Kreis Ahrweiler

Schienen, Straßen, Brücken: Schäden noch nicht abzusehen

Von Stephanie Mersmann
Zerstörte Brücken und Schienen: Es wird wohl lange dauern, bis die Ahrtalbahn wieder fahren kann.
Zerstörte Brücken und Schienen: Es wird wohl lange dauern, bis die Ahrtalbahn wieder fahren kann. Foto: picture alliance/dpa

Die Schäden, die die Flutkatastrophe an der Infrastruktur von Bahn und Straßen im Kreis Ahrweiler verursacht hat, sind immens – und noch gar nicht vollständig absehbar. Aber bereits jetzt steht fest: Das Hochwasser hat massive Auswirkungen auf den Bahnverkehr.

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„Wir müssen gegenwärtig davon ausgehen, dass monatelang die Ahrstrecke und Eifelstrecke gesperrt sind“, so Thorsten Müller, Direktor des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Nord, in einer Pressemitteilung. Im Ahrtal sind Müller zufolge mindestens sieben Eisenbahnbrücken und bis zu 20 Kilometer Streckengleis nicht mehr vorhanden. Ein Schienenersatzverkehr kann nicht eingerichtet werden, weil die Straßeninfrastruktur noch nicht intakt ist.

Ein erstes Lagebild der Deutschen Bahn hat in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen massive Beschädigungen an mehr als 80 Stationen und Haltepunkten, Gleisen auf mehr als 600 Kilometern Länge, Weichen, Signaltechnik, Stellwerken, Brücken sowie Fahrzeugen des Regional-, S-Bahn- und Güterverkehrs ergeben. Darüber informiert die Deutsche Bahn in einer Pressemitteilung. Allerdings ist dies noch kein umfassendes Bild. „Es wird mit Hochdruck daran gearbeitet, alle Schäden zu erfassen“, so die Deutsche Bahn. Eine erste Bilanz soll es in den kommenden Tagen geben.

Allerdings laufen schon Reparaturen, so weit es die Gegebenheiten am Ort möglich machen. So ist am Montag die Verbindung von Bonn nach Koblenz auf der linken Rheinseite wieder aufgenommen worden. Die Eisenbahnbrücke bei Sinzig ist wieder befahrbar – aber nur mit reduzierter Geschwindigkeit. Dennoch rät Thomas Nielsen, stellvertretender Verbandsdirektor des SPNV-Nord, sich vor jeder geplanten Fahrt mit der Bahn zu informieren. Mögliche Plattformen sind www.bahn.de/aktuell oder der DB-Navigator. Darüber hinaus hat die Bahn zur aktuellen Lage im Zugverkehr eine kostenlose Telefonhotline eingerichtet. Sie ist unter Tel. 08000/996.633 erreichbar.

Was Straßen- und Brückenschäden angeht, liegt derzeit auch noch keine Schadensübersicht vor. Das teilt Nicola Diehl, Pressesprecherin des rheinland-pfälzischen Verkehrsministeriums, auf RZ-Anfrage mit. „Die Schäden sind enorm. Zuallererst geht es nun darum, zügig mit den Aufräumarbeiten voranzukommen“, so Diehl. Teilweise würden die Wasserstände eine Schadensbeurteilung noch nicht zulassen. „Teilweise wurden kleine Straßenschäden bereits repariert“, informiert Diehl. Ein Krisenstab sei gebildet worden. Der Landesbetrieb Mobilität (LBM) befinde sich bereits seit dem vergangenen Freitag – dort, wo es schon möglich war – in der Schadensaufnahme in Zusammenarbeit mit THW und Bundeswehr (Krisenstab). „Sofern die Möglichkeit besteht, bei eingestürzten Brücken mit Behelfsbrücken zu arbeiten, wurden diese auch schon aufgestellt“, so Diehl.

Verkehrsministerin Daniela Schmitt hat indes laut Pressemitteilung Lkw-Fahrten zum Zweck von Aufräumarbeiten sowie zur Versorgung der Bevölkerung im Zusammenhang mit der Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz erlaubt und eine entsprechende Ausnahmegenehmigung erteilt. „Wir mobilisieren alle Kräfte für die Aufräumarbeiten und die Zulieferung von Lebensmitteln und Hilfsgütern zur Versorgung der Bevölkerung in den schwer getroffenen Gebieten“, sagt Schmitt. Und weiter: „Neben der Ausnahmegenehmigung für Sonntags-Lkw-Fahrten zum Zweck von Aufräumarbeiten und zur Versorgung der Bevölkerung sind alle Straßenmeistereien in Rheinland-Pfalz seit Freitag in Sonderbereitschaft. Ziel ist die möglichst schnelle Freigabe von Straßen mit nur kleinen Schäden.“ Derzeit gehe es vordringlich darum, mit den Aufräumarbeiten zügig voranzukommen und einen Überblick über die Schadenslage an Bundes-, Landes- sowie kommunalen Straßen und Brücken zu erhalten. Allerdings würden die Wasserstände dies noch nicht überall zulassen.

Derzeit sind fünf Brückenprüftrupps des Landesbetriebs Mobilität Rheinland-Pfalz vollständig für Brücken im Hochwassergebiet eingesetzt. Ziel ist es, möglichst schnell noch stehende Brücken zu begutachten und – wo möglich – wieder freizugeben. Ein sechster Brückenprüftrupp wird kurzfristig zusammengestellt, heißt es seitens des Ministeriums.

Das Bundesverkehrsministerium habe bestätigt, dass Rheinland-Pfalz vollen Zugriff auf das Brückenlager in Speyer hat. „Die Wiederherstellung der Straßen und Brücken hat absolute Priorität“, so die Verkehrsministerin. sm