Plus
Ahrtal

Kampf um Fachwerkhäuser: Wie viel Bausubstanz ist noch zu retten?

Von Manfred Ruch
Rund 10.000 Häuser im Ahrtal sind zerstört oder schwer beschädigt – darunter auch viele historische. Doch was soll man rausreißen, wo lieber abwarten? Darum ging es jetzt bei einer Tagung.  Foto: imago
Rund 10.000 Häuser im Ahrtal sind zerstört oder schwer beschädigt – darunter auch viele historische. Doch was soll man rausreißen, wo lieber abwarten? Darum ging es jetzt bei einer Tagung. Foto: imago

Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat gerade auch viele Fachwerkhäuser stark beschädigt, Hunderte Besitzer bangen nun um ihr zuvor liebevoll restauriertes Zuhause. Fachleute warnen jetzt aber vor übereiltem Aktionismus: Nicht alles in den Häusern müsse unbedingt herausgerissen werden, sagte der Bonner Architekt Stephan Repges auf einer Tagung zum Thema Altbausanierung nach der Flut: „Wir müssen aufpassen, dass der Aktionismus nicht noch mehr Zerstörung anrichtet.“

Lesezeit: 3 Minuten
250 beschädigte Kulturdenkmäler zählt die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) bereits jetzt durch die Flutkatastrophe im Ahrtal, darunter seien Fachwerkhäuser ebenso wie Kriegerdenkmäler oder Brücken, teilte die GDKE auf Anfrage mit. So zerstörten die Fluten etwa die Rundbogenbrücke über die Ahr bei Rech, die aus dem Jahr 1759 stammte, samt der ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Vom Auto- zum Straßenbau: Ingenieurkammer drängt bei Minister Schweitzer auf ein Umschulungsmodell

Weil Planungsbüros nicht erst seit der zerstörerischen Flutkatastrophe an der Ahr unter Fachkräftemangel ächzen, ergreift die rheinland-pfälzische Ingenieurkammer die Initiative: Sie will Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD), dessen Ressort erstmals auch den Titel „Transformation“ trägt, für eine besondere Projektidee begeistern: Arbeitslose oder von Entlassung bedrohte Ingenieure aus der Automobilindustrie und dem Maschinenbau sollen umgeschult werden, um offene Stellen in Ingenieurbüros oder Planungsbüros des Bauwesens zu besetzen.

Für Kammerpräsident Horst Lenz zeichnet sich auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure in Rheinland-Pfalz eine zunehmende Spaltung ab. Auf der einen Seite gibt es immer mehr offene Stellen. Gleichzeitig verlieren aber immer mehr hoch qualifizierte Fachkräfte wegen des Strukturwandels ihren Arbeitsplatz. „So waren allein im Juli bei der Agentur für Arbeit in Rheinland-Pfalz 858 arbeitslose Maschinenbau- und Kfz-Ingenieure registriert.“ Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) erwarte bereits, dass in diesen Branchen Hunderttausende Arbeitsplätze in den kommenden Jahren gefährdet sind. Dabei weist Lenz darauf hin, dass diese Ingenieure durch eine Transferqualifizierung in den Bereichen Bauwesen, Haustechnik oder der Wasserwirtschaft neue Arbeit finden könnten.

Anders als Großkonzerne, die selbst die Aus- und Fortbildung gesuchter Fachkräfte organisieren können, bestehe der Großteil der Ingenieurbüros im Land aus Klein- und Kleinstunternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern, erklärt die Kammer. „Sie sind somit zu klein, um selbst eine professionelle Personalentwicklung betreiben zu können.“ Aber ihr Bedarf sei groß. Wie die Kammer vorrechnet, waren allein in Mainz im Juli 2021 auf einer einzigen Jobbörse 283 offene Ingenieurstellen ausgeschrieben. Die meisten Büros suchen in der Regel aber nur ein bis zwei Fachkräfte, sodass sich für sie entsprechende Qualifizierungsstrukturen nicht lohnen.

Die Spitze der Ingenieurkammer hofft daher auf ein offenes Ohr für dieses Problem bei Schweitzer. Lenz sowie Jochen Lang, Geschäftsführer der Akademie der Ingenieure, schlagen vor, modulare Qualifizierungen zu entwickeln, die neben notwendigem Grundlagenwissen auch Vertiefungen in unterschiedliche Ingenieurdisziplinen vermitteln. Sie kalkuliert bei der Qualifizierung mit Kosten von etwa 10.000 Euro pro Ingenieur. „Bei ausreichender Finanzierung könnten so jährlich mehrere Hundert Ingenieure Arbeit finden.“

Aber bislang hapere es am Geld. So liege der öffentlich geförderte Stundensatz für die Qualifizierung eines Mechatronikers zum Haustechnik- oder Wasserwirtschaftsingenieur bei gerade mal 8,95 Euro, für einen Baumkletterer aber bei immerhin 29,03 Euro. Dabei könne sich die Finanzierung des Fortbildungsprojektes für den Staat lohnen – auch um Bau- und Klimaprojekte zu beschleunigen. Baden-Württemberg habe bereits reagiert. Das Arbeitsministerium fördert das Projekt „KompetenzTransfer“ mit 390.000 Euro an der Akademie der Ingenieure in Ostfildern. Das Modell lasse sich auf Rheinland-Pfalz übertragen, so Lenz.

Der Appell stößt bei Schweitzer, vor Jahren als Projektleiter für das Steinbeis-Transferzentrum in Heidelberg tätig, auf Interesse. Er hat Lenz den fachlichen Austausch mit dem Ministerium angeboten. „Dabei könnte auch über mögliche Anknüpfungspunkte zwischen der Projektidee der Ingenieurkammer und unserer Landesförderung gesprochen werden“, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung.

Ursula Samary

Flutkatastrophe im Ahrtal
Meistgelesene Artikel