Bad Neuenahr-Ahrweiler

Medibus in Bad Neuenahr-Ahrweiler: Wenn der Arzt im Bus sitzt

Von Tim Saynisch
Täglich von 10 bis 16 Uhr kann man mit kleineren Beschwerden zum Medibus am Bahnhof Bad Neuenahr kommen.
Täglich von 10 bis 16 Uhr kann man mit kleineren Beschwerden zum Medibus am Bahnhof Bad Neuenahr kommen. Foto: Tim Saynisch

Unübersehbar steht er neben dem Bahnhof in Bad Neuenahr: der rote Medibus. Bei dem Gefährt handelt es sich um eine von zwei Ärztlichen Bereitschaftsdienstzentralen in der Kreisstadt, die sich um Beschwerden und kleinere Blessuren kümmern, die sich in normalen Zeiten der Hausarzt anschauen würde.

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Seit dem 25. Juli parkt der Bus, der von der Kassenärztlichen Vereinigung bereitgestellt wird, in Bad Neuenahr am Bahnhof, in Ahrweiler am Bahnhof gibt es außerdem einen Container des Roten Kreuzes. Die Zentralen sind wichtige Bindeglieder zwischen medizinischer Notversorgung durch die Hilfsorganisationen in der Stadt und der Versorgung im Krankenhaus.

„In Bad Neuenahr hat meines Wissens nach noch kein Allgemeinmediziner wieder offen. Wir sind stark frequentiert, behandeln etwa 10 bis 15 Patienten pro Stunde“, erklärt Dr. Stephan Heinen, der am Samstag Dienst im Medibus hat. Der Bus ist immer mit einer Arztgehilfin und einem Arzt besetzt, der täglich wechselt. Heinen sagt, dass sich das Medibus-Team um alles kümmere, „was man mit den Händen behandeln kann. Wir können hier keine Diagnostik anbieten.“ Mit einem EKG oder einem Ultraschallgerät ist der Bus beispielsweise nicht ausgestattet. „Wir haben ein funktionsfähiges Krankenhaus. Hierfür ist die Notfallambulanz da.“

Der Medibus bietet auf leicht beengten Verhältnissen fast dieselbe Ausstattung wie eine Hausarztpraxis.
Der Medibus bietet auf leicht beengten Verhältnissen fast dieselbe Ausstattung wie eine Hausarztpraxis.
Foto: Tim Saynisch

Auch Tetanus- und Hepatitis-Impfungen werden angeboten

Im Bus werden wie beim Hausarzt immer zwischen 10 und 16 Uhr kleinere Blessuren behandelt und Medikamente verschrieben. Auch Tetanus- und Hepatitis-Impfungen werden hier angeboten. Und die Pikse scheinen sehr gefragt zu sein. Wohl auch, weil die Impfungen sehr unbürokratisch verabreicht werden können. Die Vorlage der Krankenversichertenkarte genügt. Am Samstagvormittag hat sich bereits gegen 11 Uhr eine Schlange von sechs Leuten gebildet, die für eine Impfung anstehen. „Ich bin seit 16 Tagen hier im Dauereinsatz und möchte auch künftig noch fit mit anpacken können. Der Bus war hier in der Nähe, also habe ich mich dazu entschlossen“, erzählt Angela Lexa, die bei Brüggens Tanzbar unweit des Bahnhofs beim Aufräumen hilft. Auch Besitzerin Anja Brüggen ist zum Bus gekommen, um sich eine Hepatitis-A-Impfung geben zu lassen: „Wir kramen die ganze Zeit im Keller, da ist es besser, die zu haben.“

Die Tierarztpraxis in der Landgrafenstraße arbeitet nicht wie gewöhnlich: hier fehlt noch Strom.
Die Tierarztpraxis in der Landgrafenstraße arbeitet nicht wie gewöhnlich: hier fehlt noch Strom.
Foto: Tim Saynisch

Dass Infektionen nicht nur den menschlichen Bewohnern der Kreisstadt gefährlich werden können erklärt Marion Hansen, Tiermedizinische Fachangestellte einer Tierarztpraxis in der Landgrafenstraße. „Wir haben diese Woche vor allem Patienten mit Durchfall und Erbrechen gehabt. Die Tiere schlabbern an irgendwelchen Pfützen, fressen Matsch und werden dann krank“, weist Hansen auf die Gefährlichkeit hin, die von Schlamm und Brackwasser auf den Straßen ausgeht. Die Tierarztpraxis, in der sie arbeitet, gehört zu den rund 5 bis 10 Prozent der Gebäude in der Kreisstadt, die noch immer keinen Strom haben. „Wir arbeiten im Notbetrieb und können lediglich das machen, was ohne Strom möglich ist“, erklärt Hansen. Die Praxis habe anfangs auch voll Schlamm gestanden, „aber viele helfende Hände haben dafür gesorgt, dass wir jetzt wenigstens wieder so weit einsatzfähig sind. Das war schon toll.“

Von unserem Redakteur Tim Saynisch