für den Bereitstellungsraum am Nürburgring.