Administratoren bitten, nicht eigenmächtig und ungefragt ins Katastrophengebiet anzureisen
Nicht eigenmächtig und ungefragt ins Katastrophengebiet anreisen: Masse der Helfer könnte Chaos noch vergrößern
Tag für Tag helfen junge Leute uneigennützig. An der Koordinierungsstelle im ehemaligen CAP-Mark in Sinzig können sie sich stärken. Foto: Schumacher
Judith Schumacher

Kreis Ahrweiler. Unglaubliche Bewegung herrscht auf den Plattformen im Netz, was die Hilfsangebote für die Flutopfer angeht. Gerade für das Wochenende, an dem es zu Starkregen kommen kann, kündigen sich über verschiedene Plattformen im Netz Scharen von Helfern an, die aus ganz Deutschland anreisen wollen, um zu helfen. Doch die Masse der Helfer droht, das Chaos im Katastrophengebiet noch zu verstärken.

Lesezeit 2 Minuten

So bitten die Administratoren, etwa von der Internetseite hochwasseradenau.de, nicht eigenmächtig und ungefragt anzureisen. Auf der Seite findet aktuell vorerst keine Registrierung von freiwilligen Helfern mehr statt. Deren Anzahl bewegt sich bereits bei über 5000. „Wir sind sicher, dass eure Hilfe auch noch in den nächsten Wochen benötigt werden wird und es eine entsprechende Koordination geben wird, die euch dorthin vermittelt, wo es am nötigsten ist“, heißt es auf der Internetseite, die über aktuelle Entwicklungen berichtet. Obwohl immer wieder von offizieller Stelle gewarnt wird, einfach loszufahren, ist die Hilfsbereitschaft der Menschen riesig und angesichts des Leids im Ahrtal nicht zu bremsen.

In der Facebook-Gruppe „Hochwasser in AW – freiwillige Helfer“ überschlagen sich die Angebote. Manche wollen mit Radladern und großem Gerät kommen. Doch immer wieder ist zu lesen, dass es an Ansprechpartnern fehlt, wo die Hilfe eingesetzt werden kann. Der Administrator der Seite „AW Hochwasser – freiwillige Helfer“ Marcel Schuchardt sah sich genötigt, die Helfer zu warnen und schreibt: „Bitte nicht unkoordiniert anreisen! Die Region versinkt sonst im Chaos. Dies ist keine Aufforderung zur Anreise, sondern eine Sammlung von Informationen zur koordinierten Kräftemobilisierung!“

Doch immer wieder sind Kommentare in der Art zu lesen: „Lasst euch nicht abwimmeln, da sieht es aus wie im Kriegsgebiet.“ Aus dem Norden Deutschlands kommt die Meldung: „Da ist was Großes unterwegs. Die Ostfriesen kommen.“ Am Donnerstagmorgen hat sich ein Konvoi mit mehr als 100 Lastwagen und 150 Helfern aus Ostfriesland auf den Weg ins Ahrtal gemacht. Offenbar ist mit „Keno, de Schwatten Ostfreesen Jung“ auch eine recht bekannte Persönlichkeit dabei. Weitere Posts bieten folgende Hilfen an: Einer will eine langfristige Versorgung mit WC-Kabinen mit Waschmöglichkeit im Katastrophengebiet sicherstellen. Die Kabinen würden immer wieder gereinigt, geleert und bei Bedarf neu verteilt und umgestellt. „Es sind schon einige Kabinen aufgestellt, doch es werden auch oft Orte angefahren, welche schon versorgt sind und keinen direkten Bedarf haben“, heißt es da.

Ein Notarzt ist nach seinem Dienst in Neuwied samt einer Basisausstattung angekommen. Ein weiterer Hilfswilliger bietet eine komplette Feldküche inklusive Personal für zwei bis drei Wochen an, ein anderer will Foodtrucks, wieder ein anderer einen Imbisswagen aufstellen. Angeboten wird von einem ehemaligen Ahrtaler, dass er seine Abfüllanlage für Wein nahe Bad Kreuznach auf Frischwasserproduktion nach hygienischen Standards umstellen könnte. Das Wasser würde er mit der eigenen Lkw-Flotte in die Krisenregion bringen. Ein Feuerwehrmann will Feuerwehrschläuche, ein Standrohr und eine Wasserpumpe mit Saugschläuchen ausleihen. Eine Gruppe ist mit einem Multilader gekommen, eine weitere mit Radladern. Beide fragen nach Einsatz- und Übernachtungsmöglichkeiten. Ebenso wie einer, der mit seinem Traktor und Kipper anreist. Auf der Seite Ahrhelp.com werden Hilfsgesuche und Hilfsangebote koordiniert. Sie kooperiert mit der Kreisverwaltung und dem Lions Club Bad Neuenahr. Aufräumarbeiten, Kinderbetreuung, Wohnmöglichkeiten, Räumgeräte, Waschdienste, Trinkwasser, eine Pflegestelle für eine Hündin oder Zimmer in einem Kloster mit Gemeinschaftsküche sind dort aufgelistet. Ebenso Unterkünfte für Geflügel, Ziegen und Schafe.

Von unserer Mitarbeiterin Judith Schumacher

Top-News aus der Region