Die Arbeitslosigkeit ist an der Ahr im Juli leicht gestiegen. Die Statistiker der Arbeitsagentur Koblenz-Mayen zählen zum Monatsende im Landkreis 2716 arbeitslose Frauen und Männer. Das sind 77 mehr als im Juni und 248 mehr als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote steigt gegenüber Juni um 0,1 Punkte auf 3,9 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 3,6 Prozent, teilt die Agentur für Arbeit mit.
Dem Arbeitgeberservice der Agentur wurden in den vergangenen vier Wochen 96 neue Stellen aus dem Ahrkreis gemeldet – 29 weniger als im Vormonat. Damit liegen der Agentur derzeit 741 Stellenangebote aus der Region vor, 51 weniger als vor einem Jahr.
Bekanntes, aber vorübergehendes Phänomen
„Dass die Arbeitslosigkeit zu Beginn der großen Ferien ansteigt, ist nicht ungewöhnlich“, erklärt Frank Schmidt, Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen. „Obwohl Fachkräfte händeringend gesucht werden, finden nicht alle, die ihre Ausbildung in den letzten Wochen beendet haben, sofort eine Anschlussbeschäftigung. Viele überbrücken auch die Zeit bis zum Beginn eines Studiums und melden sich erst einmal arbeitslos.“ Das führe zum sogenannten kleinen Sommerloch – ein bekanntes, aber vorübergehendes Phänomen.
Das allein erkläre die aktuelle Entwicklung jedoch nicht, räumt Schmidt ein. Er verweist besonders auf die relativ hohe Zunahme gegenüber dem Vorjahr. „Wir stellen seit Monaten fest, dass sich die konjunkturelle Lage angesichts vielfältiger nationaler und weltweiter Krisen eintrübt.“
Widersprüchliche Entwicklungen
Dabei gebe es widersprüchliche Entwicklungen, die Prognosen mehr als schwierig machten: Schmidt nennt zum einen den Fachkräftebedarf in vielen Branchen, „der vor allem dem demografischen Wandel geschuldet und ohne Zuwanderung unlösbar ist“. Zum anderen verändere sich die Arbeitswelt, was Unternehmen und Beschäftigte verunsichere. Das führe dazu, dass viele Betriebe zwar eisern an ihren Fachkräften festhalten, sich bei Neueinstellungen aber zurückhalten. „Damit ist das Risiko, arbeitslos zu werden, zwar noch immer relativ gering“, sagt Schmidt. „Wer aber arbeitslos ist, hat es deutlich schwerer, wieder eine Stelle zu finden.“
Weniger zurückhaltend sind Arbeitgeber bei der Suche nach betrieblichem Nachwuchs. Derzeit gelten im Ahrkreis 172 der ursprünglich gemeldeten 537 Bewerber als unversorgt. Ihnen gegenüber stehen 258 unbesetzte Ausbildungsstellen. Gemeldet waren 456. „Wie immer gehen wir davon aus, dass die Schere zwischen Angebot und Nachfrage tatsächlich noch weiter auseinanderklafft“, sagt Schmidt. red