1872 von Pfarrer Pfliester erbaut
Nicht eine an Gläubigen wachsende Gemeinde war es im Jahr 1872, die den Bau einer evangelischen Kirche in Bad Neuenahr erforderlich machte, sondern der untragbare Zustand, dass die vornehmen Kurgäste zum evangelischen Gottesdienst in das provisorisch hergerichtete Kurhaus mussten. So konnte es nicht weitergehen. Also suchte Pfarrer Gustav Adolf Pfliester, der im aufstrebenden Bad neben Kurdirektor und Ärzten zu den herausragenden Persönlichkeiten seiner Zeit gehörte, nach einem geeigneten Standort für den Bau einer Martin-Luther-Kirche.
Er hat den Ort gut gewählt. Im Zentrum der Kurstadt, in Sichtweite des Kurhotels gelegen, steht sie auch im Zentrum der Kuranlagen und erinnert die Gäste stets daran, dass man Gott für seine gute Gesundheit ruhig einmal danken sollte. 1872 wurde die im neugotischen Stil direkt an der Kurgartenbrücke erbaute Martin-Luther-Kirche feierlich eingeweiht, aber erst sechs Jahre später, im Jahr 1878, wurde die selbstständige Evangelische Kirchengemeinde Bad Neuenahr gegründet. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich durch den Zustrom von Flüchtlingen und später von Bundesbeamten und Soldaten die Anzahl der ansässigen evangelischen Christen so weit vergrößert, dass sich noch heute rund 6000 Gemeindemitglieder über die Kreisstadt, die Grafschaft, Altenahr sowie das Vinxtbachtal verteilen. Trotzdem waren es 1958 auch wieder die zahlreichen Kurgäste, die es notwendig machten, die Martin-Luther-Kirche in wesentlichen Teilen zu erneuern. Von der ursprünglich erbauten Kirche sind heute nur noch der östliche Glockenturm, das Rosettenfenster in der Giebelfront zur Kurgartenbrücke sowie die beiden Seitenfenster erhalten geblieben. Das Kirchenschiff selbst wurde vollständig abgerissen und beim Neuaufbau um ein Seitenschiff erweitert. Durch die Verblendung des Neubaus mit den ursprünglichen Bruchsteinen wurde der alte Stil der Kirche bewahrt. tar