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Ahrtal

Psychologe Markus Schmitt: Wie Menschen im Ahrtal nach der Katastrophe zu neuer Stärke finden können

Von Christian Kunst
Die Flutkatastrophe hat viele Menschen wie hier in Ahrbrück fassungslos gemacht. Tausende Menschen im Ahrtal sind traumatisiert.
Die Flutkatastrophe hat viele Menschen wie hier in Ahrbrück fassungslos gemacht. Tausende Menschen im Ahrtal sind traumatisiert. Foto: dpa

Markus Schmitt hatte riesiges Glück: Eine Stunde, bevor die Flutwelle durch Bad Neuenahr-Ahrweiler raste und eine Schneise der Zerstörung hinterließ, machte der leitende Psychologe des Eichenberg-Instituts Feierabend und verließ den Kurort. Seit der Nacht vom 14. auf den 15. Juli hat sich auch das Leben des 53-Jährigen radikal verändert.

Lesezeit: 8 Minuten
Die Zahl der Menschen, denen Schmitt und seine Kollegen psychologische Akuthilfe geben müssen, ist geradezu explodiert. Kurze Zeit nach der Flut wurde die regionale psychiatrische Versorgung durch die Initiative der Dr. von Ehrenwall'schen Klinik an mehreren Standorten wiederaufgenommen. Der Psychologe geht davon aus, dass mehr als 15.000 Menschen im Ahrtal psychologische ...
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Wie Kinder und Eltern mit der Traumatisierung umgehen sollten

Auch der Kindergarten des sechsjährigen Sohnes von Markus Schmitt wurde von der Flut im Ahrtal weggespült. „Er hat mit seinen Freunden immer wieder Flut gespielt. Viele Kinder haben ihre Traumata spielerisch bewältigt“, berichtet der Psychologe.

„Ich habe aber auch viele Kinder gesehen, die stummer wurden.“ Und er hat beobachtet: „Wie die Eltern verarbeiten, so ergeht es oft auch den Kindern. Eltern und ihre Kinder bilden also häufig eine Schicksalsgemeinschaft hinsichtlich der Verarbeitung ihrer Traumata.“ Den Eltern rät Schmitt, „erst einmal auf ihre Selbstheilungskräfte zu vertrauen. Es braucht aber Fingerspitzengefühl, um zu erkennen, wann das nicht mehr reicht und sie psychologische Hilfe brauchen.“ Wer das spüre und unsicher sei, sollte bei einer Hotline anrufen, um dort Rat einzuholen. Und die Kinder? Ist es gut, wenn sie in der Schule mit jenen zusammentreffen, die nicht betroffen sind? „Ja“, sagt Schmitt. „Aber Lehrer und Erziehungskräfte sind stark gefordert, um Stigmatisierungen zu verhindern. Idealerweise entsteht eine Solidarität unter den Kindern.“ Er selbst habe vor der Flut im Ahrtal bereits Kindergärten mit Blick auf eine mögliche Traumatisierung von Kindern gecoacht. „Die US-Psychologen Richard Tedeschi und Lawrence Calhoun haben Programme entwickelt, wie man ein posttraumatisches Wachstum etwa in Schulen anbahnen kann. Solche Programme sollten unbedingt Teil der Ausbildung von Lehrern und Erziehern werden.“ ck
Flutkatastrophe im Ahrtal
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