Wie Kinder und Eltern mit der Traumatisierung umgehen sollten
Auch der Kindergarten des sechsjährigen Sohnes von Markus Schmitt wurde von der Flut im Ahrtal weggespült. „Er hat mit seinen Freunden immer wieder Flut gespielt. Viele Kinder haben ihre Traumata spielerisch bewältigt“, berichtet der Psychologe.
„Ich habe aber auch viele Kinder gesehen, die stummer wurden.“ Und er hat beobachtet: „Wie die Eltern verarbeiten, so ergeht es oft auch den Kindern. Eltern und ihre Kinder bilden also häufig eine Schicksalsgemeinschaft hinsichtlich der Verarbeitung ihrer Traumata.“ Den Eltern rät Schmitt, „erst einmal auf ihre Selbstheilungskräfte zu vertrauen. Es braucht aber Fingerspitzengefühl, um zu erkennen, wann das nicht mehr reicht und sie psychologische Hilfe brauchen.“ Wer das spüre und unsicher sei, sollte bei einer Hotline anrufen, um dort Rat einzuholen. Und die Kinder? Ist es gut, wenn sie in der Schule mit jenen zusammentreffen, die nicht betroffen sind? „Ja“, sagt Schmitt. „Aber Lehrer und Erziehungskräfte sind stark gefordert, um Stigmatisierungen zu verhindern. Idealerweise entsteht eine Solidarität unter den Kindern.“ Er selbst habe vor der Flut im Ahrtal bereits Kindergärten mit Blick auf eine mögliche Traumatisierung von Kindern gecoacht. „Die US-Psychologen Richard Tedeschi und Lawrence Calhoun haben Programme entwickelt, wie man ein posttraumatisches Wachstum etwa in Schulen anbahnen kann. Solche Programme sollten unbedingt Teil der Ausbildung von Lehrern und Erziehern werden.“ ck