Walporzheim

Sanfte Verarbeitung von Flut und Folgen: Offene Gärten laden ein

Von Redaktion
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Gemütlich geht es bei den Veranstaltungen in den Gärten zu. Foto: Anton Simons

Was hat Matjeshering mit Sauerteig zu tun? Mit diesen und weiteren Fragen zur Fermentation beschäftigten sich am vergangenen Wochenende die Besucher der Veranstaltungsreihe „Offene Gärten der Ahr“. Unter dem Motto „Brot und Wein im Himmelchen“ servierten Katrin Kemmer und Joachim Heyna ihren Gästen eine Mischung der besonderen Art.

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Der Abend in Walporzheim drehte sich nämlich um drei Sorten im Holzofen gebackenen Brotes sowie um zwei Ahrweine des Jahres und einen Roman. Anhand von Leseproben aus seinem Ahrtaldrama „Natürlich Brot und Wein“ brachte Autor Joachim Heyna seine Sorge zum Ausdruck, dass die Industrialisierung auch vor diesen beiden Lebens- und Genussmitteln nicht haltmacht.

Beim Brotbacken sorge allein die natürliche Gärung, lasse man ihr nur genügend Raum und Zeit, für komplexe Aromen und für Veredelung und Haltbarkeit sowie für Verträglichkeit und Genuss. Es sei nachgewiesen, dass traditionell hergestellte Backwaren deutlich geringere Anteile an Fodmap (fermentable oligo-, di-, monosaccharides and polyols) aufweisen. Diese Gruppe von Kohlenhydraten und Zuckeralkoholen werde im Dünndarm nur schlecht resorbiert und können zum Reizdarmsyndrom und anderen Unverträglichkeiten führen.

Sauerteig selbst ansetzen

Heynas rustikale Solothurner Baguettes, ein kerniges Roggenmisch- und ein saftiges Roggenvollkornbrot stießen bei den Gästen auf einhellige Begeisterung. Und wer dabei Lust bekommen hatte, sich selbst mit Sauerteig zu versuchen, der wurde mit einem Gläschen frischen „Anstellguts“, besser bekannt als „Hermann“, beschenkt. Dies und vieles mehr würdigte die in Bad Bodendorf lebende Kuratorin Diana Ivanova mit den Worten: „Es war ein großzügiger Abend in wundervoller Atmosphäre!“

Auf seinem Heimweg wird mancher Gast eine der eingängigen mediterran-atlantischen Melodien vor sich hingesummt haben, mit denen Oliver Jaeger den Abend begleitet hatte. Der Musiker bediente sich dabei einer spanischen Gitarre und einer Symphonetta, eines ebenso raren wie aufsehenerregenden Instruments, dessen Aussehen und Klang an ein Bandoneon erinnern.

Das Ahrtal neu erleben

„Das Ahrtal neu erleben“ – dazu lädt Kuratorin Diana Ivanova mit der Veranstaltungsreihe „Offene Gärten“ ein, die sie kurz nach der Flut vor zwei Jahren ins Leben rief. Um eine „sanfte Verarbeitung der Katastrophe und ihrer Folgen“ gehe es ihr dabei, wie sie in Walporzheim sagte. Die Veranstaltungen dieser Reihe, die von der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz unterstützt wird, finden fast ausnahmslos in Gärten statt, die von dem Hochwasser überflutet wurden oder deren Eigentümer von der Flut betroffen waren.

Weiter Veranstaltungen geplant

Im Zuge der Reihe sind zwischen Bad Bodendorf und Antweiler bis September 15 Einzelveranstaltungen geplant. Jessika Bälz lädt für Freitag, 16. Juni, zu Lesung und Konzert (Klarinette und Akkordeon) in ihren Garten nach Ahrweiler ein. Ihr Privathaus in der Ellig, einen Steinwurf vom Kreishaus entfernt, beheimatet vorübergehend die von der Flut verwüstete Buchhandlung am Ahrtor.

Tags drauf, am Samstag, 17. Juni, öffnet die Künstlerin Angelika Furth, die bei der Flut ihr Atelier in Altenahr verlor, ihren Garten in Ahrbrück. Dort werden Geschichten, Gerichte und Rezepte aus dem Versorgungszelt in Ahrbrück vorgestellt und probiert. Bernd Wegener begleitet den Abend im malerisch am Waldrand gelegenen Garten mit einer Klangimprovisation. red

Restkarten für beide Veranstaltungen gibt es im internet unter www.offeneahr.de