Bad Neuahr-Ahrweiler

Im letzten Moment: Kitten nach Marderbiss das Leben gerettet

Die beiden niedlichen Kätzchen Leni und Paula hatten Glück im Unglück, Helfer des Katzenschutzvereins Bad Neuenahr-Ahrweiler, nahmen das zum Teil durch einen Biss verletzte Geschwisterpaar auf und päppelte es wieder auf.  Foto: Marion Schmidt
Die beiden niedlichen Kätzchen Leni und Paula hatten Glück im Unglück, Helfer des Katzenschutzvereins Bad Neuenahr-Ahrweiler, nahmen das zum Teil durch einen Biss verletzte Geschwisterpaar auf und päppelte es wieder auf. Foto: Marion Schmidt

Wenn man die beiden niedlichen Kätzchen Leni und Paula vergnügt spielen und toben sieht, erinnert nichts daran, wie nah sie als neugeborene Babys dem Tode waren.

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Es begann an einem Tag im Mai, als eine aufmerksame Mitarbeiterin des Marienhaus Klinikums in Bad Neuenahr bemerkte, wie eine Katze immer wieder zu einer Wärmepumpe im Gelände des Krankenhauses lief. Als sie nachsah, was es dort Besonderes gab, entdeckte sie zwei noch blinde Katzenbabys, die unter der Pumpe im Erdreich zusammengekuschelt lagen.

Rasch holte sie Marion Schmidt herbei, eine Kollegin und ehrenamtliche Helferin des Katzenschutzvereins Bad Neuenahr-Ahrweiler 1978. Zusammen mit Anita Andres, Vorsitzende des Vereins, wurde beschlossen, die beiden Kitten in eine Box zu legen, um so auch die Mutter einzufangen. Doch die wild lebende Katzenmutter war schnell und geschickt. Sie schnappte sich ein Baby aus der Box und floh damit, bevor jemand die Box schließen konnte. Die Mitarbeiter des Krankenhauses folgten ihr vorsichtig bis zum Bauhof. Als die Mutterkatze das Baby ablegte, um ihr zweites Kitten zu holen, konnte es von den Helfern wieder aufgenommen und zurück in die Box gebracht werden.

Auch die Mutter konnte eingefangen werden

Diesmal änderten die Helfer ihre Strategie und bauten eine Lebendfalle für die Mutter vor der Box auf. Als sie sich nach sechs Stunden nicht wieder gezeigt hatte, beschlossen die Tierschützer zu handeln und brachten die Kleinen zum Verein Pfotenhilfe Handicap- und Straßentiere, die Babys mit der Hand aufziehen. „Nach so langer Zeit bestand dringender Handlungsbedarf, die Kleinen benötigten dringend Futter und Wärme“, so Anita Andres. Die Lebendfalle blieb stehen in der Hoffnung, die Mutter würde sich doch noch einfinden. Und tatsächlich: Spätabends in der Dunkelheit ging die Katzenmama auf der Suche nach ihren Babys in die Falle.

Jetzt galt es, die kleine Familie in der Pflegestelle bei Marion Schmidt wieder zusammenzuführen und so holten Anita Andres und Marion Schmidt die inzwischen gefütterten Babys zurück. Und es gelang: Ohne zu zögern schnappte sich Mutter Meggy ihren Nachwuchs und deponierte ihn erst einmal vor den Menschen geschützt unter einem Bett.

Marderbiss hätte vermutlich zum Tod geführt

Wie dramatisch die Situation für die Babys wirklich war, erkannten die Helfer erst bei näherer Untersuchung. Eines davon hatte eine Bissverletzung am Rücken, die wohl – wie später auch vom Tierarzt bestätigt – von einem Ratten- oder Marderbiss stammte. „Die Wunde war bereits stark vereitert und musste regelmäßig ausgeschabt werden. Dank Antibiotika geht es der Kleinen inzwischen wieder sehr gut. Aber ohne Hilfe des Menschen hätte Leni diese Infektion nicht überlebt“, so Marion Schmidt.

Inzwischen sind die Kätzchen gut vier Monate alt und Dank der Fürsorge der Mutterkatze mit Unterstützung von Marion Schmidt zu aufgeweckten Teenagern herangewachsen, die bald vermittelt werden können. Nur Mama Meggy ist bei ihr fremden Menschen noch sehr zögerlich.

Schutzverein fordert einmal mehr Kastrationspflicht

„Diese Geschichte ist leider gar nicht untypisch für das Leid und Elend der Straßenkatzen. Viele Katzenbabys überleben die ersten Wochen gar nicht. Noch blind und hilflos sind sie ihren Fressfeinden ausgeliefert, wenn die Mutter auf die unvermeidliche Mäusejagd geht. Katzen haben in der Regel vier bis sechs Junge pro Wurf – vor allem wenn sie noch so jung sind wie Meggy, die bei der Geburt erst acht Monate alt war. Es ist daher davon auszugehen, dass ein oder mehrere Geschwisterchen der beiden von Fressfeinden gefressen wurden“, erläutert Anita Andres die Situation.

„Das Beispiel zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, endlich auch im Kreis Ahrweiler die Kastrationspflicht für Freigängerkatzen einzuführen. Letztlich ist jede Straßenkatze auf eine sich unkontrolliert vermehrende Hauskatze zurückzuführen. Das Land Rheinland-Pfalz hat daher bereits 2015 die Ermächtigung aus Paragraf 13 b des Tierschutzgesetzes zum Erlass einer Katzenschutzverordnung den Kommunen und Landkreisen übertragen. Eine Kastrationspflicht besteht zum Beispiel bereits in Andernach, Brohltal, Neuwied und Bad Hönningen, ebenso im benachbarten Rhein-Sieg-Kreis, in Bonn und vielen anderen Gemeinden.“ red