Kreisstadt/Grafschaft

Hilfe nach der Flutkatastrophe: Betreute „Sorglos“-Nachmittage für betroffene Senioren

Von Rike Schmickler-Bouvet
Einzelheiten zu den gerade angelieferten Containern, die für die Seniorenbetreuung eingerichtet werden, erläuterte (von rechts) Bürgermeister Achim Juchem dem Pflegedienstleiter der Caritas-Sozialstation, Andreas Schwiperich, DRK-Vertreter Daniel Blumenberg, Caritas-Verbands-Geschäftsführer Richard Stahl, Fachbereichsleiterin Siglinde Hornbach-Beckers und Thomas Hergarten, Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung Foto: Schmickler-Bouvet
Einzelheiten zu den gerade angelieferten Containern, die für die Seniorenbetreuung eingerichtet werden, erläuterte (von rechts) Bürgermeister Achim Juchem dem Pflegedienstleiter der Caritas-Sozialstation, Andreas Schwiperich, DRK-Vertreter Daniel Blumenberg, Caritas-Verbands-Geschäftsführer Richard Stahl, Fachbereichsleiterin Siglinde Hornbach-Beckers und Thomas Hergarten, Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung Foto: Schmickler-Bouvet

„Sich mal aus dem Staub machen“, mit Gleichgesinnten austauschen, einfach auf andere Gedanken kommen und: einen vorübergehenden Tapetenwechsel genießen. Diese Möglichkeit haben von heute an Seniorinnen und Senioren aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, die unter den Folgen der Flutkatastrophe leiden.

Lesezeit: 3 Minuten
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Im Schulterschluss bieten der Caritasverband Rhein Mosel-Ahr, die Gemeinde Grafschaft und die Kreisverwaltung Ahrweiler älteren Menschen wöchentlich betreute „Sorglos-Nachmittage“ an. Das Motto: „Sich mal aus dem Staub machen“.

Die Flutkatastrophe hat auch viele ältere Menschen in Bad Neuenahr-Ahrweiler hart getroffen: Teils haben sie ihr Zuhause verloren, wurden getrennt von ihren Lieben und sind jetzt mehr denn je auf andere Menschen angewiesen. Die ersten Treffen werden im Ringener Bürgerhaus sein, bei stetiger Nachfrage werden die Seniorennachmittage bald in gemütlich ausgestalteten Containeranlagen stattfinden, die im Innovationspark Grafschaft hergerichtet werden und jetzt auf dem Gelände der Firma Haribo ausgeliefert wurden. Vor Ort sahen sich dort die Netzwerkpartnerinnen und -partner die Räumlichkeiten an, die auf Initiative von Grafschafts Bürgermeister Achim Juchem zur Verfügung gestellt wurden.

Bis zu zwei Nachmittage pro Woche

Das Betreuungsangebot richtet sich an die 70-Plus-Generation in Bad Neuenahr-Ahrweiler, je nach Bedarf an ein bis zwei Nachmittagen wöchentlich. Und das hat sich schnell herumgesprochen: „Zur Premiere haben sich bereits 18 Seniorinnen und Senioren angemeldet“, berichtet Richard Stahl, Geschäftsführer des Caritasverbandes Rhein-Mosel-Ahr, Träger der künftigen Seniorentreffen. Während die ehrenamtlich Tätigen der Caritas sich um die Bewirtung, Unterhaltung und Aktivitäten für die Senioren kümmern, organisiert die Gemeinde Grafschaft die Räumlichkeiten und die Verpflegung wie Kaffee, Kuchen, belegte Brötchen etc.. „Hans-Guido Riegel, geschäftsführender Gesellschafter der Haribo-Gruppe, hat zugesagt, dass der eigens gegründete Verein ,Haribo hilft' die Kosten für die Container und die Verpflegung der Senioren übernimmt. Darüber sind wir sehr dankbar“, teilte Bürgermeister Achim Juchem mit. Im Fachbereich Jugend, Soziales und Gesundheit der Kreisverwaltung Ahrweiler laufen die Fäden der Organisation zusammen. Dazu gehört auch die Koordination der Shuttle-Busse. „Wer will, kann dabei sein. Interessierte werden ab 14 Uhr vor der Tür abgeholt und gegen 18 Uhr wieder zurückgebracht“, informierte Fachbereichsleiterin Siglinde Hornbach-Beckers mit. Auch der Einsatz von Rollatoren und Gehilfen hindere nicht an der Teilnahme.

Alle ziehen an einem Strang

Das Modellprojekt „Sich mal aus dem Staub machen“ geht auf eine Initiative des „Runden Tischs“ zurück: Vertreter der sozialen Träger treffen sich regelmäßig mit Mitarbeitenden des Fachbereichs der Kreisverwaltung zum Austausch über die aktuelle Situation der Menschen im Ahrkreis – generationenübergreifend. „In einer Zeit, in der Träger und Partner gewohnte Begegnungsangebote wegen fehlender Infrastruktur kaum ermöglichen können, sind wir froh, für die älteren Flutbetroffenen in der Stadt etwas tun können und dazu beizutragen, sie auf andere Gedanken zu bringen“, betonte Siglinde Hornbach-Beckers. „Dabei stehen wir im engen Austausch mit den Akteuren der sozialen Träger und ziehen an einem Strang“, hob Hornbach-Beckers hervor.

„Es geht hier weniger um ein aktives Unterhaltungsprogramm, als um das persönliche Gespräch, den Austausch und die Begegnung“, erläutert Richard Stahl. Das Angebot soll auch Familien entlasten, die durch die Flutfolgen auf engem Raum zusammenrücken müssen. Sie erhalten so eine vorübergehende Ausweichmöglichkeit für die Großeltern.

„Dafür, dass sich der Seniorennachmittag so schnell rundgesprochen hat, sorgten auch die Gemeindeschwester Plus der Caritas, des DRK und weiterer sozialer Träger, die auch als Streetworker durch die Orte gehen“, erzählt Stahl. Sie sprechen Seniorinnen und Senioren direkt an oder gehen einfach von Tür zu Tür. „Wir müssen ältere Menschen vor Vereinsamung bewahren“, so Stahl.

Und genau dazu soll der Nachmittag der Begegnung beitragen. Wegen der großen Resonanz plane man, bereits ab dem 16. September zwei Nachmittage in der Woche anzubieten. Denn mehr als 18 bis 20 Personen pro Nachmittag sollten es nicht sein. „Es ist wichtig bei den Menschen zu sein, mit ihnen zu sprechen. Und dass der Bedarf und das Interesse an einem gemeinsamen Austausch besteht, das zeigen die rasant steigenden Anmeldezahlen“ konstatiert Richard Stahl.

Von der Flut betroffene Seniorinnen und Senioren können per E-Mail an sozialstation@caritas-ahrweiler.de oder unter Tel. 0157-518.840 55 anmelden.

Von unserer Mitarbeiterin Rike Schmickler-Bouvet