Sinzig

Schwanenteich-Gelände in Sinzig ist komplett zerstört: Nahezu alle Tiere konnten evakuiert werden

Von Mirjam Hagebölling
Einer der Schwäne ist nach der Katastrophe in seinen Teich zurückgekehrt.
Einer der Schwäne ist nach der Katastrophe in seinen Teich zurückgekehrt. Foto: privat

Das verheerende Unwetter vor nunmehr zwei Wochen hat ganze Straßenzüge verwüstet, Tausende Häuser überschwemmt und Menschenleben gekostet. Auch Bad Bodendorf ist von der Hochwasserkatastrophe heimgesucht worden. Aber am Schwanenteich konnte das Schlimmste verhindert werden.

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„Den Schwanenteich, wie wir ihn alle kennen, gibt es nicht mehr. Aber der Verein mit seinen Tieren und Menschen und seinem großen Engagement lebt weiter“, sagt Christina Bliss, die zum geschäftsführenden Vorstand gehört. Nach einer großen Evakuierungsaktion am Mittwochnachmittag vor dem Hochwasser konnten nahezu alle Tiere in Sicherheit gebracht werden. „Fast alle Tiere konnten vor der Flut gerettet werden, und inzwischen haben wir auch Plätze gefunden, wo sie die nächsten Monate bleiben können“, sagt Vereinsvorstandskollegin Martina Weiland.

Nach der schweren Flut 2016, bei dem das Wasser auf dem gesamten Gelände etwa einen halben Meter hoch stand, hatte der Vereinsvorstand ein Hochwasserevakuierungskonzept erarbeitet. Damals war er von einem befreundeten Feuerwehrmann gewarnt worden und konnte dadurch die Kaninchen und Ponys in Sicherheit bringen. Zwei Wellensittiche und eine Ente haben das Hochwasser 2016 nicht überlebt, trotz der Anbringung von höheren Plätzen in den Ställen und Volieren, auf die sie sich hätten retten können. „Seit 2016 war das Thema Hochwasser für uns relevant, und uns wurde klar, was Hochwasser für den Schwanenteich bedeutet. Wir nutzen seitdem als Informationsquelle die Internetseite vom Hochwassermeldedienst des Landesumweltamts, auf der die Pegelstände ständig aktualisiert werden. Warn-Apps waren damals ja noch nicht so verbreitet,“, erläutert Bliss. Das Hochwasserevakuierungskonzept orientiert sich am höchsten gemessenen Pegelstand 2016 in Altenahr, bei dem 3,70 Meter gemessen wurden.

Freiwillige Helfer begutachten die immensen Schäden am Schwanenteich nach der Flutkatastrophe.
Freiwillige Helfer begutachten die immensen Schäden am Schwanenteich nach der Flutkatastrophe.
Foto: privat

Bereits am Nachmittag des 14. Juli verfolgt der Vereinsvorstand kontinuierlich die Pegelstände in Altenahr und die Hochwasserwarnungen. „Gegen 15.30 Uhr haben wir alle ehren- und hauptamtlichen Kräfte alarmiert und das Hochwasserevakuierungskonzept anlaufen lassen. Das bedeutet konkret, zunächst die Tiere zu evakuieren, die nicht flüchten können, und Gefahrstoffe vom Vereinsgelände zu entfernen“, erklärt Bliss. „Als am Nachmittag fast im Minutentakt der prognostizierte Pegelstand in Altenahr nach oben korrigiert wurde und dann das Meldesystem komplett ausfiel, war uns klar, dass wir komplett alle Tiere evakuieren müssen. Das war ein Wettlauf gegen die Zeit,“ erzählt Bliss. Durch die Hilfe vieler engagierter Menschen sei es gelungen, die Tiere quasi im Akkord in Kisten zu packen und zu befreundeten Höfen und in Privatquartiere zu bringen. Alle Beteiligten hätten so lang geräumt, bis abends schließlich die Feuerwehr auf dem Gelände stand und sie dazu aufrief, das Gebiet zu verlassen.

Einige Tiere gelten noch als vermisst, etwa die zwei Waschbärweibchen Bonny und Leia, die Nutrias Kugli und Litti, die dreifarbige Katze Rote Zora sowie ein Schwan und ein Pfauenweibchen mit Jungtieren. In den vergangenen Tagen habe es zahlreiche Hinweise auf die vermissten Tiere gegeben, so der Vereinsvorstand. Die Waschbären und Nutrias sind geschippt und registriert.

Auf dem Gelände selbst ist bereits schweres Gerät zum Einsatz gekommen, um die Trümmer der Flut wegzuräumen. Durch die immensen Zerstörungen im oberen Ahrtal und die enorme Kraft des Wassers seien extrem viele Trümmer, Autos, Laster und sogar ein Container angeschwemmt worden, die auf dem Vereinsgelände alles weggerissen haben. „Wie die Zukunft des Schwanenteichs aussieht, ist noch nicht klar. Aber fest steht, dass es irgendwie weitergehen wird“, sagt Weiland. „Ob wir das Vereinsgelände wieder dort an der Ahr aufbauen werden, ist ungewiss, da wir ja eine Verantwortung für die Tiere haben, die bei uns leben, und die Menschen, die sich bei uns engagieren“, betont Bliss. „Da die Tiere erst mal versorgt und untergebracht sind, kümmern wir uns nun alle gemeinsam um die Menschen im Ahrtal, die akute Hilfe so dringend benötigen“, meint Weiland.

Nur wenige Meter von der Ahr entfernt, lag ein Kleinod, das schutzbedürftigen Tieren eine Heimat bot. Über Jahrzehnte hatte der Verein Tier- und Naturfreunde Schwanenteich das Gelände gehegt und gepflegt und bot mehr als 100 Tieren ein neues Zuhause. Zahlreiche Ziegen, Schafe, ein Esel, Pferde, Hühner, Pfaue, Sittiche, Gänse und natürlich die Namensgeber, vier Schwäne, lebten in dem kleinen Refugium. Nun ist alles zerstört, lediglich die Fundamente stehen noch, auf denen einst die Ställe und Volieren standen. Das Vereinsheim steht zwar noch, muss aber aufgrund der großen Schäden abgerissen werden. mha

Weitere aktuelle Infos auf https://schwanenteich.webnode.com/. Sichtungen mit Foto bitte an schwanenteicherleben@gmx.de