Als das Vater-Sohn-Gespann die Fernsehbilder aus der Eifel sah, wollten die Beiden helfen. „Wir haben so viele schöne Zeit auf dem Nürburgring und in der Region verbracht, da wollten wir den Menschen was zurückgeben“, erzählt Axel Berger, der Chef von Xelger Motorsport. Um weitere Helfer zu bewegen, schaltete Junior Marc einen Facebook-Aufruf. Am Abend waren es noch zehn Freiwillige. „Am nächsten Tag ist das Ding förmlich explodiert. Mehr als 300 Motorsportler aus ganz Deutschland wollten mitmachen“, so Marc, der fortan einen Hilfskonvoi zu organisieren hatte.
Mit Baggern, Lkw, Notstromaggregaten, Schubkarren, Schaufeln Besen, Lebensmitteln und Verpflegung für die eigene Mannschaft, von Michael bieg und Jan Knöbel organisiert, startet die erste 50-köpfige Sternfahrt der Helfer aus Konstanz, Hannover, Bremen, Heidelberg nach Bad Neuenahr-Ahrweiler. Auf dem Gelände der Firma Medentis in Walporzheim dürfen sie ihr Lager aufschlagen – inklusive (kalter) Duschen und Schlafsaal in der Firmenlobby.
Vielen jungen Helfern stockt der Atem beim ersten Anblick der zerstörten Häuser, Brücken und wie die Menschen im Schlamm und Dreck ohne Strom, Wasser, Telekommunikation die ersten Tage leben müssen. „Ein Anblick, der mit Bildern nicht zu beschreiben ist“, sagt einer. Drei Soldaten, die ebenfalls zur Truppe gehören und über Erfahrung aus Einsätzen in Mali und dem Irak verfügen, sagen: „Das ist wie Krieg, nur ohne Bomben.“
Und die Hilfe der „ Motorsportler für die Eifel“ wird an allen Ecken und Enden in Ahrweiler gebraucht. Schlamm wird in Eimerketten aus Kellern gebracht, Wohnzimmermöbel, Küchen, Büromöbel – alles fliegt durch die zerborstenen Fensterscheiben. Und was die Helfer besonders überrascht. Außer von Freiwilligen gibt es noch am Sonntag, 25. Juli, keine Verpflegung von den staatlich organisierten Helfern, keine warme Mahlzeit in Ahrweiler. Mehr als 1200 Bratwürstchen und 1000 Steaks bringen sie an jenem Sonntag unter die Bevölkerung. „Wir und viele Freiwillige haben mit Imbissbuden und Suppenständen für warmes Essen in Ahrweiler gesorgt“, sagen Axel und Marc Berger. Dank dafür gibt es von oberster Stelle: Stadtbürgermeister Guido Orthen lobt die Freiwilligen und kritisiert den Krisenstab.
Dennis Schork und seine Helfer von „Motorsportler für die Eifel“ sind aus Fahrenbach bei Heidelberg gekommen und verlassen das Camp in Ahrweiler. Sie sind auf dem Weg nach Altenahr-Altenburg. Der Trupp hatte zuvor telefonischen Kontakt zu zwei Familien. Es ist der schnellste Weg, konkret zu helfen für alle Freiwilligen aus ganz Deutschland, wenn man vor der Abreise weiß, wem man helfen soll. Das eine Haus hat eine Elementarversicherung, das andere nicht. Später wollen die vierköpfige Familie und ihre Eltern in das gut versicherte Haus ziehen. Und was wird aus dem zweiten? „Mal sehen, aber das Geld für den Wiederaufbau haben wir nicht“, sagt sie. „Wir überlegen, wie wir das irgendwie finanziell schaffen. Ich will wieder in mein Haus.“
Dabei hing ihr Leben eben in jenem Haus am seidenen Faden. Samt Mann und der jüngsten Tochter sowie dem querschnittsgelähmten Nachbarn und dessen Frau mussten sie sich, als das Wasser immer weiter stieg, über ein Dachfenster in den Berghang retten.
Dennis und seine Freunde helfen, die beiden Häuser zu entkernen. Der Estrich muss raus, die Dämmung im Dachstuhl muss weg, Holzverkleidungen müssen raus und der ganze Schutt auf eine der Sammelstellen gebracht werden.
Der Einsatz in Altenburg war nur für die zwei Häuser geplant. Doch als die Helfer von „Motorsportler für die Eifel“ das ganze Elend in einem der am härtesten getroffenen Dörfer an der Ahr sehen, bleiben sie gleich da. Bis zum Sonntag versetzen sie weitere sechs Häuser in einen Rohbaustatus, schaffen mehr als 300 Tonnen Bauschutt aus dem Dorf und hinterlassen wie die vielen anderen Helfer aus ganz Deutschland und die Frauen und Männer von „Motorsportler für die Eifel“ unendlich dankbare Menschen im Ahrtal. Am Wochenende sind sie wieder Richtung Ahrtal unterwegs. Es gibt immer noch so viel zu tun. Uli Adams