Kreis Ahrweiler

Hilfesuchende und Helfer finden zueinander: Internetseite Ahrhelp.com vermittelt

Von Judith Schumacher
Die Hilfsbereitschaft ist vorhanden. Nun gilt es, sie zu koordinieren. Dabei hilft die nicht kommerzielle Website http://Ahrhelp.com. Foto: Schumacher
Die Hilfsbereitschaft ist vorhanden. Nun gilt es, sie zu koordinieren. Dabei hilft die nicht kommerzielle Website http://Ahrhelp.com. Foto: Schumacher

Nichts wird so dringend im Katastrophengebiet des Ahrtals benötigt wie tatkräftige Hilfe. Die kommt aus der gesamten Bundesrepublik und darüber hinaus. Doch wie finden Helfer zu Hilfesuchenden? Vor diesem Problem standen in den vergangenen Tagen viele, die sich persönlich oder materiell engagieren wollten. Eine unkomplizierte Plattform ist die Internetseite http://Ahrhelp.com, die Lars Ruth aus der Grafschaft ins Leben gerufen hat.

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Dort können User suchen und finden, welche Hilfe benötigt und welche angeboten wird und dann, ohne dass ein Koordinator zwischengeschaltet wird, direkt Kontakt aufnehmen. Aufgeführt sind in verschiedenen Rubriken kostenlose Wohnungs- und Unterbringungsmöglichkeiten für Flutopfer, befristete und unbefristete Mietangebote, kostenlose Dienstleistungen in der Medizin, der Pflege, im Handwerk, Lager- und Stauraum, Heizöl, Elektro-, Zimmerer-, Dachdecker-, Schweiß und Räumarbeiten, PC-Reparatur, Mitfahrgelegenheiten, Kraftstoff, Großspenden, Werkzeug, Autos, Räumgeräte, juristische Beratung, WLAN-Geräte, Waschdienste, Wasser oder Hilfstruppen- und Einzelpersonen, die sich zu bestimmten Zeiten zur Verfügung stellen. Die Nutzer können einfach den für sie passenden Kontakt anklicken und den Telefonhörer in die Hand nehmen.

Keinerlei finanzielles Interesse

„Es steckt keinerlei finanzielles Interesse hinter der Seite, wir wollen einfach nur helfen, und das nachhaltig und langfristig, das hier ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, betont Lars Ruth. Der 50-jährige Direktor der Unternehmensberatung Deloitte ist Mitglied im Lions-Club Bad Neuenahr-Ahrweiler und verzweifelte angesichts seiner vehementen und gescheiterten Versuche, jemanden an den auch von der Polizei genannten offiziellen Telefonnummern an den Apparat zu bekommen, um die Hilfsangebote, die bis Samstag nach der Flut bei ihm persönlich aufliefen, weiter zu vermitteln. „Es ging einfach nie jemand ans Telefon, bei keiner der relevanten Telefonnummern rief jemand zurück. Ich wollte das über die offiziellen Stellen vor Ort organisieren, aber es ging nicht. Das Problem war schlicht, dass diejenigen, die vermitteln, sollten nicht vermitteln“, sagt Ruth. An dem Samstag war er total frustriert und überlegte, dass es doch möglich sein müsste, etwas ins Laufen zu bekommen.

Chaos verhindern

Der Grafschafter, der in seinem Werdegang auch Stabsoffizier bei der Bundeswehr war, setzte sich mit einem Freund vom Lions-Club in Verbindung. „Dessen Tochter hatte die gleiche Idee von einer Seite im Netz, die Hilfesuchende und Helfer zusammenbringt, ohne dass jemand dies koordinieren muss“, berichtet Lars Ruth. Die junge Frau baute die Seite, auf der Nutzer unmittelbar individuelle Absprachen treffen können. Bereits am Sonntag nach der Katastrophe ging http://Ahrhelp.com online. „Seitdem versuchen wir, mit der Flut an Usern Schritt zu halten und haben neue Kategorien wie ,helfende Hände‘ aufgenommen. Nur eine Handvoll Leute pflegen die Seite. Bislang sind wir bei 8700 Nutzern“, sagt Ruth.

Bezüglich der Flut der Helfer angeht, die häufig unkoordiniert ins Ahrtal reisen, hat er einen klaren Standpunkt: „Ich begrüße jeden, der helfen will. Aber auch ohne diese fürchterliche Lage wäre es an einem normalen Wochenende eine kleine Katastrophe, wenn 10.000 Menschen unvermittelt ins Tal kommen. Mir geht es darum, dass Helfer so eingesetzt werden, dass kein Chaos entsteht.“

Nicht jeder begrüßt allerdings das Tun der Macher von Ahrhelp. „In den Kommentaren im Netz werden wilde Vermutungen und Spekulationen angestellt, wir werden von Reichsbürgern und Querdenkern beschimpft und als Verbrecher betitelt. Aber die größte Anerkennung in Deutschland ist der Neid“, sieht Lars Ruth diese Nebenerscheinungen gelassen.

Er ist davon überzeugt, das sich tatsächliche Ausmaß der Flut erst in zwei oder drei Monaten zeigen und die Zivilgesellschaft stark fordern wird. Deshalb sei seine Seite auf lange Sicht angelegt. „Wir wollen tatsächlich einfach nur helfen“, betont der 50-Jährige, der gerade QR-Codes gekauft hat, damit die Bevölkerung die Seite von Ahrhelp scannen kann.

Von unserer Mitarbeiterin Judith Schumacher